Leuchttürme setzen Akzente: nicht nur, indem sie nachts und bei schlechtem Wetter Schiffe vor gefährlichen küstennahen Stellen warnen und Hafeneinfahrten markieren, sondern dank ihrer oft eigenwilligen Architektur und einem farbenfrohen Anstrich ebenso als Landschaftsmarken für Landratten.
In diesem Bildband wurden schöne und spektakuläre Aufnahmen des französischen Fotografen Jean Guichard zusammengetragen und durch informative Texte ergänzt.
Anfangs werden in Wort und Bild einige deutsche Leuchttürme vorgestellt. Den Großteil des Buchs machen jedoch die französischen Leuchttürme aus, was nicht verwundert, denn einerseits gibt es in Frankreich nach wie vor sehr viele von ihnen, und andererseits stehen sie oft an ausgesprochen exponierten Plätzen; das führt zu wahrlich atemberaubenden Aufnahmen bei stürmischer See. Aber auch US-amerikanische und kanadische Leuchttürme und ihre Pendants in Nord- und Nordwesteuropa werden gezeigt und beschrieben.
Zwischen den Fotos findet man einige komplexe Abschnitte zur Geschichte. Diese informieren über den Beruf des Leuchtturmwärters über die Jahrhunderte hinweg, über die große Zeit der Leuchttürme, über den Leuchtturmwärter als Helden - unter anderem in Filmen - und über die Zukunft der Leuchttürme.
Eine Karte gibt die Standorte der im Buch porträtierten Leuchttürme an.

Ein Bildband lebt von der Qualität der darin präsentierten Fotos, sowohl bezüglich der Motivwahl als auch der technischen Umsetzung. Dieses Buch bietet von beidem das Beste.
Der Fotograf versteht es, die einzelnen Leuchttürme optimal abzubilden, entweder durch ein einziges stimmungsvolles Bild oder aber durch mehrere, die verschiedene Tageszeiten, Wetterlagen, Stimmungen oder, wenn es sich um eine Gegenüberstellung von einer Landschaftsaufnahme und einem Ausschnitt daraus handelt, einzelne Details wirkungsvoll widerspiegeln. Liebliche Szenen im Mondlicht fehlen ebenso wenig wie wild-romanische Ansichten von einsam gelegenen Leuchttürmen oder aber wahrlich spektakuläre Aufnahmen bei einem heftigen, mit schwerer See einhergehendem Sturm, wie auf dem Titelbild zu sehen, wo der Leuchtturmwärter von La Jument sich trotz viele Meter hoher Brecher und Gischt vor die Tür wagt, um den Fotografen im Hubschrauber zu grüßen.
Die Fotos wirken trotz des großen Formats praktisch ausnahmslos gestochen scharf, und der Betrachter darf sich zudem an einer gelungenen Auswahl freuen, die alle Aspekte des Themas abdeckt.
Anhand der Texte kann man sich über die wichtigsten Details zu den vorgestellten Leuchttürmen informieren und auch viel über historische Entwicklungen erfahren, zum Beispiel bezüglich der Verwaltung sowie der Rekrutierung der Leuchtturmwärter oder der eingesetzten Technik. Die eingeschobenen Essays sind, anders als die Foto-Abschnitte, nicht auf Hochglanzpapier, sondern auf bewusst schlichtem Papier gedruckt und mit Schwarzweiß-Illustrationen versehen. Sie vermitteln ein vielseitiges und interessantes Bild der Geschichte der Leuchtfeuer und des Berufs des Leuchtturmwärters und spiegeln zudem die öffentliche Rezeption der Leuchttürme wider.
Wer der Faszination der vielgestaltigen, meistens farbenfrohen Türme und ihrer Vergangenheit erlegen ist, oder wer einfach stimmungsvolle Aufnahmen von Küsten und Meer liebt, kann in diesem Bildband geradezu schwelgen, der zudem reichlich interessante Informationen bietet. Die überragende Qualität der Aufnahmen und der hochwertigen Umsetzung rechtfertigt den Preis voll und ganz. Dieses Buch lädt zum (gerne auch nostalgischen) Träumen ein, löst Fernweh aus und vermittelt doch einen sehr realistischen Eindruck davon, wie es zum Bau von Leuchttürmen kam, wie sie sich über die Jahrzehnte und Jahrhundert entwickelten, und wie sich der Beruf der Leuchtturmwärter veränderte: Ästhetik und Sachlichkeit vereint in einem absolut hochwertigen Band.