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Was macht die Kulturgeschichte Europas aus? Was definiert überhaupt unseren Kontinent? Oft genug wurde diese Frage ignoriert, wurde Kultur und die damit verbundene Identität den Schöngeistern überlassen, während sich die Politik um die Wirtschaft kümmerte. Dabei war Europa von seinen antiken Anfängen an ein kulturelles Konzept.
Darum geht es in dem Buch von Silvio Vietta: um eine Definition Europas durch seine Kulturgeschichte.
In seinem Vorwort gibt der Autor einen Überblick über die Entstehung und Entwicklung der europäischen Kulturgeschichte und führt zugleich wichtige Begriffe ein. Wer wissen möchte, ob dieses Buch seine Ansprüche trifft oder ob die Fachwörter den interessierten Leser überfordern könnten, der sollte einen Blick in dieses Vorwort riskieren. Der Stil des Autors ist anspruchsvoll, ohne dabei mit zu vielen Namen und Fakten um sich zu werfen. Dass Studenten die eigentliche Zielgruppe des Buches sind, dürfte aber spätestens hier klar sein.
Im folgenden Einleitungskapitel geht es vor allem um die Methodik, die diesem Buch zugrunde liegt. Dabei sollen jene Punkte herausgefiltert werden, an denen die Kulturgeschichte jeweils neu geprägt wurde.
Das zweite Kapitel widmet sich dann dem Thema "Die griechische Logos-Kodierung", also einer Form des Denkens, die sich im antiken Griechenland herausbildete und deren Form der argumentative Diskurs ist. Neben der Philosophie kommt aber auch das griechische Drama zur Geltung.
Das dritte Kapitel des Buches behandelt "Die christliche Pistis-Kodierung", in der der Glaube im Mittelpunkt steht. Dementsprechend stehen alle Formen des christlichen Glaubens hier im Mittelpunkt, angefangen beim frühen Christentum bis hin zum Mittelalter.
Das vierte Kapitel, "Neuzeit: Ästhetik, Sziento-Technologie, Subjektivität und politisches Bewusstsein", ist der umfangsreichste Teil des ganzen Buches. Hier spielt die Kunst - unter anderem in Form von Dante und seiner "göttlichen Komödie" - genauso eine Rolle wie Wissenschaft und Politik, um schließlich zu zeigen, wie die technische Anwendungsdimension der Wissenschaft Vorrang erlangte.
Das fünfte und letzte Kapitel behandelt die "Zehn Prinzipien einer europäischen Politik-Ethik". Hier werden auch die aktuellen Themen, wie der Kulturbegriff in der Europäischen Union, besprochen. Genauso kommen aber auch aktuelle Begriffe wie "Nachhaltigkeit" oder "Solidarität" in eigenen Unterkapiteln vor.
Abgeschlossen wird das Buch mit einem recht praktischen Glossar, einer Bibliographie und einem Personenregister.
Damit der Leser, der sich mit einem bestimmten Thema des Buches beschäftigt, nicht in der sehr umfangreichen Bibliographie Bücher zu seinem Thema suchen muss, hat jedes Unterkapitel eine eigene Literaturliste. Dies dürfte gerade Studenten sehr entgegenkommen, die sich mit Hilfe dieser Einführung in ein Thema einarbeiten und durch die Literaturhinweise schneller weitergehend damit beschäftigen können. Auch das Glossar dürfe zur Vorbereitung sehr hilfreich sein, kann es doch wichtige Fachbegriffe erklären, ohne dass man auf ein anderes Buch zurückgreifen muss, oder sich einen längeren Abschnitt nochmals durchzulesen braucht.
Wer sich für ein Studium der europäischen Kulturgeschichte entschieden hat oder Seminare zu dem Thema besucht und sich umfassend vorbereiten möchte, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt. Man bekommt für sein Geld eine gute Einführung, die es durch ihre Unterteilungen erlaubt, sich auch gezielt auf ein bestimmtes Thema vorzubereiten.
Interessierte Leser, die ohne Fachwissen zu diesem Buch greifen, werden die Texte vielleicht zu anspruchsvoll und trocken empfinden.