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Zu Anfang der Geschichte begleiten wir den Surfer Wayne an eine abgelegene mexikanische Küste. Gemeinsam mit seinen Freunden ist er hierher gekommen, da eine Postkarte ihn dazu aufgefordert hat. Er weiß zwar nicht, wer ihm die Nachricht geschickt hat, aber alles zog ihn magisch an diesen Ort. Seine Begleiter können ihn nicht verstehen, denn Wellen gibt es hier keine, und so bleibt ihnen nichts weiter übrig, als sich gelangweilt an den Strand zu legen.
Sprunghaft wechseln wir in eine Zeit weit vor der unseren. Die junge Frau Canari ist mit ihren Geschwistern unterwegs, um heiliges Wasser zu holen, dass verkauft werden soll. Es gelingt ihr jedoch nicht so recht, die Kinder in Schach zu halten und bei einer übermütigen Schwimmtour im heiligen Gewässer passiert es dann: Ihr Bruder Xaotil verschwindet spurlos. Bei der Suche nach ihm stößt die Gruppe auf eine geheime Höhle, in der sie Opfergaben an die Götter finden. Kya probiert einen der Armreifen an, die dort liegen, kann diesen aber plötzlich nicht mehr abnehmen, da er immer enger zu werden scheint. Eingeschüchtert begeben sie sich zurück nach Hause, wo sie aber nur die Wut ihres Vaters erwartet. Er gibt Canari eine Nacht Zeit, um Xaotil zu finden und zurück zu bringen.
Natürlich macht sie sich umgehend auf den Weg und wird wieder von den jungen Zwillingen begleitet. Xaotil sollen sie zwar noch nicht finden, aber dafür begegnen ihnen unglaubliche Wesen und Götter und sie reisen an die merkwürdigsten Orte, die sie sich nur vorstellen können. Wird ihre Reise sie am Ende zu Xaotil führen?
Der Texter Didier Crisse und Zeichner Carlos Meglia haben mit "Canari" eine äußerst gelungene Comic-Serie geschaffen. Der erste Teil mit dem Titel "Die goldenen Tränen" arbeitet gekonnt auf die Fortsetzung hin. Zum Einstieg in die Geschichte und auch zu ihrem vorläufigen Abschluss begleiten wir in unserer Zeit den Surfer Wayne. Was dieser mit der Geschichte um Canari zu tun hat, bleibt aber vorerst verborgen. Das tiefere Rätsel soll sich erst im nächsten Band lösen. Ohne einen Übergang begegnen wir anschließend Canari und begleiten sie und ihre Geschwister durch ein Reich voller Magie. Eine etwas klarere Gliederung wäre wünschenswert gewesen, aber da die Geschichte auch auf anderen Ebenen durchaus anspruchsvoll ist, kann man das auch einfach als weitere Herausforderung für den Leser sehen.
Der Zeichenstil von Carlos Meglia ist phänomenal. Jedes Detail ist liebevoll ausgearbeitet worden, die Farbgestaltung reicht von knallig bunten Farben bis hin zu düsterem Schwarz, je nach dem, was die Szene erfordert und mit einigen technischen Tricks gelingen ihm verblüffende Effekte in der Perspektive. Besonders hervorgehoben seien hier die Szenen im heiligen See, bei denen man die Figuren zum Teil unter, zum Teil über Wasser sehen kann. Auch der Panther, der eine wichtige Figur darstellt, fällt deutlich auf, da er auf eine andere Art gezeichnet wurde und so eine ganz besondere Rolle einnimmt. Tatsächlich fühlt man sich an moderne Zeichentrickfilme erinnert, wenn man sich die Bilder ansieht.
Auch Didier Crisse hat eine überzeugende Arbeit abgeliefert. Seine Geschichte ist erstaunlich komplex für einen Comic. Wie verschlungen die Pfade der Handlung wirklich sind, wird im zweiten Teil noch deutlicher. Hier hat man stellenweise noch das Gefühl, dass einige Erzählfäden die Geschichte nicht wirklich weiterbringen und ins Leere laufen, so als wären sie nur dafür da, die Seiten zu füllen. Trotzdem macht es Spaß, Canari und ihre Geschwister zu begleiten. Es begegnen uns Geister, Kobolde, Götter und jede Menge mystische Orte. Letztere sind bombastisch gezeichnet und schon beim ersten Durchblättern des Bandes ist man von den Bilden gefesselt.
"Die goldenen Tränen" ist ein gelungener Auftackt zur "Canari"-Reihe, auch wenn die volle Qualität erst in der Fortsetzung deutlich wird.