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 Die kleine Hexe


Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


"Der kleine Wassermann", "Bei uns in Schilda", "Der Räuber Hotzenplotz", "Das kleine Gespenst", "Krabat" - Wollte man alle Werke des deutschen Kinderbuch-Autors Otfried Preußler aufzählen, würde das wohl jeden Rahmen sprengen. Eine seiner bekanntesten Geschichten ist zweifellos die Erzählung "Die kleine Hexe", die 2007 - stolze fünzig Jahre nach ihrem Erscheinen - vom Westdeutschen Rundfunk für das Medium Hörspiel adaptiert wurde.

127 Jahre jung ist die kleine Hexe, und das ist auch der Grund, warum sie von den alten Hexen noch nicht ganz ernst genommen und damit auch nicht zur alljährlichen Walpurgisnachtfeier auf dem Blocksberg eingeladen wird. Das möchte die kleine Hexe allerdings nicht auf sich sitzen lassen und entschließt sich dazu, heimlich auf den Blocksberg zu schleichen und sich unter die anderen Hexen zu mischen. Zuerst geht das auch gut, doch dann wird die kleine Hexe von der Muhme Rumpumpel entdeckt und vor die Oberhexe geschleppt. Nach einer gehörigen Standpauke verspricht die Oberhexe jedoch, dass die kleine Hexe im nächsten Jahr mittanzen dürfe, wenn sie bis dahin eine gute Hexe geworden sei. Da die anderen Hexen die kleine Hexe nicht ohne Strafe ziehen lassen wollen, beschließt die Oberhexe, den Besen der kleinen Hexe zu verbrennen. Ihres Besens beraubt, muss sich die kleine Hexe den ganzen Weg - immerhin drei Tages- und Nachtmärsche - bis in ihr windschiefes Häuslein schleppen. Als sie sich ausgeruht hat, kauft sie sich im Dorf erst einmal einen neuen Besen, danach beginnt sie fleißig aus dem Hexenbuch zu lernen und gute Taten zu vollbringen. Seien es die alten Holzweiber, das arme Blumenmädchen auf dem Markt, die geschundenen Bierkutscherpferde, die zwei Ochsenwirtskinder oder der Maroniverkäufer, die kleine Hexe versucht erfolgreich, allen zu helfen. Doch wird das alles auch ausreichen, um im nächsten Jahr vor dem Hexenrat zu bestehen und in der Walpurgisnacht mittanzen zu dürfen?

Humorvoll, liebenswert und abwechslungsreich - diese Eigenschaften sind es unter anderem, an denen sich junge wie alte Leser der "Kleinen Hexe" auch fünfzig Jahre nach deren Erscheinen bei der Lektüre noch erfreuen können. Umso bedauerlicher, dass jedes dieser charakteristischen Elemente bei der vorliegenden Hörspiel-Umsetzung verloren gegangen ist. Während die Idee, die Produktion von einem Kind ansagen zu lassen, noch sehr zu gefallen weiß, kommt beim Hören des Hörspiels selbst leider nur allzu schnell Langeweile auf. Wenn dann nach den ersten Minuten ein flottes, amüsantes und stimmiges Lied ertönt und die kleine Hexe mit ihrem Raben Abraxas zu singen anfängt, keimt schon die Hoffnung, dass dies der Wendepunkt zu einer spannenden und kurzweiligen Hörspielproduktion sein könnte. Doch die Enttäuschung lässt nicht lange auf sich warten, denn schnell findet "Die kleine Hexe" wieder in den anfänglichen, nicht sonderlich überzeugenden Takt zurück.
Dabei vermögen sowohl Laura Maire mit ihrer frischen, lebhaften Interpretation der kleine Hexe als auch Jens Wawrczeck als knarzender, krächzender Rabe Abraxas dem Hörspiel Leben einzuhauchen. Anders verhält es sich mit der sprecherischen Qualität von Andreas Pietschmann, der für "Die kleine Hexe" als Erzähler engagiert wurde. Nicht nur, dass seine junge Stimme sich in diesem Fall nicht für die Rolle des Erzählers eignet - ein älterer Kollege wäre sicherlich die bessere Besetzung gewesen -, sein Vortrag klingt zudem emotionslos, desinteressiert und unmotiviert, was umso mehr erstaunt, da man den Sprecher zuvor mit hervorragender Leistung im Mammut-Hörspiel "Otherland" erleben konnte. Zur Verteidigung Pietschmanns muss jedoch auch hinzugefügt werden, dass seine Erzähltexte nicht unbedingt die gelungensten sind; das rührt zum einen von einer undurchsichtigen Mischung aus den Erzählzeiten Vergangenheit und Gegenwart her, zum anderen vom grobschlächtig wirkenden Charakter dieser lückenfüllenden Einschübe.
Bis auf das bereits erwähnte Lied der kleinen Hexe und ihres Raben, das in variierter Form immer wieder seinen Weg in die musikalische Untermaltung dieser Produktion findet, können leider auch die Musikeinspielungen, die für "Die kleine Hexe" komponiert wurden, nur sehr bedingt überzeugen - und das nicht, weil sie nicht qualitativ gut wären, sondern weil sie in ihrer Stimmung und ihrem viel zu modernen Charakter einfach nicht ins liebliche Konzept dieses Kinderbuchs passen.

Fazit:
"Die kleine Hexe" ist eines von Otfried Preußlers wundervollsten Kinderbüchern. Die Hörspielproduktion von WDR und Audio-Verlag kommt an das Niveau der Buchvorlage leider lediglich ansatzweise heran und kann den Zauber der Geschichte nur stellenweise einfangen.

Valentino Dunkenberger



CD | CD-Anzahl: 2 | Erschienen: 01. September 2007 | ISBN: 9783898136617 | Laufzeit: 129 Minuten | Preis: 12,99 Euro

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