André Marx und Boris Pfeiffer. Das sind Namen, die der Leser vor allem aus dem Universum der erfolgreichen Jugend-Krimi-Reihe "Die drei ???" kennt - während André Marx einer der produktivsten und angesehensten deutschen "Drei ???"-Autoren ist, stammen aus der Feder von Boris Pfeiffer viele Geschichten des Spin-Offs "Die drei ??? Kids". Nun haben sich die beiden in Berlin lebenden Schriftsteller zusammengetan und das Konzept einer neuen vielbändigen Kinderbuch-Reihe ausgearbeitet: "Das wilde Pack".

Dass man Direktor Müller nicht unbedingt als tierlieb bezeichnen kann, das haben die Tiere des Zoos schon zur Genüge erfahren. Doch jetzt scheint die letzte Stunde von Wolf Hamlet geschlagen zu haben - dessen seidiges Fell soll nämlich als Geburtstagsgeschenk für Müllers Tochter herhalten. Aber so schnell gibt sich Hamlet nicht geschlagen. Gemeinsam mit seinem Freund, dem Gorilla Barnabas, der das Nachbargehege bewohnt, heckt er einen Plan aus, wie er Zoodirektor Müller entwischen kann. Und tatsächlich: Hamlet gelingt die Flucht, nicht nur aus seinem Käfig, sondern sogar aus dem Zoo. Zielstrebig versucht er das Wilde Pack aufzuspüren, von dem Barnabas ihm immer so viel erzählt hat. Das Wilde Pack, eine bunt zusammengewürfelte Horde entlaufener Tiere, die sich tapfer, mutig und verwegen dem Menschen widersetzen. Tatsächlich findet Hamlet das Wilde Pack, doch von "tapfer", "mutig" oder gar "verwegen" kann keine Rede sein - im Gegenteil: Was Hamlet vorfindet, das ist ein eingeschüchteter, zurückgezogen lebender Haufen verängstigter Tiere. Wie soll Hamlet diese Truppe nur dazu überreden, ihm bei der Befreiung von Barnabas zu helfen? Denn nach Hamlets Flucht ist nun dieser ins Visier des Zoodirektors geraten ...

Die Idee dieses neuen Kinderbuch-Konzepts hat ohne Zweifel das Potenzial zu liebenswerten und abenteuerlichen Geschichten, in denen die verschiedensten Tiere die Hauptrollen übernehmen. Doch leider reizen die beiden Autoren André Marx und Boris Pfeiffer dieses Potenzial zumindest im vorliegenden ersten Band der Reihe nicht voll aus, und so zeigt sich die Lektüre von "Das wilde Pack" als allenfalls durchschnittliche Unterhaltung, der es an Innovation und Tiefgang fehlt. Gerade bei André Marx, der für seinen Einfallsreichtum bei der Entwicklung neuer "Drei ???"-Handlungsstränge bekannt ist, hätte man eine Erzählung erwarten können, die sich vom 08/15-Standard deutlicher abhebt als das vorliegende Werk. Auch für Charakterentwicklung bleibt auf den 125 Seiten des Buches kein Platz, sodass der Leser zunächst kein sonderlich festes emotionales Verhältnis zu den Figuren der Handlung aufbauen kann.
Trotz dieser Kritikpunkte ist "Das wilde Pack" sicherlich ein Buch, das gerade die jungen Leser seiner Zielgruppe ansprechen und für sich gewinnen kann, dennoch bleibt zu hoffen, dass sich die Reihe mit den nachfolgenden Bänden deutlicher vom Durchschnitt abheben und darüber hinaus mehr Wert auf Charakterzeichnung gelegt wird - auch wenn der Umfang der Bücher dazu kaum Spielraum lässt. Erwähnenswert sind hingegen die überaus gelungenen Zeichnungen und Illustrationen von Sebastian Meyer, die den Text wunderbar begleiten, ergänzen und bereichern.

Fazit:
"Das wilde Pack" erweist sich als netter und kindgerechter Einstieg in die gleichnamige Kinderbuch-Reihe von André Marx und Boris Pfeiffer - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Zeitgleich zum ersten Teil der Reihe ist übrigens der Nachfolgeband, "Das wilde Pack schmiedet einen Plan", erschienen. Auch die Bände Drei und Vier sind bereits fertiggestellt und sollen im Frühjahr 2008 erscheinen.