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Bekannt ist Otto Dix vor allem als Vertreter der Neuen Sachlichkeit. Auch der Text zur Ausstellung "Geisterbahn und Glanzrevue. Otto Dix. Aquarelle und Gouachen", der als Klappentext abgedruckt ist, stellt Dix vor allem als Meister der Neuen Sachlichkeit dar, der auf der Suche nach dem "unverdünnten Leben" das "Hässliche, Brutale und Abgründige" in seinen Bildern wiederzugeben versucht.
Genau das aber will der erste Text im Buch "Wer war Otto Dix" widerlegen und fragt, ob die gängige Perspektive auf Otto Dix Werk in Richtung Neue Sachlichkeit überhaupt zu halten ist. Allein die in diesem Katalogbuch versammelten Werke zeugen von der stilistischen Vielfalt des Künstlers. Da gibt es Studien zu Pflanzen, die er während seiner Zeit an der Dresdener Kunstgewerbeschule angefertigt hat, und natürlich seine Kriegsbilder oder Portraits von sich und anderen. Großstadtszenarien finden sich ebenso wie Bilder enger Wohnungen oder von Menschen auf Sonntagsspaziergängen. Auch die Matrosen fehlen nicht.
Zwei Textbeiträge bringen den Künstler Otto Dix und seine Kunst dem Leser näher. Es folgen in zwölf Themenfelder unterteilt die Bilder der Ausstellung. Titel dieser Themenfelder sind beispielsweise "Schlachtfelder", "Manege frei!" oder "Untote". Wie der Titel der Ausstellung verrät, handelt es sich bei den ausgewählten Bildern um - die von Dix bevorzugten - Aquarell- und Gouachemalereien. Dem Abdruck der Bilder geht eine kurze Einführung in das Sujet voraus. Toll ist, dass auch drei Bilderbücher aufgenommen wurden, die Dix und seine Frau Martha für ihre Kinder gestaltet haben. Zu den Bilderbücher für Muggeli und für Nelly findet sich noch ein gesonderter Textbeitrag am Ende des Buches. Ebenfalls am Ende des Buches zu finden ist eine biographische Skizze mit einigen kleinen Fotos und einen Nachtrag zum Werkverzeichnis von Suse Pfäffle. Auch eine Bibliographie fehlt natürlich nicht.
Otto Dix mag man oder aber man mag ihn nicht. Selten findet man Leute dazwischen. Der Hang zum Abstrusen und Skurrilem, zum Hässlichen und Obszönen ist nicht jedermanns Geschmack. Wer aber Otto Dix mag, findet in diesem Ausstellungskatalog einen Einblick in die Vielfalt seiner Arbeiten und wohl auch zu der Einsicht, dass Otto Dix Kunst nicht auf das Abstruse und Hässliche beschränkt, sondern im Gegenteil sehr wandlungsfähig ist. Den meisten Bildern ist eine eigene Seite gewidmet. Manchmal findet man auch zwei oder, wie bei den Bilderbüchern, vier Bilder auf einer Seite. Hin und wieder ist auch noch ein kleines Photo unterhalb des Bildes abgedruckt, das den Realitätsbezug der Bilder unterstreicht.
Die Textbeiträge zu Beginn des Buches wirken ein wenig akademisch, sind jedoch nicht uninteressant. Sie fassen Dix Werk unter globalen und abstrakten Begriffen zusammen. Auch die einführenden Texte zu Beginn jedes Themenfeldes setzen sich weniger mit den einzelnen Bildern auseinander, sondern vielmehr mit dem jeweils gemeinsamen. Man wird als Leser nicht direkt an die Hand genommen und durch die Bilder geführt, sondern muss die angesprochenen Aspekte von Dix Kunst in jedem Bild selbst versuchen zu erkennen. Den einen Leser mag das freuen, der andere wird einen konkreten Fingerzeig vielleicht vermissen. Ungeachtet dessen handelt es sich bei dem Katalog zur Ausstellung "Geisterbahn und Glanzrevue. Otto Dix. Aquarelle und Gouachen" um ein rundum gelungenes Buch, dessen Anschaffung sich für den Freund von Dix Kunst allemal lohnt.