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 Lehrbuch des kreativen Schreibens


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Gesamt +----
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis


Schreiben ist eine tolle Sache. Man denkt sich etwas aus, bringt es zu Papier und vielleicht kann man sogar Geld damit verdienen. Doch so einfach, wie es sich anhört, ist es nicht - auch Schreiben will gelernt sein. Und dafür kann man unter anderem auch Lutz von Werders "Lehrbuch des kreativen Schreibens" nutzen, das der Marix Verlag nun in einer Neuauflage herausgebracht hat.

Von Werder beginnt mit einem kurzen Abriss über die deutsche Schreibbewegung, die erst viel später als die amerikanische begann. Danach wird das Buch in zwei Teile eingeteilt: "Das poetische Feld" und "Die Praxis der Poesiepädagogik".

"Das poetische Feld" beginnt mit der Frage, was Schreiben ist und warum wir schreiben. Schreibblockaden werden hier ebenso erwähnt wie die psychologischen Theorien über das Schreiben. Es folgen Techniken und Methoden des kreativen Schreibens - ein Journalist schreibt anders als ein Wissenschaftler. Allen gleich sind die Techniken der Überarbeitung und Textdeutung. Auch die Textumsetzung wird kurz behandelt.

Wesentlich interessanter für den Schreibwilligen sind jedoch die Szenarien des Schreibens. Hier finden sich Schreibübungen, Schreibspiele und Projekte, die man alle für sich selbst nutzen kann. Zuletzt gibt Werder noch einige Beispieltexte.

Im zweiten Teil geht es darum, wie man eine Schreibwerkstatt führen muss, um nicht auf der Strecke zu bleiben. Renitente Schreibschüler werden ebenso angesprochen wie Schreibblockaden. Der Leiter muss seine Schüler zu motivieren wissen. Zugleich werden auch psychologische Phänomene wie Autoritätskonflikte und das Schreiben zur Selbsttherapie angesprochen.

Das Buch endet mit einem Literaturverzeichnis und einem Index.

Das "Lehrbuch des kreativen Schreibens" ist weder Fisch noch Fleisch. Von Werder sagt, sein Buch wende sich sowohl an Interessenten ohne Vorbildung als auch an Teilnehmer und sogar Leiter von Schreibwerkstätten. Die ersteren werden mit diesem Buch aber nicht viel anzufangen wissen - hier wird zuviel über Psychologie geredet, als dass es für den normalen Menschen, der sich fürs Schreiben begeistert, von Interesse ist. Ob der Schreibinstinkt nun die Antwort auf die verlorene Mutterbrust ist (laut A.A. Brill) oder nicht, fürs Schreiben selbst ist das letztendlich von geringer Bedeutung.

Ebenso werden die Teile über Schreibwerkstätten eher keine Anwendung finden - allein durch das Nennen so vieler möglicher Konflikte in der Gruppe fühlt man sich doch abgeschreckt und bleibt allein in seinem stillen Kämmerlein.

Für Teilnehmer einer Werkstatt, die selbst eine leiten möchten, wird das wohl von Interesse sein - für diejenigen aber, die jetzt schon eine leiten, wird dieses Buch nichts Neues bringen. Sie werden schon diese Konflikte erlebt (und auch gelöst) haben, ohne dass von Werder sie ihnen nahe bringen muss.

Auch das Schreiben selbst kommt zu kurz - ja, es werden zweihundert Spiele (die nur in einer Werkstatt angewendet werden können) und zwanzig Projekte (dito) vorgestellt, die dem Neuling auf diesem Gebiet aber nicht helfen. Zumeist sind sie nur in der Gruppe zu meistern. Aber was ist mit den eigenen Ideen? Darüber wird nichts gesagt. Das Planen einer Geschichte wird nur im Nebenher erwähnt. Auch die Textüberarbeitung wird kaum abgehandelt, im Prinzip erfährt man nur, dass es sie gibt - verschiedene Methoden oder gar Hinweise werden nicht erwähnt.

All das hinterlässt einen faden Nachgeschmack. Man weiß nicht, an wen sich das Buch richtet und was man überhaupt damit anfangen soll. Wer wirklich das Schreiben erlernen will: Finger weg von diesem Buch!

Sabine Hunsicker



Hardcover | Erschienen: 1. August 2007 | ISBN: 9783865391483 | Preis: 9,95 Euro | 524 Seiten | Sprache: Deutsch

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