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Ja, so sieht eine richtige Traumfrau aus. 90-60-90 ihre Maße oder dünner. Am besten noch dünner, so wie manche Models aussehen, mit hervortretenden Beckenknochen. Ja, das ist attraktiv.
Aus diesem Alptraum sollte jemand die Frauenwelt endgültig aufwecken. Sicherlich sind Models schön, klar gefallen Männer die teilweise halbverhüllten jungen Frauen mit Pumps im "Playboy". Ist ja auf ihrem Gebiet auch eine Fachzeitschrift. Doch sind diese Frauen wirklich so attraktiv? Sind Frauen, die nicht so aussehen, wie auf den Seiten diverser Zeitschriften unattraktiv?
Erstmal muss diese Fragen jeder für sich selbst beantworten. Doch eines ist sicherlich klar. Wenn Männern eine Frau ästhetisch gefällt heißt das noch lange nicht, dass wir mit ihr eine Familie haben wollen. Ins Bett vielleicht ja, doch mehr?
Ebenso verhält es sich bei Frauen, die gewisse Sportler oder Künstler attraktiv finden. Sind das die richtigen Väter?
Ingelore Ebberfeld geht auf diese Fragen genauer ein. Was wird gemacht, dass Frauen auf Männer attraktiver, begehrenswerter wirken? Was tragen die Frauen dazu bewusst oder unbewusst bei?
Zunächst einmal erklärt die Kulturanthropologin, wie schmeichelhaft es für Frauen ist oder sein kann, begehrliche Blicke zu ernten. Auch die Denkweise bei der Betrachtung von Frauen durch Männer und die Betrachtung von Frauen durch Frauen schildert die Autorin sehr gut. Während Männer Frauen manchmal einfach nur toll finden, beginnen Frauen oftmals mit Vergleichen. Was hat diese Frau, was ich nicht habe? Warum schaut mein Mann diese Frau an? Bin ich unattraktiv? Gleich hier setzte Frau Ebberfeld den Hebel an. Was macht für Männer Frauen äußerlich begehrenswert? Sehr genau zeigt die Autorin auf, welche körperlichen Gegebenheiten auf Männer interessant wirken.
Frauen wissen ganz instinktiv darum, was Männer reizt und häufig wird dieses noch unterstrichen oder hervorgehoben. Durch Vergleiche mit anderen Säugetieren, vor allem Primaten zeigt die Autorin deutlich auf, wie weit wir uns von der Natur entfernt haben. Nicht wirklich viel, bei genauerer Betrachtungsweise. Vielmehr sind einige Sachen für uns Menschen verlagert. So ist der Busen einer Frau für Männer ein wesentlicher Bestandteil ihrer Attraktivität, während der Po eine zweitrangige Rolle spielt. Man könnte sogar soweit gehen, zu sage, dass der Busen ein Poersatz darstellt, da wir Menschen aufrecht gehen.
Auch das männliche Verhalten beim Anblick einer hübschen Frau ist eher instinktiv und triebhaft. Innerhalb von Sekunden ist klar, ob die Frau fruchtbar und auch ausreichend ausgestattet ist, um den Nachwuchs versorgen zu können.
Aber auch Frau ist nicht vor Trieben sicher. Binnen Sekunden weiß sie, ob der Mann als Vater und als Partner in Frage kommt. Diese Entscheidung fällt unterbewusst und kann sich von einer bewussten Entscheidung durchaus unterscheiden. Doch dieses durch Pheromone gesteuerte Verhalten kann auch beeinflusst werden und trügen. Ein Grund dafür können orale Kontrazeptiva sein.
Weiter berichtet die Autorin darüber, wie sich Verhalten und Kleidung von Frauen zur Zeit der Ovulation ändern kann. Die Reizschwelle für Männer wird dann deutlich herangesetzt. Es wird mehr Haut gezeigt (um das Verströmen von Pheromonen zu erleichtern), das Verhalten ist offener.
Auch werden modische Aspekte vorgestellt, welche die Attraktivität steigern können. Als mehrfach genanntes Beispiel findet man hochhackige Schuhe. Durch das Tragen werden die Fuß-, Bein- und damit auch die Hüftstellung verändert. Das Becken wird nach vorne gekippt, der Po kommt besser zur Geltung. Gleichzeitig wird oder Oberkörper zurückgenommen, der Rücken durchgedrückt die Brust vorgestreckt, um einen Ausgleich zu bilden. Gepaart mein einem eng geschnittenen Rock, welcher die Schrittfolge verkürzt, hat man ein schwingendes Becken, damit schwingenden Po, damit auf alle Fälle einen visuellen Reiz.
Diese und noch mehr Aspekte deckt die Autorin in dem Buch ab. Hinzu kommen noch historische Informationen über die Entwicklung in der Mode und deren Funktions- und Wirkweisen aus der Sicht sexuelle Anziehung. Auch auf kulturelle Unterschiede geht Frau Ebberfeld ein. Denn was in Deutschland als attraktiv zählt, muss nicht in Japan gelten. Jedoch scheinen in den unterschiedlichsten Kulturkreisen immer wieder die gleichen Mechanismen in punkto Arterhaltung zu ziehen. Breites Becken, runde Hüften und straffer Busen sind die drei auffälligsten Merkmale. Frau Ebberfeld erläutert auch hier den Zusammenhang zwischen der körperlichen Entwicklung und deren Bedeutung in der Sexualität.
Auch lässt die Autorin den Wandel in der Gesellschaft im Punkt Attraktivität nicht aus. Auf ein verfälschtes Frauenbild tragen ebenso Männerzeitschriften, als auch Frauenzeitschriften einen deutlichen Teil bei. Natürliche Alterungsprozesse werden teilweise verschwiegen, oder gar mit fremder Hilfe zurückgedrängt. Kosmetische Operationen sind nur ein Teil. Es ist schon interessant, welche Strapazen Frauen in Kauf nehmen, um vermeintlich für Männer attraktiver zu wirken.
Wenn man sich den Klappentext zu diesem Buch durchliest, kann man durchaus den Eindruck gewinnen, dass es sich um Buch handeln könnte, welche Schuldzuweisung an die Männer als Inhalt hat. Dies trügt allerdings. Frau Ebberfeld gibt diese "Schuld" sowohl Frauen, als auch Männern. Den beide Teile prägen das Bild von Attraktivität.
Männer mögen sicherlich viele Frauen attraktiv finden, doch mit denen, die sie begehren und lieben, leben sie zusammen. Und das schaffen Frauen fast ganz automatisch.
Das Hardcoverbuch ist leicht verständlich und nachvollziehbar geschrieben, es sind keine besonderen fachlichen Kenntnisse erforderlich. Oftmals kommen Wiederholungen im Text vor, was eine Vernetzung der Themen darstellt. Die Fotos allerdings sind von schlechter Qualität. Einerseits klein, andererseits auch sehr grobkörnig. Die verwendeten Skizzen sind zwar ebenfalls klein, aber durchaus brauchbar. Umfangreiche Hinweise für weiterführenden Literatur runden das Buch ab.
Besonders gut ist es, dass dieses Buch von einer Frau geschrieben wurde.
Dieses populärwissenschaftliche Buch bildet eine gute Grundlage für das Thema Sexualität, und Attraktivität. Es schafft den Spagat zwischen Information und Aufklärung, ohne dabei zu langweilen oder in Fachtermini zu versinken.
Für Leser mit Vorkenntnissen kann es hingegen etwas langweilig sein, das es nicht viele neue Informationen enthält.