Blockflötenunterricht mal anders: wie wäre es mit einer Reise auf einen Planeten, auf dem die Häuser in den Städten bunt und von Bäumen umgeben sind, wo sich alle einschließlich der Erwachsenen nachmittags zum Spielen treffen, wo statt Kriegen nur noch Kissenschlachten ausgefochten werden und die Ärzte in den Krankenhäusern farbige Anzüge tragen? Vor allem haben die Eltern dort Zeit für die Kinder.
So geht es nämlich auf dem Planeten Bunterkunt zu, den man im Rahmen dieser Blockflötenschule bereist. Aus Ketten für Gefangene werden Kettenkarusselle gebaut und die Leute dort reisen mit Wolkenschiffen. Sonnja, die kleinste Bewohnerin des Planeten, webt aus Sonnenstrahlen wunderschöne Stoffe. Und wenn Graf Felix mal nicht zu Hause in seinem Schloss ist, spielen alle Einrichtungsgegenstände verrückt. Wer Angst hat, lässt sie sich von den eigens dafür zuständigen Angsthasen nehmen, und Kindern, denen das Lachwerkhaus gefällt, steht es offen, ein Lachorchester zu gründen. Die Uhren wurden mit dem Uhrknall abgeschafft - wer braucht sie eigentlich zum Glücklichsein?
Die einzelnen Stationen der Reise lernen die Kinder zunächst durch eine kurze, von einem großformatigen Bild begleitete Einführung kennen. Darauf folgt ein ein- oder zweistimmiges Blockflötenstück zum Thema, meistens in einer einfachen, anfängergerechten und in einer etwas anspruchsvolleren Fassung. Einige Lieder sind mit lustigen Texten notiert, sodass man sie spielen oder singen kann, teils sogar in der Gruppe mit Vorsänger. Die Noten im Buch enthalten die passenden Harmonien für Gitarren- oder Keyboardbegleitung. All diese Varianten findet man auf der CD, überwiegend als Karaoke-Versionen mit aufwändiger Begleitung, aber ohne Flöte oder Singstimme. Zwei Lieder werden auch von einem erwachsenen Vorsänger und einer Kindergruppe mit Instrumentalbegleitung auf Schweizerdeutsch gesungen.
Im Buch werden immer wieder Aktionen angeboten, ob es nun darum geht, beispielsweise ein eigenes Kettenkarussell zu basteln oder Ängste auf Karotten für die Angsthasen zu notieren. Am Ende des Buchs finden Pädagogen Anregungen zur Gestaltung des Unterrichts mit "Planet Bunterkunt" für die Klassen Eins bis Vier. Hierbei geht es nicht nur um Musik, sondern auch um Fantasie und Basteln; Vorlagen sind eingebunden.

Da der Planet Bunterkunt auf Kinderwünsche nach Spaß und Harmonie zugeschnitten ist, passt auch die Musik dazu: teils fröhlich und lebhaft, auch mal richtig ausgelassen wie der "Angsthasen-Boogie", teils ruhig und besinnlich. Allzu "knallige" Effekte fehlen, es wird auch nicht auf ausgefallene elektronische Instrumente zurückgegriffen. Daher eignen sich die Stücke auf der CD nicht nur dazu, den Bezug zwischen einem Thema und seiner musikalischen Umsetzung herzustellen oder als Karaoke-Versionen beim Üben für eine kleine Herausforderung zu sorgen, sondern auch zum Einstimmen einer Schulklasse oder Musikschulgruppe auf den Unterricht selbst. Ein bisschen mehr Abwechslung bei der Musik hätte allerdings wohl nicht geschadet; viele Stücke ähneln sich dann doch vom Charakter her recht stark.
Die Musikstücke treffen gut die Anforderungen verschiedener Fähigkeitsstufen von Blockflötenschülern. Dass man manche Stücke auch als Singlieder verwenden kann, ist umso besser, da das Singen in der Gruppe heute keineswegs mehr eine Selbstverständlichkeit für Kinder darstellt, obwohl gerade das Singen die Musikalität optimal fördert.
Außerdem geht das Material sensibel auf häufige Probleme von Kindern ein: Angst, Kummer, Erwachsene, die keine Zeit für sie haben; aber auch die Fantasie wird durch die verschiedenen Geschichten, zum Beispiel die von der Sonnenflechterin oder den Wolkenschiffen, gefördert. Dem Spaß am Ungewohnten, ganz offensichtlich Verrückten können die Kinder zum Beispiel im Schloss Bunterkunt frönen.
Für gute Laune sorgen auch die in harmonischen Farben gehaltenen Illustrationen, deren Stil bewusst an Kinderzeichnungen angelehnt ist. An einigen Stellen lernen die Kinder anhand von Bildern und kurzen Szenen zudem ein wenig über die Blockflöte als Instrument.
Das Buch eignet sich sehr gut für den Blockflötenunterricht, vor allem in Gruppen, doch kann man es ebenfalls im Individualunterricht einsetzen. Um eine Blockflötenschule im klassischen Sinne handelt es sich zwar nicht, dafür jedoch um interessantes Begleitmaterial zum originellen Vertiefen und Variieren des bislang Erlernten.