Käpten Knitterbart und seine schreckliche Bande furchterregender Piraten machen die sieben Weltmeere unsicher. Pfeilschnell gleitet der "Blutige Hering", das mächtige Schiff der Schurken, durch die Wellen, kein Gegner kann ihnen entkommen.
Ohne Gnade entern sie jedes Schiff, dem sie begegnen, werfen die Mannschaft über Bord, nehmen sich von der Ladung, was sie gebrauchen können und lachen über die Schreckensschreie der Besiegten. Nach jedem Raubzug feiern sie tagelang und trinken den erbeuteten Rum direkt aus dem Fass. Eines Tages, sie haben gerade ein Schiff aufgebracht und die Beute verteilt, treffen sie auf ein winziges Segelboot, das inmitten des weiten Ozeans unterwegs ist. Nur ein Mensch befindet sich an Bord. Es ist die kleine Molly, ein rothaariges, ziemlich freches und außergewöhnlich mutiges Mädchen.
Und da begeht der gefürchtete Käpten Knitterbart seinen ersten schrecklichen Fehler. Er entert das kleine Schiff und nimmt Molly gefangen. Ihm schwebt ein schönes Lösegeld bei dieser ruchlosen Tat vor. Hätte er nur die Finger von Molly gelassen.

Im Januar 2003 stach Käpten Knitterbart und seine Bande erstmals in See. Wenig später - es muss im Sommer 2006 gewesen sein - brach der gefürchtete Piratenkapitän sogar zur Schatzinsel auf. Erfunden von Cornelia Funke, genial illustriert von Kerstin Meyer, schipperte dieser so gar nicht liebenswerte Bösewicht von einem Verkaufserfolg zum anderen.
Im Herbst 2007 nun kam der "Oetinger-Verlag" auf die Idee, das erste Abenteuer neu herauszubringen. Um nach nur vier Jahren den Kauf dieses Bilderbuchs auch schmackhaft zu machen, legte man eine kleine, kaum sieben Minuten Spielzeit umfassende DVD bei. Eingelassen in den stabilen Außenkarton des Buches, erhöhte sich der Preis gegenüber dem nackten, DVD-losen Bilderbuch um zwei Euro und neunzig Cent. Äußerlich wie innerlich unterscheidbar sind die beiden Bücher nur durch die DVD und die Aufschrift "Mit Bilderbuch-DVD". Für Leser hat sich - außer dem Preis - also nichts geändert. Wer nur lesen möchte und mit seinen Kindern dieses famose, sehr spannende Abenteuer ansehen will, sollte also die "einfache" Version für zwölf Euro erstehen.

Wer aber den "Bilderbuch-Film" sehen will, muss die erweiterte Version kaufen. Was aber ist eine "Bilderbuch-DVD"?
Wer den Sandmann oder so manchen Filmbeitrag der "Sendung mit der Maus" kennt, weiß Bescheid: Hier wird ein Bild durch Schnitt, Auswahl einer Detailansicht und durch die Bewegung einzelner Bildteile zu einer Art Film umfunktioniert. Es entstehen keine fließenden Bewegungen, sondern nur eine scherenschnittartige Variation eines feststehenden Bildes. Als Erwachsener sieht das ein wenig aus wie ein Bilderbuch, dass jemand vor den Augen des Betrachters hin- und herbewegt. Doch ganz anders bei der anvisierten Zielgruppe, Kindern ab fünf Jahren. Betrachtet man den gebannten Ausdruck in den Augen, die starre Haltung der Kleinen und das aufgeregte Mienenspiel, erkennt man sofort den Unterschied zu einem Buch. Hier ist für Kinder eine wirkliche, viel realistischere Handlung zu sehen, als es Bilder vermitteln können.

Diese kaum sieben Minuten sind ihr Geld wert. Ist schon das Abenteuer von Knitterbart und Molly fantastisch, spannend, aufregend und lustig (zumindest zum Ende hin), toppt der Film dies deutlich. Er fasziniert die kleinen Betrachter und hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck.
Man sollte sich jedoch im Klaren darüber sein, dass es nicht beim einmaligen Betrachten bleibt. Und ein etwas zu bedauernder Nebeneffekt stellt sich ebenfalls ein: Das wunderschöne Bilderbuch mit den fantastischen Bildern von Kerstin Meyer gerät zur Nebensache und ist nur noch zweite Wahl.