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Seien wir ehrlich - Teenager können die Pest sein. Sie sind mürrisch, launisch und ich-bezogen, sie machen gerne aus einer Mücke einen Elefanten, kapseln sich ab, haben ohnehin immer Recht, wissen alles besser und verlieren rasch die Beherrschung. Es gibt Momente, in denen man sie am liebsten in die Tiefkühltruhe sperren und dort lassen möchte, bis die Pubertät vorbei ist.
Dennoch lieben wir unsere Kinder natürlich und würden dementsprechend niemals behaupten, dass sie manchmal die Pest sind ...
Sieht man sich als Vater oder Mutter mit einem pubertierenden Teenager konfrontiert, kann man auf verschiedene Arten reagieren. Die Frage ist nur, welche Variante die richtige ist. Hierzu wurden unzählige Bücher geschrieben, Eltern geben einander gute Ratschläge, die Lehrer haben eine Meinung und auch die Kirchen und andere Organisationen geben Broschüren zu diesem Thema heraus.
In den letzten Jahren hat sich jedoch ein Buch ganz besonders als Ratgeber herauskristallisiert - eben die Vorlage zu diesem Hörbuch "Und plötzlich sind sie 13".
Die beiden Autoren Claudia und David Arp sind nicht nur selbst Eltern, sondern auch seit mehr als 25 Jahren in der Ehe- und Familienberatung tätig. Sie sind sozusagen auf mehrere Arten "vom Fach", so dass sie wissen, wovon sie schreiben.
Im Grunde beruht ihr Konzept auf vier Säulen - Hinsehen, Unterscheiden, Loslassen und Entspannen. Auch das Hörbuch ist in diese vier Bereiche aufgeteilt, wobei das Vorgehen der Autoren stets gleich ist. Erst wird von ihnen dargelegt, was sie ausdrücken wollen, ehe sie ihre Erklärungen mit anschaulichen Beispielen untermauern. Auf diese Weise wirkt das Hörbuch lebendig und macht die Thesen der Autoren eingängig.
Claudia und David Arp sind Amerikaner und amerikanisch sind auch ihre Thesen. Ihre Hauptwerkzeuge im Umgang mit pubertierenden Jugendlichen sind Reden und Zuhören. Prinzipiell hat man nach Meinung der Autoren als Eltern stets die Pflicht, Milde und Verständnis walten zu lassen, hinzunehmen, was die "lieben Kleinen" so tun, und sich - sollte einem doch mal der Kragen platzen - umgehend zu entschuldigen. Mehr noch, ein bisschen Wiedergutmachung und Buße sind auch nicht schlecht, wie der erstaunte europäische Zuhörer erfährt. So erzählt der Autor davon, dass er seinen Sohn, nachdem er nachts um halb zwei durch Stimmen und laute Musik aus dem Schlaf gerissen wurde, angeschrien hat. Doch schon am nächsten Tag reute es ihn, er ging demütig zu seinem Sohn, um sich zu entschuldigen, und bot diesem an, ihm ein wenig zur Hand zu gehen bei etwas, womit sich Sohnemann sein Taschengeld aufbessern wollte. Lerneffekt für den Sohn: Bring deinen Alten nachts um halb zwei auf die Palme und du hast sehr viel weniger Arbeit mit deinem Werkstück.
Man kann nicht sagen, dass dieses Hörbuch völlig an der Realität vorbei geht und einige der angesprochenen Punkte sind sehr nützlich. Etwa, dass man seinem Kind zuhören soll, will es einem etwas erzählen. Doch viele der Tipps, Strategien und Hilfen muten doch sehr merkwürdig an. Welche Mutter kann es sich leisten, in wirklich jeder Situation ein offenes Ohr für das Kind zu haben, selbst wenn gerade der Braten im Ofen anbrennt oder der Besuch vor der Tür steht? Wobei dies tatsächlich Beispiele aus dem Hörbuch sind, wie erwähnt werden muss.
Letztlich kann man sagen, dass die vier Ansätze sehr gut sind und von geplagten Eltern adaptiert werden können, die Beispiele und Vorgehensweisen jedoch sind für unsere Gefilde oftmals unbrauchbar. Nicht nur den Eltern dürften sie seltsam erscheinen, sondern - umgesetzt in die Praxis - auch die Kinder in Erstaunen versetzen.
Das Hörbuch wurde, wie viele andere auch, gekürzt. Dies ist auch gut so, denn die christlichen Inhalte, die dem Buch zu eigen sind und Leser ohne festen Glauben nicht nur verwirren, sondern auch ärgern dürften, fehlen in der Hörbuchfassung fast vollständig. Auch wenn der unbedarfte Zuhörer recht früh mit einem Gebet überrascht wird, so bleibt dies doch der einzige grobe Ausreißer. Mit Psalmen, Gottvertrauen und ähnlichem wird man nicht konfrontiert. Es ist jedoch kein Wunder, dass die gedruckte Ausgabe von der kirchlichen Jugendseelsorge empfohlen wird.
Die Aufmachung des Hörbuchs ist eher schlicht. Die beiden CDs stecken in einer typischen Hülle, das Inlay bietet abgesehen von Werbung und einer Track-Liste, dem Inhaltsverzeichnis, wenn man so will, keinen Nutzen. Das Cover entspricht jenem der gebundenen Ausgabe.
Gut gelungen ist die Umsetzung des Buchs, denn die Sprecher Peter Veit und Rahel Comtesse klingen ganz wie die alles-verstehenden Eltern kitschiger Familienserien aus den USA. Dies ist nicht einmal negativ gemeint, da es eben zu dem vorgetragenen Stoff passt. Somit ist sowohl die Auswahl der Sprecher wie auch deren Leistung zu loben.
Fazit: Bei vielen Hörbüchern ist es schade, dass man sie kürzt; hier nicht. Viele der Ratschläge muten seltsam an, die Demut der Eltern überwiegt. Die prinzipiellen Ansätze sind jedoch gut.