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Die Geschichte der Eroberung Perus durch General Francesco Pizarro ist blutig und grausam. Von der Gier nach Gold und Silber ergriffen, nahmen die Spanier den letzten freien Inkaherrscher Atahuallpa gefangen. Zwar gingen sie auf sein Angebot ein, sich die Freiheit durch Reichtümer zu erkaufen, doch kaum war das Lösegeld erbracht, verurteilten sie den Herrscher unter einem Vorwand zum Tode. Dem grausamen Schicksal, auf dem Scheiterhaufen bei lebendigem Leibe verbrannt zu werden, konnte Atahuallpa nur dadurch entgehen, dass er sich zum Christentum bekehren ließ. So wurde ihm die Gnade zuteil, via Garotte exekutiert zu werden. Wobei es dem Inka nicht einmal darauf ankam, Schmerzen zu vermeiden. Ihm war es wichtig, dass sein Körper unversehrt blieb; in seiner Religion wichtig, um auch nach dem Tode weiterleben zu können.
In "Das Gold von Caxamalca" werden die letzten Monate des Herrschers erzählt, niedergeschrieben von dem Ich-Erzähler Domingo de Soria Luce, einem spanischen Ritter in Pizarros Tross. Er erzählt von der Ankunft in Caxamalca, was so viel wie Froststadt bedeutet. Und frostig ist es in der Tat, denn es hagelt und ein kalter Wind weht.
Zu ihrem Erstaunen finden die Truppen die Stadt verlassen vor. Doch nicht weit entfernt erspähen sie ein Lager, in dem Atahuallpa mit seinem Volk die Fasttage begeht.
Nachdem eine Abordnung der Spanier dem Inkafürsten ihre Aufwartung machte und Pizarro von den Reichtümern des Volkes hört, schmiedet er seinen finsteren Plan. Atahuallpa wird gefangen genommen, die Geschichte nimmt ihren blutigen, wenn auch in dieser Erzählung nicht ganz korrekten historischen Lauf ...
Jabob Wassermann war einer der bedeutendsten Autoren der Vorkriegszeit. Seine Romane und Erzählungen wurden vielfach übersetzt, Thomas Mann bezeichnete ihn als "Welt-Star des Romans". Und doch war ihm kein glücklicher Lebensabend beschieden, denn als jüdischer Schriftsteller wurden seine Werke von den Nazis verboten, er selbst geächtet. Selbst sein Verlag S. Fischer trennte sich von ihm.
Die Erzählung "Das Gold von Caxamalca" erschien 1923 in dem Buch "Der Geist des Pilgers" und beschreibt schonungslos offen das Verbrechen an Atahuallpa. Die Sprache mag uns dabei heute veraltet erscheinen, doch gerade die gehobene Wortwahl unterstreicht die Wirkung des Textes. Obgleich sich der Autor die Freiheit nimmt, die Exekution selbst nicht zu schildern - sein Protagonist verliert das Bewusstsein, noch während Atahuallpa über den Richtplatz schreitet - und zudem das Ende des Inkaherrschers nicht den historisch belegten Tatsachen entspricht, so verliert die Erzählung doch nichts von ihrer eindringlichen Mahnung. Eine Mahnung, die nur wenige Jahre später ungehört verhallte, als Deutschland und Österreich die Hand zum Hitlergruß erhoben.
Sprecher dieser ungekürzten Lesung ist Christian Brückner, der sich als Schauspieler und Sprecher für TV-Produktionen und Lesungen einen Namen gemacht hat. Er versteht es, den Text gekonnt umzusetzen. Ruhig und mit Bedacht, wie es dem Ich-Erzähler zukommt, schildert er das Geschehen eher fasziniert von der Schlechtigkeit des Menschen denn angewidert. Die Erkenntnis, wie falsch die Eroberung doch war, kommt dem Ich-Erzähler erst zum Ende der Geschichte, und so bleibt das Hörbuch frei von moralischen Anklängen. Diese finden sich erst zum Schluss, wiegen aber darum umso schwerer.
Die Aufmachung des Covers trägt der Qualität von Sprecher, Text und Ton leider nicht Rechnung. Es besteht lediglich aus Karton, die beiden CDs werden eingeschoben. Hier hätte eine feste Verpackung deutlich edler gewirkt und den Anspruch des Hörbuchs unterstrichen.
Fazit: Ein Stück Weltliteratur, umgesetzt ohne Schnörkel und damit erfrischend uninnovativ. Exakt richtig für diese Erzählung eines großen deutschen Autors.