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Mit "So viel Zeit" legt Frank Goosen, bekannt durch den Roman und die Verfilmung von "Liegen lernen", seinen mittlerweile vierten Roman vor.
Rainer, Konni, Bulle und Ole kennen sich schon seit der gemeinsamen Schulzeit. Das gemeinsame Kartenspielen ist das letzte Überbleibsel aus den wilden Tagen. Damals, als sie alle fünfundzwanzig Jahre jünger und die Haare noch lang waren. Rockmusik, Mädchen, Autos und Partys im Hobbykeller prägten die jungen Kleinstadtcowboys. Nach dem Abitur ging jeder seinen Weg, "lernte etwas Anständiges", heiratete und wurde älter. Thomas ist drei Jahre jünger und kam erst später hinzu. Selten kann er mitlachen, wenn Rainer, Konni und Bulle derbe Späße über das gemeinsam Erlebte machen. Ole hat nur selten etwas zu lachen, badet er doch stets in einer gehörigen Portion Selbstmitleid und hat die einengenden Verhältnisse daheim schon längst gegen das anonyme Großstadtleben eingetauscht.
Fünfundzwanzig Jahre ist das gemeinsame Abitur nun schon her und die inzwischen fest im Leben stehenden Männer beginnen sich zu fragen, was das Leben noch zu bieten hat. Wo sind sie geblieben, die Drogen, der Sex und der RocknRoll? Kurzerhand entschließen sich die vier, eine Band zu gründen. Da eine echte Rockband grundsätzlich aus fünf Freunden bestehen muss, holen sie Ole aus seinem selbst gewählten Exil und beginnen ihren Traum zu verwirklichen ...
Die Geschichte rund um die alten Freunde und ihr neu entdecktes Hobby liest sich angenehm leicht und lädt zum entspannten Schmunzeln ein. Die Charaktere wirken anfangs etwas sehr konstruiert, doch mit steigender Seitenzahl beginnen die Figuren und ihre Probleme den Leser zu fesseln. Selten sind es die großen Momente, die den Roman so lesenswert machen. Statt dessen sind es die Nebensächlichkeiten, die der Autor geschickt einfängt und unverblümt zur Sprache bringt. Zum Beispiel die merkwürdigen Blicke und hochgezogenen Augenbrauen von Familie und Nachbarn, das Heranwachsen der eigenen Kinder und das schwindende Verständnis für die selbigen. Gelegentlich schildert Frank Goosen die Gedankengänge seiner Protagonisten etwas arg platt, aber stets mit einem Augenzwinkern. Es macht einfach Spaß, am Leben der fünf Herren teilzuhaben, ihre Gedanken und Gefühle nachzuvollziehen und das Buch dabei regelrecht zu verschlingen. Am Ende bleibt eine kleine Leere und man wünscht sich, dass Buch hätte noch einige Seiten mehr gehabt.
Das stabile Hardcover-Buch eignet sich vortrefflich als Weihnachtsgeschenk, egal ob für Musikliebhaber, passionierte Doppelkopfspieler, Mitvierziger oder einfach nur jemandem, der gern gut erzählte, alltägliche Geschichten liest. Sicherlich bewegt sich der Autor mit diesem Buch nicht auf ganz hohem Niveau, jedoch kann man "So viel Zeit" auch nicht in die viel bediente Schublade "Männerroman" stecken. Romantisch verklärt, dann wieder sehr ernsthaft und mit einer feinen Prise Sarkasmus, versteht es der Autor den Leser zu unterhalten.