Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Fast läuft alles rund bei Spitzenköchin Katharina Schweitzer: Nach Anlaufschwierigkeiten hat sich ihr Restaurant, die "Weiße Lilie", im rechtsrheinischen Köln-Mülheim endlich etabliert, die drückenden Geldsorgen sind damit ein Stück ein weit in die Ferne gerückt. Außerdem hat sie eine viel versprechende Auszubildende, die junge Kurdin Arîn Kalay.
Katharina begleitet Arîn zur Gesellenprüfung in die Berufsschule - und wird prompt Zeugin eines Mordes. Der arrogante Justus, der ebenfalls seine Prüfung ablegen sollte, bricht mit einer Stichwunde im Rücken tot zusammen. Es ist kein Geheimnis, dass Arîn und Justus sich nicht ausstehen konnten. Hat das impulsive Mädchen, das des Öfteren Wutanfälle bekommt, etwas mit dem Mord zu tun?
Ein zweiter Mordfall bringt die Keupstraße, Herzstück von Kölns "Klein Istanbul", in Aufruhr: Einbetoniert in einen Stützpfeiler des Altenheims, das sich gegenüber von Katharinas Weißer Lilie befindet, wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Sie war schwanger. Haben die beiden Morde etwas miteinander zu tun? Neben all dem hat Katharina auch noch mit ihrem nahenden vierzigsten Geburtstag zu kämpfen, den sie am liebsten einfach übergehen würde ?
"Eisbombe" ist der vierte Roman der Reihe von Köln-Krimis um die füllige Köchin Katharina Schweitzer. Wie der Vorgänger
"Mordstafel" spielt die Handlung wieder in Köln mit der "Weißen Lilie" als Mittelpunkt. Diesmal ist es sehr nützlich, die anderen Teile der Serie zu kennen, denn stärker als sonst verweist Autorin Brigitte Glaser auf viele Dinge, die sich in den vorangegangenen Büchern ereignet haben. So gibt es zum Beispiel ein Wiedersehen mit der schwulen Servicekraft Krüger, den der Leser aus dem ersten Band
"Leichenschmaus" kennt. Auch viele andere Anspielungen sind ohne Vorkenntnis diesmal kaum einzuordnen.
Anders als sonst gibt es noch einen zweiten zentralen Handlungsstrang, der nicht aus Katharinas Sicht erzählt wird, sondern in der dritten Person. Die pensionierte Hebamme Adela Mohnlein, mit der sich Katharina eine Wohnung in der Kasemattenstraße in Deutz teilt, hat ihren ganz eigenen Fall zu lösen. Ihr Lebensgefährte Bruno benimmt sich in letzter Zeit sehr merkwürdig, rückt aber - verschlossener noch als gewöhnlich - nicht mit der Sprache heraus, was eigentlich los ist. Auf eigene Faust beginnt Adela Nachforschungen anzustellen - und kommt einem Geheimnis aus Brunos Vergangenheit auf die Spur, das unvermutet mit den Geschehnissen auf der Keupstraße zusammenhängt.
Die Romane von Brigitte Glaser zeichnen sich einerseits durch ihren Witz und ihre Leichtigkeit aus, andererseits durch die originellen Einfälle der Krimihandlungen und nicht zuletzt durch die tollen kulinarischen Einblicke in das Leben einer Chefköchin. "Eisbombe" wirkt leider nicht ganz so zündend und im Fluss wie die anderen Teile der Serie, ohne dass man genau benennen kann, woran das eigentlich liegt.
Zum einen wirkt die Handlung seltsam unentschlossen und viel zu weit aufgefächert. Dass Adela eine interessante Person ist, die einen großen Auftritt sicher verdient hat, ist zwar unbestritten - der Geschichte tut der Perspektivwechsel aber nicht unbedingt gut, zumal die Auflösung der beiden Fälle am Ende nicht ganz befriedigend ist - die Zufälle, die zum Schluss alles quasi vor der Tür der Weißen Lilie zusammenführen, sind einfach ein wenig zu viel des Guten. Der Handlungsstrang rund um Katharinas Azubine Arîn Kalay ist bedeutend interessanter als Adelas Suche nach der Wahrheit und rückt wieder toll das multikulturelle Flair von Köln in den Mittelpunkt.
Einige Figuren, die man aus vorherigen Bänden kennt, tauchen auch hier wieder auf - zum Beispiel Taifun, mit dem Katharina in "Mordstafel" eine Affäre hatte, Martha, Katharinas ewig nörgelnde Mutter, Ecki, Katharinas alte Liebe aus Wien und Cengiz Özal, der undurchsichtige türkische Besitzer eines Schlüsseldienstes. Sie wirken aber allenfalls wie Statisten, die kurz auftreten und dann wieder weg sind, was irgendwie unentschlossen wirkt und im Endeffekt trotz vieler vager Anspielungen gar nichts zur Handlung beiträgt.
"Eisbombe" entwickelt die Charaktere der Reihe weiter und hat wieder eine spannende Krimihandlung mit Witz und Lokalkolorit zu bieten. Leider ist der Roman aber nicht ganz so gelungen wie die ersten drei Teile der Serie. Für Fans der kulinarischen Köln-Krimis natürlich trotzdem ein Muss und ein unterhaltsamer Lesespaß, den man in einem Zug verschlingen kann!