Die Zwillinge Martin und Miriam sind mit ihren Eltern auf Kreuzfahrt. Die Familie genießt gerade das Essen, als Martin und Miriam einen eigenartigen, bärtigen kleinen Kerl beobachten, der vom Teller des Kapitäns nascht. Ihre Eltern können das Männchen seltsamerweise nicht sehen und wundern sich über die Unterhaltung der Zwillinge. Als der Kleine erkennt, dass die Kinder ihn bemerkt haben, kommt er zu ihnen und bittet sie, ihn nicht zu verraten. Sie treffen sich mit ihm an Deck, ohne Eltern diesmal, und erfahren, dass er ein Klabautermann ist und Pi Di heißt. Na ja, eigentlich ist er nur ein Klabauterlehrling, der gerade versucht, seine Klabauterprüfung zu bestehen, was sich aber auf einem modernen Schiff fast unmöglich bewerkstelligen lässt - obwohl ihn nur Leute sehen können, die wie Martin und Miriam am 22. Februar geboren sind. Denn es kommt nicht nur zu Störungen durch Menschen, sondern wichtige Voraussetzungen fehlen.
Pi Di hat es zwar trotz der Unterbrechung durch die beiden Kinder geschafft, Aufgabe Eins zu lösen: vom Teller des Kapitäns zu essen. Aufgabe Zwei, fürchterlichen Krach zu machen, gelingt ihm schließlich mehr oder weniger zufällig. Doch Aufgabe Drei scheint unlösbar zu sein auf so einem gut organisierten Kreuzfahrtschiff. Er soll nämlich eine Schiffladung zurechtrücken und aufräumen, aber leider ist im Laderaum des großen Schiffs alles in allerbester Ordnung, das hat er bereits ausgekundschaftet.
Die Kinder überlegen zusammen mit dem Klabauterlehrling, wie Pi Di doch noch seine Prüfung bestehen könnte. Und dann hat Martin eine so einfache wie geniale Idee!

Mit dieser Geschichte ist dem Erfolgsautor Paul Maar wieder einmal ein toller Wurf gelungen, denn sie enthält auf wenigen Seiten alles, was Kinder im Grundschulalter mögen: Spannung und Abenteuer, ein bisschen Phantastik, Protagonisten, in die sie sich gut hineinversetzen können, ein paar Überraschungen und lustige Szenen.
Martin und Miriam entstammen der Zielgruppe, Kinder im Alter ab sieben oder acht Jahren, und der Klabautermann ist eine originell dargestellte Figur, ein Sagenwesen, das mit unserer Welt nicht so ganz zurechtkommt. Klar, dass die Kinder dem poltrigen kleinen Kerl gerne helfen! Nebenbei erfahren sie noch eine Menge über den Klabautermann als Element von Legenden.
Auf jeder Doppelseite findet man mindestens ein Bild. Die Illustrationen zeichnen sich durch ihren Witz und die liebevolle Gestaltung aus und bereichern die Geschichte zusätzlich.
Der Wortschatz entspricht im Großen und Ganzen dem der Zielgruppe, der Autor macht Zugeständnisse an die Kindern vertraute Umgangssprache, ohne deshalb auf einen guten, gepflegten, wenn auch schlichten Stil zu verzichten. Dass Pi Di auch mal salopp sagt: "Wegen dem Lärm", darf man ihm vielleicht verzeihen, schließlich ist er Klabauterlehrling und nicht Deutschlehrer.
Bei Satz und Layout wurde auf die Bedürfnisse der Zielgruppe Rücksicht genommen. Zwar erfordert das Buch bereits die Fähigkeit zu einigermaßen flüssigem Lesen, denn es kommen relativ komplexe zusammengesetzte Wörter vor wie "Wasseroberfläche", "Klabautermann" und "Pfeifenrauch", doch ist die Schrift recht groß und entspricht der in der Schule verwendeten Fibelschrift. Auf Worttrennungen am Zeilenende wurde mit einer wohl unbeabsichtigten Ausnahme verzichtet.
"Klabautermann an Bord" bietet fortgeschrittenen Erstlesern, und zwar Mädchen und Jungen gleichermaßen, somit reichlich Spaß und Spannung und vermag aufgrund der packenden, originellen Geschichte und dank der witzigen Illustrationen auch manches weniger lesefreudige Kind zu fesseln.