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Betsy Taylor hat dem miesesten Tag überhaupt hinter sich. Erst verliert die Sekretärin ihren Job, dann fällt ihre Geburtstagsfeier aus - nicht zuletzt, weil ihre Stiefmutter ihren Vater von Betsy fernhält - und zu guter Letzt endet Betsys Versuch, ihre Katze wieder einzusammeln, an einem Baum. Ein Auto konnte nicht mehr bremsen und der guten Betsy brach der Schädel. Eigentlich könnte es das gewesen sein, aber in dem Roman von Mary Janice Davidson ist nicht alles so, wie man es kennt. So erwacht Betsy in einem Beerdigungsinstitut und irrt danach etwas orientierungs- und planlos durch ihre Heimatstadt Minneapolis. Bis sie einen Überfall verhindert und bemerkt, dass sie nach ihrem Tod scheinbar ein paar Superkräfte bekommen hat und kein Zombie ist, sondern ein Vampir. Dabei mag sie doch gar kein Blut!
Auch erkennt Betsy schnell, dass viele der Vampir-Klischees bei ihr nicht zutreffen. Sie kann immer noch in eine Kirche gehen, ein Kreuz tragen und Sonne macht ihr nicht wirklich viel aus. Aber sie schläft wie eine Tote.
Doch trotz einiger Vorteile gewöhnt sich Betsy nur langsam an das Vampirdasein. Zum Glück stehen ihr ihre beste Freundin Jessica, ihre Mutter und ihr neuer Mitbewohner Marc bei.
Und Betsy kann die Hilfe dringend gebrauchen, denn sie bringt den Obervampir der Stadt, Nostro, schnell gegen sich auf. Zudem möchte sie nicht wirklich die Hilfe von Nostros Widersacher Sinclair, auch wenn sie den insgeheim ziemlich lecker findet.
Ein Vampir in einem Frauenroman? Oder doch eher umgekehrt? Die Idee erschient tatsächlich ungewöhnlich, funktioniert aber so gut, dass man sich fragt, warum die beiden Genres nicht schon viel früher und öfter miteinander kombiniert wurden.
Betsy ist eine fast typische Heldin eines Frauenromans mit ganz leichten Anklängen an Scarlett OHara und völlig verrückt nach Damenschuhen. Die Leserin erlebt durch ihre Augen, wie verrückt es sein muss, plötzlich als Vampir aufzuerstehen.
Zudem kann Betsy plappern, als würde es kein Morgen geben, und hat oft genug ein loses, sehr respektloses Mundwerk, was den Humorfaktor des Buches natürlich deutlich nach oben schraubt. Auch versteht es die Autorin, viele kuriose Szenen mit trockenem Humor einzuflechten, die einfach nur genial sind. Dazu zählen auf jeden Fall Betsys Selbstmordversuche am Anfang ihres untoten Daseins.
Auch wenn alles leicht und rosig wirkt, ist Betsys Welt doch dunkel und brutal. Nur verstehen es die Autorin und ihre Heldin, das alles nicht zu schwer und persönlich zu nehmen. Dies bekommt dem Buch wirklich und sorgt dafür, dass die Handlung weder zu banal noch zu dramatisch wird.
Die eingeführten Figuren sind meist sehr sympathisch, auf jeden Fall aber faszinierend. Eine gute Grundlage für eine Serie, die mit diesem Band ja eröffnet wird.
Man könnte nun sagen, dass der Showdown nicht zu überwältigend war. Trotzdem ist das Buch solide geschrieben und als Einstieg bestens geeignet. In weiteren Bänden können die Charaktere und ihre Welt dann stärker beleuchtet werden.
Um bei dem ganzen Lob auch ein paar kritische Punkte anzubringen: die Übersetzung ist zwar gelungen, allerdings schleichen sich in dem Buch vermehrt Fehler ein. Dabei handelt es sich nicht nur um die leider üblichen Tippfehler. Oft ist hier mal ein Wort doppelt oder wirklich falsch, besonders deutlich in der ersten Seite von Kapitel zwanzig zu sehen, und auch das 21. Kapitel weist noch vermehrt Fehler auf. Hier hätte das Lektorat wirklich besser aufpassen und der Verlag wahrscheinlich mehr Zeit für die Bearbeitung einräumen müssen. Es bleibt zu hoffen, dass in höheren Auflagen - die das Buch wahrlich verdient hat - diese Fehler behoben sind.
Vampirfreunde dürften an Betsy und ihrer ungewöhnlichen und augenzwinkernden Welt ihre Freunde haben, ist das hier doch mal ein wirklich origineller Roman. Aber auch die Freunde von romantisch-komischen Frauenromanen können zugreifen. Das Buch ist nicht wirklich brutal und behält seinen lockeren Ton, ohne aufgesetzt zu wirken. Ein wirklich empfehlenswerter Lesespaß.