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Fünf Jungs aus einem australischen Waisenheim werden für einen Sommer ans Meer geschickt. Man nennt sie December Boys - weil sie alle im Dezember Geburtstag haben. Doch nicht nur das schweißt Maps, Spark, Fido, Misty und Choker zusammen, sondern auch ihre unbändige Abenteuerlust, Neugierde und die Freude darüber, dem Waisenhaus St.Roderick für eine Weile entronnen zu sein. So erscheint ihnen Captains Folly, eine von recht skurrilen Überbleibseln der Wirtschaftskrise bevölkerte Strandsiedlung, zunächst wie ein Paradies, in dem sie sich das erste Mal echter Freiheit erfreuen und diese auch gebührend ausnutzen. Schnell freunden sie sich mit Theresa an, einer jungen Frau mit sonnigem Gemüt, die schnell zur Freundin der Kinder wird.
Dann jedoch wird der Traum vom wunderbaren, wilden Sommer am Meer gestört, als Choker mithört, was eigentlich nicht für seine Ohren bestimmt war: Der Furchtlose Foley, ein ehemaliger Stuntfahrer und Heldenvorbild für die fünf Freunde, plant eins der Waisenkinder zu adoptieren. Ein erbitterter Wettbewerb um die Gunst von Foley und seiner Frau Theresa bricht unter den fünf aus, denn jeder träumt heimlich davon, dem strengen Regime von St. Roderick zu entrinnen und bei Foley und Theresa am Meer ein sorgloses Leben zu führen.
Da unweigerlich nur einem von ihnen dieses Schicksal zuteil kommen kann, drohen Eifersucht und das Buhlen um Zuneigung nicht nur den Sommer in Captains Folly, sondern auch die Freundschaft unter den Jungen zu zerstören.
"The December Boys" ist eine fantasievolle, sympathische, ruhige Erzählung, die oft jedoch überraschend ernste Töne anschlägt. Insbesondere natürlich in dem Kampf der Jungen um die Gunst von Theresa, die Mutterfigur und Freundin zugleich zu werden scheint, an dem die Freundschaft der fünf langsam zu zerbrechen droht. Als Ausgleich treten allerlei skurrile Figuren auf: ein alter, halb-verrückter Seemann, der unablässig einen Zackenbarsch namens Henry jagt, der in der Bucht sein Unwesen treiben soll, ein altes Pferd namens Sokrates, das Fische fängt, um die Jungen einer Wildkatze zu versorgen, ein verzweifelter, gescheiterter Konzertpianist, dessen traurige Melodien die Bucht erfüllen und einige andere. Nicht alle von ihnen sind unbedingt liebenswert, doch sie hauchen der Geschichte um Freundschaft und langsames Erwachsenwerden Leben ein. Seltsamerweise dauert es nämlich sehr lange, bis man mehr über die fünf Jungs der Geschichte erfährt, bis sie sozusagen wirklich Gesichter erhalten. Gerade Choker, der die Geschichte erzählt, bleibt bis zum Ende weitgehend unbekannt, was etwas schade ist. Trotzdem wachsen dem Leser die unterschiedlichen Figuren nach und nach ans Herz.
Die Erzählung hält gekonnt die Balance zwischen einer ernsten Geschichte über Freundschaft und leisem Humor. So wirkt die Bucht Captains Folly wie eine entrückte, vom Alltäglichen abgeschnittene Welt voller merkwürdiger Gestalten und Dinge, in der die Jungs das erste Mal das Leben außerhalb ihres Heimes kennen lernen und etwas Freiheit schnuppern.
Insgesamt ist "The December Boys" eine nicht nur für Kinder lohnenswerte Lektüre über Freundschaft mit wenigen Längen, deren seltsam melancholische und doch humorvolle Stimmung ansteckend ist.