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 Scheibenwelt: Schöne Scheine

Serie: Scheibenwelt
Autoren: Terry Pratchett
Übersetzer: Bernhard Kempen
Verlag: Manhattan

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Feucht von Lipwig hat es geschafft. Er ist anerkannter Bürger von Ankh Morpork. Er ist Postminister. Er hat alles, was er sich gewünscht hat - bis auf das Herz seiner liebsten Adora Belle Liebherz. Und doch fehlt ihm der Nervenkitzel seiner früheren Existenz. Die Gefahr, das Risiko, die Betrügereien.
Doch was ihm Lord Vetinari vorschlägt, erscheint ihm widersinnig. Er, ehemaliger Gauner, Erzbetrüger und Lügner aus Passion, soll Bankdirektor werden. Er soll die marode "Königliche Bank" der Stadt sanieren, auf Vordermann bringen, zu einem gewinnträchtigen Unternehmen umformen. Nein, obwohl er weiß, dass Vetinaris "Vorschläge" eigentlich keine sind, lehnt er dankend ab.
Dass wenig später Frau Üppig abtritt und er zum Besitzer von Herrn Quengler, dem kleinen, sabbernden Köter von Frau Üppig, wird, ist schon überraschend genug. Doch dass der Hund Mehrheitseigner der Bank ist und sein Herrchen - also Feucht von Lipwig - naturgemäß dessen Interessen zu vertreten hat, stört schon mehr. Als auch noch Cosmo, verschlagenster, gierigster und skrupellosester Verwandter der alten Üppig, Feucht unmissverständlich klarmacht, dass er nicht mehr lange zu leben hat, wenn er den Hund nicht an ihn, den wahren Bankchef abtritt, wird Feucht klar, dass er ein Himmelfahrtskommando vor sich hat.

Nach den "Scheibenweltmärchen" rund um die kleine Hexe Tiffany Weh erschien im September 2007 endlich wieder ein "richtiger" Scheibenweltroman von Terry Pratchett. Und wieder ist Feucht von Lipwig, schillernder Held aus "Ab die Post", tragende Figur eines Abenteuers.
Leider ist er auch der einzige Charakter, der in diesem Buch eine wichtige Rolle spielt. Sämtliche andere Personen sind Randfiguren, Stereotype und eher unwichtige Statisten. Dies gilt leider ebenso für Lord Vetinari wie für Adora, die Herzensdame des Feucht von Lipwig, oder irgendwen der Familie Üppig. Selbst Cosmo, selbsternannter Nachfolger von Vetinari, bleibt blass.
Auch kommt die Geschichte lange nicht in Schwung. Fast langweilig geraten die ersten zweihundert Seiten des Buches, wenig ist vom üblichen Wortwitz, vom köstlichen Sarkasmus, von der wundervoll hintersinnigen Ironie Terry Pratchetts zu spüren.
Überdeutlich ist dieser Roman ein Spiegelbild der modernen Zeiten, des überbordenden Kapitalismus, der Macht der Banken und des Kapitals.
Viel zu wenig Fantasy, kaum Scheibenweltflair und noch viel weniger des schwarzen britischen Humors, der die Bücher sonst so auszeichnet, ist zu spüren.
Dank des zweiten Teils dieses Buches kommen aber auch Fans des genialen Briten auf ihre Kosten und sind am Ende mit dem Buch und der Geschichte versöhnt.

Ob viel der nachlassenden Wirkung des sprachlich sonst so grandiosen Stils Pratchetts an dem neuen Übersetzer liegt, lässt sich ohne Kenntnis des Originals nicht beurteilen. Doch offensichtlich hat Andreas Brandhorst, etatmäßiger Übersetzer aller Scheibenweltromane, mit seinem eigenen Stil die Leserschaft zufrieden gestellt. Dem neuen Übersetzer muss dies erst noch gelingen.

Fans von Terry Pratchett müssen diesen Roman lesen. Ohne Frage bleibt auch "Schöne Scheine" ein Scheibenweltroman, der sich zu lesen lohnt. Doch ein Meisterwerk wie so viele Bücher von Terry Pratchett ist dieses Buch leider nicht geworden.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 1. September 2007 | ISBN: 9783442546312 | Originaltitel: Making Money | Preis: 19,95 Euro | 416 Seiten | Sprache: Deutsch

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