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In der Reihe Cinemathek bringt die Kinoredaktion der Süddeutschen Zeitung Filmklassiker auf DVD heraus. Nummer 68 ist Sergio Leones Italo-Western "Zwei glorreiche Halunken".
Der Amerikanische Bürgerkrieg ist eine harte Zeit, auch für die Desperados und Outlaws. Es wird immer schwerer, sich wie gewohnt durchzuschlagen, ein Menschenleben ist nichts wert und in dieser Situation sind 200.000 Dollar eine sehr verlockende Beute. Um diese Kiste zu finden, scheuen sich drei Männer nicht, sogar Wüsten zu durchqueren und sich durch die Reihen der Nord- und Südstaatler zu schlagen.
Der eine ist Sentenza, ein skrupelloser und gewiefter Kopfgeldjäger und Auftragskiller. Er weiß, wer das Geld versteckt hat, und findet bald heraus, wo er ihn finden kann.
Die beiden anderen sind der hässliche Tuco, der schon alles verbrochen hat, wofür man an den Galgen kommen kann, und ein verschwiegener Unbekannter, der nur "der Blonde" genannt wird. Die beiden sind eher eine Zweckgemeinschaft als Freunde, und eigentlich ist es eher die Gehässigkeit des Hässlichen, die die beiden in die Wüste treibt. Dort treffen sie auf Bill Carson, der kurz vorm Verdursten ist und für einen Schluck Wasser das Geheimnis um die 200.000 Dollar preisgibt, die er auf einem Friedhof versteckt hat. Eigentlich muss man da jetzt nur noch hin und den Schatz bergen.
Da gibt es aber ein paar Probleme: Die beiden laufen erst den Südstaatlern in die Arme, in deren Fort sie auf Sentenza treffen. Dann stolpern sie über die Nordstaatler, die sich in regelmäßigen Gefechten mit den Unionssoldaten um eine Flussbrücke aufreiben. Dummerweise müssen Tuco und der Blonde auf die andere Seite des Flusses.
Das größte Problem aber für beide: Der eine weiß, wo der Friedhof ist, der andere, in welchem Grab gesucht werden muss, aber keiner will teilen ...
So dreckig und menschenverachtend ist der Westen nur bei Sergio Leone. Nur Clint Eastwood kann einen Westerner so stoisch verkörpern. Und nur einer kann aus dem Heulen eines Koyoten eine der berühmtesten Wild-West-Filmmusiken machen: Ennio Morricone. Dieses Gespann, das auch schon bei "Für eine Handvoll Dollar" und beim Nachfolger "Für ein paar Dollar mehr" gut funktioniert hatte, läuft hier zur Höchstform auf: Schießereien, markige Sprüche, eine skurrile Geschichte mit ebenso skurrilen Figuren, einer der beeindruckendsten Showdowns, den man im Western je gesehen hat - dieser Film ist zu Recht in die Liste der Filmklassiker der SZ-Redaktion aufgenommen worden.
Damit ist eigentlich auch schon alles gesagt. Die Schauspielerleistung ist von allen Hauptfiguren so, wie sie sein soll: immer ein wenig überzeichnet. Gut und Böse gibt es hier nicht, auch wenn Clint Eastwood "The good", also den Guten spielt, und Lee Van Cleef "The bad", den Schlechten. Leones Westernwelt ist eine einzige Grauzone voller Opportunisten, die Moral und Gewissen zu trennen verstehen, erstere individuell definieren und über letzteres nur in sehr geringem Maße verfügen. Daneben wird dem Zuschauer eine Darstellung des Bürgerkriegs beschert, die nachvollziehbar ist und auf kitschige Kavallerie-Mentalität verzichtet.
In der vorliegenden Version sind ein paar Szenen nachträglich eingefügt, allerdings konnten für die deutsche Synchronisation nicht die Originalsprecher gewonnen werden, man hört den Unterschied. Wem das zuwider ist, dem bleibt immer noch die englische Tonspur.
An Extras hat die DVD nichts zu bieten, was mit dem Film selber zu tun hätte, hier geht es nur um die Cinemathek der Süddeutschen Zeitung. Ein paar Informationen zu Film und Dreh gibt es auf der Hülle der DVD.
Aber wer braucht schon Extras bei einem solchen Film! Ein Meisterwerk mit viel Staub und Schmutz, absolut empfehlenswert. Die Figurenkonstellationen und das Bürgerkriegs-Szenario geben dem Film das, was "Spiel mir das Lied vom Tod" noch besser gemacht hätte: Das Gefühl, dass die Figuren nicht in einer Einöde, sondern in einer lebendigen Welt agieren. Kurzweilig, zynisch, treffsicher, einfach genial.