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Seit ein gewisser Ben Schott mit seinem Sammelsurium sehr erfolgreich war, gibt es immer mehr ähnliche Sammlungen mehr oder weniger ausgefallenen Wissens. Detlef Gürtler sammelt solches für die "Welt" und daraus ein Buch zu machen ist dann ja auch nicht so wirklich ungewöhnlich.
Gürtler sammelt seine Grütze schön nach Schulfächern, manchmal auch wissenschaftlichen Disziplinen. Also fangen wir mit Naturwissenschaften an, Mathematik - nein, der Pythagoras hat den Satz gar nicht als erster entdeckt -, Physik - gäbe es Engel, müssten sie eine Flügelspannweite von lockeren zwölf Metern haben - oder Zoologie - Rhinozerosbullen haben offenbar heißen Sex, die Körpertemperatur steigt um sieben Grad an, was die Kühe aber kalt lässt. Zu allem hat Gürtler einiges anzumerken, und vieles davon widerlegt bekannte Mythen, oder ist auf jeden Fall amüsant oder originell.
Die Medizin bekommt dann ein kurzes Kapitel mit dem Unterkapitel Ernährungswissenschaften, das aus welchen Gründen auch immer nicht zu den Naturwissenschaften gehört - im Gegensatz zu Humanbiologie und Geographie - und hier lernt man zum Beispiel, dass der McChicken die meisten allergieauslösenden Stoffe beinhaltet, firmeninterne Höchstleistung von elf.
Dann geht es mit den Geisteswissenschaften weiter: Da gibt es die verschiedenen Geschichtsepochen - die Inder haben zum Beispiel als erste Raketen im Krieg gegen die Engländer verwendet, nicht sehr treffsicher, aber die Pferde gingen durch - und Politologie - schon 200 nach Christus warnte ein römischer Politiker vor Überbevölkerung und Umweltverschmutzung - unter vielen anderen Themengebieten.
Kleiner werden die Gebiete dann mit Ökonomie, Jura, den Sprachwissenschaften, Kunst, Sport und Technik. Und überall gibt es neue Sachen zu entdecken: Das Wort Boulevard ist ein französisches Lehnwort, im Französischen aber auch ein Lehnwort, es stammt vom deutschen "Bollwerk" ab. Oder wie wäre es mit Raumfahrt: Der erste Vorschlag, mit mehrstufigen Raketen zum Mond zu fliegen, stammt von dem rumänischen Feuerwerker Conrad Haas - aus dem Jahr 1529.
Ja, dieses Sammelsurium, Verzeihung, diese Grütze ist wirklich bekömmlich, unterhaltsam, interessant und witzig, also recht ähnlich wie bei dem Herrn Schott. Aber wenn eine Idee abgekupfert wird, ist es ja immer die Frage, ob das Ergebnis auch nur ein Abklatsch ist, und das ist hier nicht der Fall. Gürtler verbreitet so schöne, interessante und witzige Grütze, dass man nur mal kurz reinschauen will und nach einer halben Stunde einen großen Teil des Buches verschlungen, ein paar Mal dabei laut gelacht hat und quasi am Einband klebt. Ja, macht einfach Spaß: Zugreifen!