Die naturwissenschaftlichen Fächer haben unter den meisten Kindern und Jugendlichen ab der Mittelstufe einen schlechten Ruf. Schade, denn naturwissenschaftliche Themen gehen nicht nur jeden unmittelbar an, sondern sie lassen sich auch auf ansprechende Weise vermitteln.
Der vorliegende Experimentierkasten mit ausführlichem Begleitheft wendet sich an Kinder zwischen neun und zwölf Jahren. Er enthält außer einem einfachen Mikroskop einiges Zubehör, nämlich eine Lupe, Kunststoff-Objektträger, eine Folie, aus der Deckplättchen gefertigt werden können, Instrumente und Gefäße zur Probenahme, Gefäße zur Zucht von Mikroorganismen und zwei Objektträger mit jeweils mehreren fertigen Präparaten.
Das Mikroskop ist mit einer ausreichend leistungsstarken beweglichen Lampe und drei Objektiven ausgestattet, sodass Präparate in hundert-, dreihundert- und sechshundertfacher Vergrößerung betrachtet werden können.

Im Begleitheft findet man eingangs einen kurzen Abriss der Entdeckung der Mikroskopie, vor allem aber eine genaue Anleitung zur Benutzung des Mikroskops einschließlich der Objektträger und Deckplättchen. Danach kann es losgehen, zunächst mit der Zwiebelepidermis (das durchsichtige Häutchen zwischen den Zwiebelschichten) in verschiedenen Medien, dann mit etlichen weiteren kinderleicht herstellbaren pflanzlichen Präparaten, die es ermöglichen, unterschiedliche Zellarten und ihre Einbettung in größere Strukturen zu erkennen. Auch Flaumhaare und andere Anhängsel von Blättern werden betrachtet. Es folgen diverse Einzeller, die man leicht züchten kann, Sporen, Pilze, Pollen, Insekten - derer man mittels einer einfachen Insektenfalle habhaft wird - sowie Fasern, Haare und ähnliche Strukturen. Pulver, Sand und Kristalle sind ebenfalls interessante Objekte. Doch auch die Lupe kommt zum Einsatz, zum Beispiel bei Fingerabdrücken und Fossilien.

Das Herz dieses Experimentierkastens stellt natürlich das Mikroskop dar. Dass es sich dabei nur um ein simples Einsteigergerät handelt, dürfte angesichts des Preises klar sein. Dennoch lässt sich damit leidlich gut arbeiten, wenn man der Anleitung folgt. Es ist freilich so gut wie unmöglich, bei der maximalen Vergrößerung (sechshundertfach) ein scharfes Bild zu bekommen. Auch das Handling der Fertigpräparate funktioniert nicht sonderlich gut, und die Kunststoff-Objektträger neigen zum Verkratzen, was dem "Durchblick" nicht förderlich ist.
So weit die tendenziell negativen Aspekte, die jedoch mehr als wettgemacht werden durch die positiven Eindrücke. Denn mit dem einfachen Mikroskop und dem Zubehör lässt sich verblüffend viel an spannenden Experimenten bewerkstelligen. Die Zellen der Zwiebelepidermis etwa kann man gut erkennen, insbesondere ihr Schrumpfen in Salzwasser und ihr Aufblähen in destilliertem Wasser; eindrucksvoller lässt sich die Osmose kaum darstellen. Auch die Spaltöffnungen (Stomata) in der Epidermis des Kopfsalats, die dem Gasaustausch dienen, kann man recht problemlos betrachten und mit etwas Glück sogar die Chloroplasten.
Noch spannender als Pflanzen, Pilze und Beobachtungsobjekte aus der unbelebten Welt sind für Kinder Einzeller und Insekten, und die entsprechenden Experimente tragen dem Rechnung. Die Vielfalt der Lebewesen und der "Erfindungsreichtum" der Natur werden hier ganz unmittelbar erfahrbar, ohne dass die Eltern viel Geld investieren müssen.
Im Begleitheft findet man nicht nur detaillierte Anleitungen zum Gebrauch des Mikroskops, zur Anfertigung von Präparaten, zur Zucht von Einzellern und zur Beschaffung von anderen Objekten sowie hinreichend ausführliche Erklärungen zu den beobachteten Strukturen und Phänomenen, sondern auch an den entsprechenden Stellen deutlich hervorgehobene Warnhinweise. Anspruchsvollere Experimente sind ebenfalls markiert. Das Begleitheft kann man auch dann weiterverwenden, wenn der Nachwuchs, vom Mikroskopierfieber erfasst, ein besseres Mikroskop geschenkt bekommen hat, denn es bietet einen sehr guten Überblick über die Möglichkeiten des Mikroskops und die damit verbundenen Arbeitstechniken.
Für Einsteiger hält das Set viele spannende und aufschlussreiche Experimente bereit, die Freude am naturwissenschaftlichen Beobachten und Verständnis für die Welt des nur scheinbar unsichtbar Kleinen vermittelt.