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Noch immer irren die einzelnen Hauptpersonen voneinander getrennt durch das riesige Netzwerk Otherland und versuchen herauszufinden, was es mit der Gralsbruderschaft auf sich hat und in welcher Form sie Einfluss auf Kinder nimmt, die in großer Zahl in der realen Welt ins Koma gefallen sind.
Orlando und Sam irren durch eine ägyptische Welt, in der sie schließlich nach einem Wiedersehen mit der Bösen Bande auf ein Mitglied des "Kreises" treffen, einer Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Pläne der Gralsbruderschaft zu durchkreuzen. Mit deren Unterstützung können die beiden ein Portal aufsuchen und nutzen. Sie finden sich schließlich in Troia wieder, in dem Orlando die Rolle des Achill zukommt.
Auch Renie, !Xabbu, Martine und die anderen irren weiter umher, doch zunächst haben sie mit dem Mörder Dread zu kämpfen, der sie nicht nur attackiert, sondern auch Martine entführt. Anschließend irren sie durch eine Welt, die aus einem einzigen, endlosen Haus besteht. Schließlich erreichen auch sie das antike Troia, das von den Griechen belagert wird.
Paul Jonas indes wird zu Odysseus, und auch er findet sich schließlich vor Troias Mauern wieder.
In Troia treffen also die Protagonisten endlich zusammen, doch nicht alle stehen auf derselben Seite, außerdem wird die Replikantin Emily immer nervöser und hysterischer. Das scheint mit einem Tempel zusammenzuhängen, der den Figuren schließlich als Fluchtmöglichkeit dienen soll, doch wovor schreckt Emily so zurück?
So meisterlich die Buchvorlage geschrieben wurde, so meisterlich wurde auch dieses Hörspiel umgesetzt. Und auch der dritte und vorletzte Teil bildet da keine Ausnahme. Es sind keinerlei Schwächen auszumachen, vielmehr wird das bislang schon reichhaltige Repertoire an Sprechern und Soundeffekten in diesem Teil noch weiter ausgebaut. Das zeigt sich vor allem in der ägyptischen Welt, aber auch bei Dreads Kampf gegen den "Anderen".
Kennt man die Printvorlage, so wird man seine Skepsis bezüglich gestrichener Szenen rasch überwinden und sich voll und ganz in den Hörgenuss stürzen können. Zwar fehlen viele Teile des Buches, doch war das nicht anders zu erwarten, und den Genuss und das Verständnis schmälert das keineswegs. Das Verständnis jedoch bleibt rasch auf der Strecke, wenn man dem Hörspiel nicht seine maximale Aufmerksamkeit widmet.
Nicht nur, dass in diesem Band viele Stränge gelöst oder gelockert werden und die Protagonisten sich endlich finden, um die letzten Schritte des Weges gemeinsam zu beschreiten, auch das Tempo ist noch einmal gestiegen und die Wechsel werden ebenfalls noch drastischer und häufiger eingesetzt als in den vorherigen Teilen.
Während es in den Teilen zuvor zunächst um das Kennenlernen der Charaktere und um das langsame, wenn auch teils etwas stürmische Herantasten der Charaktere an das Otherland-Netzwerk ging und Kritik nur recht leise formuliert wurde, ändert sich das im dritten Teil. Vor allem im Netfeed, den zwischendurch eingespielten Nachrichten, wird kein Blatt mehr vor den Mund genommen. Wo es zuvor um alltägliche, auch dem Leser bekannte Dinge ging, wie beispielsweise um Mode, die Kritik der Kirche an der Einführung polygamer Ehen oder Klagen gegen Konzerne, treten nun Konkurrenten gegeneinander an und buhlen um den kunstvolleren Selbstmord.
Wer bislang noch nicht verstanden hat, dass der Autor Tad Williams in nahezu jeder Szene seiner Otherland-Bücher Parallelen zu unserer Gesellschaft aufzeigt, Kritik übt und versteckte Fragen stellt, der bekommt diese Tatsache im dritten Teil der Reihe recht unsanft um die Ohren gehauen.
Neben den Hauptdarstellern werden natürlich auch wieder die Nebendarsteller, die ihr eigenes Leben und ihre eigenen Motivationen haben, entsprechend erwähnt. So bittet der geheimnisvolle Herr Sellars Christabelles Eltern um Hilfe, nachdem diese herausgefunden haben, dass zwischen dem Mann im Arrest und ihrer Tochter ein geheimer Kontakt bestand. Dulcinea, die EDV-Spezialistin, die Dread zur Hand geht und Gefühle für ihn entwickelt hat, fliegt nach Australien, wo Dread sie persönlich kennenlernen möchte, und die Komissarin Skouros sucht noch immer einen Mörder. Renies Vater wird entführt und auch die Geschichten der anderen Figuren, die man bislang kennen lernte, werden weitererzählt.
Der dritte und vorletzte Band dieser riesigen Hörspiel-Produktionen mit über 250 eingesetzten Sprechern und über vierundzwanzig Stunden Gesamtlaufzeit umfasst sechs CDs und hat eine Laufzeit von 330 Minuten. Den drei Doppel-CD-Hüllen ist wieder jeweils ein Booklet beigelegt, in dem man eine Liste der Sprecher und einen Rückblick auf die vorangegangenen Teile finden kann. Die CD-Hüllen sind nicht wie zuvor nach außen aufzuklappen, sondern nach innen, was den ohnehin stabil in Plastik verpackten CD nochmals ein erfreuliches Mehr an Stabilität gibt. Wie ebenfalls bei den vorangegangenen Teilen sind die CD-Hüllen auch hier allesamt mit einem farbig bedruckten und dekorativen Pappschuber zusätzlich geschützt.