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Michael Marshall lebt als Roman- und Drehbuchautor in London und gewann mit seinem Debütroman "Only Forward" den Philip K. Dick Award und den August Derleth Award.
"Engel des Todes" ist der Fortsetzungsroman von "Der zweite Schöpfer", in dem sich der Protagonist Ward mit seinem psychopathischen Bruder auseinandersetzen musste.
Als Ward und John eine Blockhütte voller mumifizierter Leichen finden, wird ihnen schnell klar: Der zweite Schöpfer hat wieder zugeschlagen! Nach den Ereignissen aus "Der zweite Schöpfer" versucht die Hauptfigur Ward Hopkins seine Vergangenheit und auch seinen Bruder Paul zu verdrängen. John Zandt, die zweite Hauptfigur, versucht noch immer, sich für den Tod seiner Tochter zu rächen und die Hintermänner, die dafür verantwortlich sind, ausfindig zu machen. Die dritte Hauptfigur aus "Engel des Todes", Nina Baymann, ermittelt in einer Mordserie. Sie glaubt, die Täter in den Kreisen der "Straw Men" zu finden und verdächtigt auch Wards Bruder Paul des Mordes an einer Frau, in deren Mund eine Festplatte gefunden wurde. Paul hat sich einer Sekte angeschlossen, die gesellschaftliche Normen nicht toleriert und diese ausrotten möchte.
Die Handlungen werden getrennt voneinander erzählt, jeder Protagonist ermittelt vorerst alleine und auf eigene Faust. Das macht die Geschichte für den Leser schwer nachvollziehbar. Der Roman ist voll von unüberblickbaren Handlungssträngen und mysteriösen Begleiterscheinungen wie die Kennedy-Verschwörung oder der Yeti. Besonders Leser, die den ersten Teil der Serie nicht gelesen haben, werden die Handlung kaum oder gar nicht nachvollziehen können.
Durch diese verwirrenden Nebengeschichten gelingt es dem Leser vermutlich nicht, sich auf die Geschichte einzulassen. Man liest und hofft, dass man irgendwann einmal erfährt, um was es im Roman eigentlich geht, besonders wenn man "Der zweite Schöpfer" noch gar nicht gelesen hat. So schwingt man sich von Kapitel zu Kapitel in der Hoffnung, bald zum Ende zu gelangen, um dann die Nebenkonflikte miteinander verknüpfen zu können.
Einzig die Sprache kann sich sehen lassen. Einfache Sätze, einfache Wörter, einfacher Stil. Trotz dieser Schlichtheit wirkt der Erzählstil nicht langweilig, sondern trägt zur Unterhaltung bei. Der Leser muss sich nicht auf literarische Experimente oder sprachliche Abenteuer einlassen, sondern kann sich auf eine anspruchslose Erzählersprache verlassen.
Fazit: Wenn man den ersten Roman von Marshall, "Der zweite Schöpfer", nicht gelesen hat, ist das Lesen von "Engel des Todes" mehr eine Tortur als Unterhaltung. Man kann sich nicht auf die Geschichte einlassen und hat Mühe, den vielen Nebenhandlungen folgen zu können. Durch den ständigen Perspektivwechsel wird man aus der Handlung herausgerissen und in die nächste hineinkatapultiert, daher ist es kaum möglich, sich mit den Figuren zu identifizieren und sie näher an sich ran zu lassen. So bleibt man als Leser den ganzen Roman hinweg auf Abstand und ist emotional überhaupt nicht an der Geschichte beteiligt.