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 Albatros, Band 1: Shanghait

Serie: Albatros, Band 1
Autoren: Vincent
Illustratoren: Vincent
Verlag: Splitter Verlag

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Das vierzehnjährige Mädchen Ombeline tritt im "Kabarett" von Madame Couradille auf. Zur gleichen Zeit befinden sich dort der Gouverneur und sein Handlanger Monsieur Grayson. Sie unterhalten sich über die fatalen Todesfälle der letzten Tage. Die Vögel der Stadt greifen in großen Schwärmen die Menschen an und wieder mal ziert das Titelblatt der Tageszeigung das Bild eines Opfers. Da die Neuwahlen kurz bevorstehen, wirft das ein äußerst schlechtes Bild auf den Gouverneur und er verlangt von Grayson, dass dieser das Problem bis zum nächsten Tag in den Griff bekommt. Dies macht er ihm auf äußerst wütende und ungehaltene Weise klar.

Grayson fühlt sich ungerecht behandelt und will als Entschädigung Ombeline treffen. Mit vielen mahnenden Worten von Madame Couradille wird diese also zu ihm geschickt. Doch alles verläuft ganz anders, als sie sich das vorgestellt hat, denn er behandelt sie extrem grob und unschicklich. In ihrer Not sieht sie keinen anderen Ausweg, als sich mit Gewalt zu wehren und fügt ihm mit einer Glasflasche eine Schnittwunde am Kopf zu. Die Besitzerin des "Kabarett" macht sie für den Vorfall verantwortlich und sperrt sie ein. Doch es gelingt Ombeline gemeinsam mit einer Freundin zu fliehen. Dabei stoßen sie auf ein fliegendes Piratenschiff und Ombeline kann es in ihrer Neugier nicht lassen, auf dem seltsamen Gefährt auf Erkundungstour zu gehen. Nur dumm, dass sie dabei erwischt und sogar erneut eingesperrt wird. Das Schiff fliegt weiter und sie weiß nicht, wohin die Reise geht und so beginnt für sie ein großes Abenteuer.

Der Comic wurde nicht nur von Vincent getextet, sondern auch gezeichnet und ist seine erste Serie. Die Handlung spielt im Jahr 1890 in unserer Welt, enthält aber einige wenige fantastische Elemente wie die Seevögel, die in Horden über die Menschen herfallen und das fliegende Piratenschiff. Die Grundstimmung ist äußerst düster, was nicht nur durch die Geschehnisse selbst deutlich wird, sondern sich auch in der Kolorierung der Bilder zeigt. Hauptsächlich wurden Farben wie braun und grün eingesetzt. Der einzige Farbtupfer, der sich konsequent durch die Seiten zieht, ist Ombelines rotes Kleid mit den riesigen Federn. Doch selbst das wirkt im Zusammenhang skurril und auf keine Weise fröhlich. Der Zeichenstil von Vincent ist eher kantig und seine Bilder strahlen eine große Intensität aus. Durch die Kombination all dieser Elemente ergibt sich ein Bild, dass am ehesten einem Gothic-Stil zugeordnet werden kann. Gerade durch Ombelines Aufmachung und ihr verwischtes Augen-Make-up vertieft sich dieser Eindruck noch.

Die Handlung erinnert den Leser an verschiedene große Werke der Literatur- und Filmwelt. Die wild gewordenen Seevögel lassen einen natürlich sofort an Hitchcooks "Die Vögel" denken, das "Kabarett" ist eine Art "Moulin Rouge" und fliegende Schiffe sind einem gerade in der neueren Fantasyliteratur bereits öfter begegnet. Vincents Ideen wirken deswegen einfach nicht neu, sondern sind ein Sammelsurium von bereits bekannten Komponenten. Auch die Story selbst weiß nicht zu überzeugen. Für den ersten Band einer Serie passiert einfach zu wenig. Teilweise wirken die Szenen sogar wie Füllmaterial, weil in ihnen die Handlung nicht wirklich vorangetrieben wird und nichts Nennenswertes geschieht. Gerade Ombelines Seelenleben hätte viele Möglichkeiten der Ausarbeitung geboten, es wird jedoch fast gänzlich vernachlässigt. Auch die Beweggründe der einzelnen Charaktere bleiben dem Leser weitestgehend unverständlich. Selbst Zusammenhänge in der Handlung werden so wenig aufgelöst, dass man sich noch nicht einmal richtig auf den Folgeband freuen mag.

Außerdem fällt negativ auf, dass der Klappentext eine Falschinformation enthält, hier wird gesagt, dass der Gouverneur Ombeline Avancen macht. Diese ist allerdings seine Nichte und er sorgt sicher eher um sie; Grayson ist es, der sich ihr genähert hat.

Somit ist "Shanghait" als erster Band der Serie "Albatros" insgesamt eher enttäuschend. Zwar bietet er schöne und stimmungsvolle Bilder, die besonders die Freunde eines düsteren Gothic-Looks begeistern dürften, mit der Handlung bleibt er aber qualitativ weit zurück.

Bine Endruteit



Hardcover | Erschienen: 01. Oktober 2007 | ISBN: 9783939823858 | Originaltitel: Albatros: Shangaié | Preis: 12,80 Euro | 48 Seiten | Sprache: Deutsch

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