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In allen großen Religionen der Welt gibt es Geschichten von Propheten, von visionären Träumen. Es fasziniert und verblüfft, denn nicht jeder hat diese Gabe. Genau an diesem Punkt setzt Shainberg ein, denn sie sagt, doch,
jeder hat diese Träume, nur wissen die meisten von uns nichts damit anzufangen. In "Traumleben und Lebenstraum" stellt sie einen Leitfaden vor, der den Leser näher an seine Träume heranführt.
Das Buch ist in mehrere Kapitel eingeteilt, die mit Übungen versehen sind. Dabei geht es darum, sich seiner Träume bewusst zu werden und diese zu nutzen. Doch zuerst einmal erklärt Shainberg, was sie unter "Träumen" versteht. Ihr geht es in erster Linie nicht um die nächtlichen Träume, sondern um das Wachträumen, das während des Tages passiert.
Danach geht es darum, sich seiner "Altlasten" zu entledigen, das heißt, man soll Vergangenes ruhen lassen und zwischen seinen Emotionen und Gefühlen unterscheiden. Shainberg trifft hier eine genaue Differenzierung zwischen den normalen Gefühlen und Instinkten, die jeder Mensch hat und die weder gut noch böse sind, und den Emotionen und Reaktionen, die den Menschen verkrampfen und in alten Gewohnheitsmustern verbleiben lassen.
Hat man sich dann aus dem Chaos alter Gewohnheiten und schlechter Emotionen befreit, kann man daran gehen, wie man seine Träume nutzt. Man kann zwar nicht die Zukunft beeinflussen, doch durch die Visionen kann man sich besser auf das einstellen, was noch kommt. Dies führt alles dazu, dass man seinen "Lebensplan" verwirklichen kann. Was dieser Lebensplan ist, muss jeder für sich selbst herausfinden.
Shainberg schreibt einen gut lesbaren Stil, der trotz aller Referenzen zur kabbalistischen Lehre angenehm sachlich bleibt und nicht zu seltsamen Auswüchsen führt, wie man das bei esoterischen Werken doch öfters antrifft. Besonders erfreulich ist, dass Shainberg auf keiner bestimmten Ausrichtung beharrt - obwohl sie selbst Jüdin ist, hat ihre Religion keinen Einfluss auf das Geschehen, sodass auch Angehörige anderer Glaubensrichtungen mit diesem Buch etwas anfangen können. Jedoch muss erwähnt werden, dass Vieles auf der jüdisch-kabbalistischen Lehre beruht.
In diesem Hinblick ist auch der deutsche Titel irreführend - heißt das Buch doch im Original "Kabbalah and the Power of Dreaming" (zu deutsch: Kabbala und die Macht des Träumens).
Man kann mit diesem Buch zwar auch lernen, sich an seine nächtlichen Träume zu erinnern, aber das ist bei weitem nicht der Schwerpunkt. Wer also kein Interesse an Visionen hat, sollte zu einem anderen Buch greifen.
Das einzige, was an Shainbergs Philosophie unklar bleibt, ist ihre Trennung zwischen Gefühlen und Emotionen, werden diese beiden Begriffe heute doch fast immer synonym gebraucht. Das verwirrt am Anfang etwas und man muss sich schon sehr auf Shainbergs Ausführungen einlassen können, um diesen Punkt und alles, was darauf basiert, annähernd zu begreifen.
Alles in allem, ein gut gelungenes Buch, das dem, der sich für dieses Thema interessiert, viele Denkanstöße geben wird.