Mit der "Wolkenvolk-Trilogie" legte der deutsche Bestseller-Autor Kai Meyer seine nunmehr dritte Jugendbuch-Trilogie vor, die ihre Leser und Kritiker gleichermaßen begeistern konnte. Mittlerweile sind die drei Bände nicht nur von Andreas Fröhlich für die Hörcompany eingelesen worden, sondern werden vom Hörverlag auch in das Medium Hörspiel umgesetzt. Der zweite Teil dieser Adaption, "Lanze und Licht", erschien nun im September 2007.

Das Wolkenvolk droht in die Tiefe zu stürzen, denn der ihre Wolke festigende Aether ist auf unerklärliche Weise verschwunden. Eigentlich sollte Niccolo unterwegs sein, um den wertvollen Drachenatem zu beschaffen - nichts anderes ist der Aether nämlich -, doch stattdessen hat sich der Junge an die Fersen der schönen Xian-Schülerin Mondkind geheftet, der er in unsterblicher Liebe verfallen ist, seit sich das Mädchen bei einem Kampf seiner Lebenskraft bedient hat. Der Junge weiß, dass er Mondkind töten muss, um das Weiterbestehen der Welt zu sichern, denn die Xian-Schülerin hat bereits fünf der acht Unsterblichen umgebracht. Und da die Xian einst von den Göttern auserwählt wurden, um das Gleichgewicht auf der Erde zu gewährleisten, gerät die Welt nun zusehends aus den Fugen. Doch wie soll Niccolo jemanden töten, den er über alles liebt, und von dem er weiß, dass sie ebenso für ihn empfindet?
Derweil sind Nugua und der Xian Li unterwegs zum sagenumwobenen Drachenfriedhof, da sie sich dort einen Hinweis auf den Verbleib der verschwundenen Drachen erhoffen. Denn nur der mächtige Yaozi, König der Drachen und Ziehvater Nuguas, kann dem Mädchen noch helfen, nachdem sie der Fluch der purpurnen Hand getroffen hat. Nuguas verbleibende Lebenszeit ist knapp bemessen, doch auf dem Drachenfriedhof begegnen das Mädchen und der Xian keineswegs den erhofften Drachen, sondern dem unersättlichen Seelenschlund, einem Monstrum, das besonders begierig darauf ist, Li zu verschlingen ...
Auch die Schwertmeisterin Wisperwind und ihr tollpatschiger Gefährte Feiqing begegnen auf ihrer Reise zahlreichen Gefahren. Ihre Suche nach der Erinnerung Feiqings führt sie schließlich zu einem Hafen der Geheimen Händler, einem Volk, das mit seinen Schiffen den Himmel kreuzt und überall auf der Welt Handel treibt. Und die Geheimen Händler scheinen sich nicht sonderlich über Feiqings unerwartetes Auftauchen zu freuen ...

Drei verschiedene Erzählstränge verfolgt die Handlung von "Lanze und Licht", nachdem Niccolo, Nugua, Li, Wisperwind und Feiqing am Ende des ersten Teils, "Seide und Schwert", getrennte Wege gegangen sind. Gekonnt wechselt Kai Meyer dabei zwischen seinen Figuren und ihren Erlebnissen hin und her, sodass sich der Handlungsverlauf dieses Mittelteils der "Wolkenvolk-Trilogie" als erfreulich abwechslungsreich entpuppt. Obwohl jeder der facettenreichen Charaktere zunächst nur sein eigenes Ziel zu verfolgen scheint, stehen alle Handlungen schlussendlich im Rahmen eines größeren, gemeinsamen Zieles, das den Figuren im finalen Teil der Reihe, "Drache und Diamant", dramatisch bewusst wird.
Wie bereits der gelungene erste Teil der Produktion gefällt auch die Inszenierung von "Lanze und Licht", die unter der Regie von Wolfgang Seesko stattgefunden hat. Zwar mussten naturgemäß etliche Szenen der Romanvorlage gekürzt oder ganz gestrichen werden, doch ist diese Überarbeitung so gut gelungen, dass sie im Gesamtzusammenhang der Geschichte nur noch dann auffällt, wenn man mit Kai Meyers Buch sehr vertraut ist. Durch seine Mischung aus Erzählpassagen, die direkt aus der Buchvorlage übernommen wurden, und inszenierten Dialogen mit temporeicher, atmosphärischer Musikunterlegung und einer überzeugenden Geräuschkulisse wird "Lanze und Licht" zu einem kurzweiligen Abenteuer, das mit zahlreichen bekannten Sprechern aufwarten kann, die ihre Rollen packend interpretieren.

Fazit:
Wolfgang Seesko ist mit "Lanze und Licht" ein schönes, stimmiges Hörspiel gelungen, das für Kurzweil sorgen kann und die Spannung auf das abschließende Finale steigen lässt, dessen Erscheinen für Ende November 2007 geplant ist. Dennoch kann "Lanze und Licht" nicht gänzlich mit der vorangegangenen Produktion "Seide und Schwert" mithalten.