Aufklärungsbücher gibt es wie Sand am Meer. Doch nur wenige Bücher versuchen sich konsequent nur an die zu richten, die es angeht, die Kinder selbst.
Eines dieser Bücher ist "Wie ist das mit der Liebe?" von Sanderijn van der Doef. Versehen mit vielen Illustrationen aus der Feder von Marian Latour, versucht das Buch, Kindern ab neun Jahren Sex und alles, was damit zusammenhängt, zu erläutern.

Nach einer Einleitung steht die Frage "Was ist Sex?" am Anfang des Buches. Hier wird bereits deutlich, dass sich Sprache und Komplexität an Kinder richtet, die am Rande der Pubertät stehen und die dieses Thema brennend interessiert. Zwar erscheint der Klappentext "ab neun Jahre" etwas niedrig gegriffen, aber mit elf Jahren sollte jedes Kind in der Lage sein, die hier angebotenen Informationen zu verstehen und - was viel wichtiger ist - zu internalisieren.
Es folgen die Kapitel "Ich liebe dich, liebst du mich?", "Küssen", "Und dann wirst du größer,...", "Schmusen", "Ein Kind machen", "So wächst das Baby im Bauch", "Wem sehe ich ähnlich?", "Adoption", "Mit wem lebst du zusammen?", "Manchmal ist Sex nicht schön", "Kennst du Zoten?" und "Klosprüche". Den Abschluss bildet eine sehr nette, verständliche und für die Kinder sehr wichtige Erklärung zahlreicher Wörter, die im Buch Verwendung finden und die sich nicht unbedingt selbst erklären oder deren Erklärung nicht aus dem Text hervorgeht.

Bereits die Themenliste verdeutlicht, dass kein Bereich ausgespart wird oder Berührungsängste der Autorin oder Hemmungen, neuralgische Themen anzusprechen, bestehen. Es wird kein Blatt vor den Mund genommen, nichts beschönigt und sehr deutlich auf Selbstbestimmung hingewiesen.

Immer wieder wird deutlich, welche moralischen Werte die Autorin vertritt und was sie den Kindern vermitteln will. Dies jedoch wird sehr natürlich und ohne aufdringlich zu wirken erreicht.
Auch wenn Erwachsene gelegentlich die Nase rümpfen ob der seltsamen Ausdrucksweise oder der teils etwas albernen wirkenden Illustrationen - Kindern gefällt diese Art der Wissensvermittlung auf Anhieb. Sie legen das Buch kaum aus der Hand und stöbern immer wieder entgegen jeder vorgegebenen Reihenfolge in dem Buch.
Vor allem die deutlichen, bewusst auch hässliche Körper zeigenden Zeichnungen stoßen auf große Zustimmung. Ob alt, fett, dunkel, hell, klein oder dünn - jeder nackte Körper ist ein Unikat und bewundernswert mutig in seiner Offenheit und Realitätstreue.
Auch wenn es etwas sauer aufstößt, dass der Penis des Farbigen größer ist, als der des Weißen (muss dieses Klischee wirklich sein?), die Samen kleine Kopfmännchen mit Gesichtern sind und die Eizelle wie eine Matrone daherkommt - der Text und die Illustrationen sollen Kindern gefallen und die Verschiedenartigkeit der Menschen verdeutlichen, und dies gelingt der Autorin und der Illustratorin gleichermaßen hervorragend.

Dieses Aufklärungsbuch sei allen Kindern ab elf Jahren empfohlen - und Erwachsenen, die für ihre Kinder ein Aufklärungsbuch suchen und nicht wollen, dass ihr Nachwuchs sein Wissen auf dem Pausenhof, durch die Bravo oder durch praktische Versuche erlangt.