Media-Mania.de

 Koks und Kosakenkaffee


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Die gebürtige Schwedin Jutta Maria Stina Solveig Tjorven Karlernäs brachte im Oktober 2007 ihr Krimidebüt "Koks und Kosakenkaffee" im Conte Verlag heraus, allerdings unter dem leichter zu merkenden Namen JuttaStina Strauss. Die hochprozentige Geschichte spielt in ihrer Wahlheimat Saarbrücken und Umgebung und verbindet saarländisch urige Eigenheiten mit schwedisch trockener Betrachtungsweise.

Kriminalhauptkommissar Philipp Guzzo vom LKA in Saarbrücken hat Probleme mit dem aktuellen Fall. Die Frauenleiche, die in der Saar dümpelnd in der Nähe eines Ruderclubs gefunden wurde, kann weder identifiziert werden, noch ist ein nützlicher Hinweis auf den Mörder in Sicht. Fakt ist, die junge Frau stand mit der Drogenszene in Kontakt. Aber wer hat sie umgebracht? Und wieso?
Als seine schwedische Frau Svea auf der Autobahn dann auch noch von einem jungen Mann bedrängt wird, der ihr sogar bis zu einer Tankstelle folgt, weiß Guzzo: Der ganz normale Wahnsinn hat mal wieder Einzug in sein Leben gehalten. Gleichzeitig kämpfen die Freundinnen Cäcilia und Josefine, zwei betagte Damen aus Völklingen, mit den Tücken von Marzipanleckereien; das "Backaroma", das Josefine bei ihrem Enkel Michael gefunden und sich ausgeborgt hat, verfeinert nicht das Marzipan, sondern beschert den beiden den Trip ihres Lebens. Michael scheint darüber jedenfalls nicht so erfreut zu sein und lauert den beiden auf dem Weg zur Kirche auf ...

Der saarländische Regionalkrimi von Strauss hebt sich wohltuend von vielen durchschnittlichen Werken dieses Genres ab. Wo die auftretenden Personen sonst auch in jeder anderen Region leben könnten und Ortsnamen austauschbar sind, gelingt es der Autorin herrlich, Land und Leute lebensnah - wenn auch nicht immer vorteilhaft - darzustellen.
"... als käme Mankell an die Saar", liest man da auf der Buchrückseite, aber so ganz stimmt das nicht. Henning Mankell ist bekannt für düstere Geschichten voller Komplexität, oftmals ernst und grau wie das scheinbar immer schlechte Wetter in Schweden.
Strauss dagegen pfeffert eine gehörige Portion Sarkasmus in ihren Roman, dessen Handlungsstränge sich erst spät miteinander verknüpfen. Der böse, mal feinsinnige, mal offensive Humor driftet dabei nie ins Alberne oder Lächerliche ab. Wo Strauss das Saarland und seine kauzigen Einwohner gut beobachtet hat und sie mal ironisch überspitzt - und manchmal erschreckend realistisch - darstellt, da nimmt sie ihre Geschichte ernst und verpackt sie in einen anspruchsvollen, auch mal härteren Sprachstil.
Besonders gelungen ist die Verschriftlichung der Mundart, vor allem die schwedische Schwiegermutter des Kommissars hört man förmlich in herrlichstem Kauderwelsch reden. Die Darstellung mit Akzenten und doppelten Vokalen liest sich anfangs noch ungewohnt, aber hat man sich erst daran gewöhnt, ist die Verschriftlichung verblüffend nah am gehörten Original.

Nicht nur Saarländer werden ihren Spaß bei "Koks und Kosakenkaffee" haben. Der sarkastische Humor und die schrulligen Charaktere ergänzen sich ideal mit einer soliden Story und regionalem Flair. Da freut es umso mehr, dass 2008 ein Wiedersehen mit Kommissar Guzzo ansteht. Nur die Frage bleibt: Wer war noch mal Mankell?

Tina Klinkner



Taschenbuch | Erschienen: 1. Oktober 2007 | ISBN: 9783936950540 | Preis: 13,90 Euro | 286 Seiten | Sprache: Deutsch

Werbung

Dieser Artikel könnte interessant sein:

Zu "Koks und Kosakenkaffee" auf Amazon

Hinweis: Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Käufen.



Ähnliche Titel
SterbestundeTodesmelodieDer HeilerKriegsgebieteIn Hermanns Schatten