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Auf welchem Stand ist die Europäische Union? Das war die Frage, die man sich im Jahr 2006 vermehrt stellte, als sich Europa eine Denkpause verordnete, um wieder zu sich selbst und zu tragfähigen Zukunftsmodellen und -visionen zu finden. Ein Hauptthema dieser Denkpause galt der europäischen Integration, die auch im Bewusstsein der Bürger eine immer größere Rolle einnimmt. Diesem Thema widmet sich auch das "Jahrbuch der Europäischen Integration 2006".
Die beiden großen Hauptthemen des Jahrbuches sind die zweiten Seiten der europäischen Medaille. Da sind auf der einen Seite die erreichten Resultate. Europa ist ein sicherer Raum geworden, dessen Menschen es wirtschaftlich recht gut geht. Auf der andere Seite ringt Europa mit seinem Selbstbild, mit einer Strategie für die Zukunft - besonders, nachdem die europäische Verfassung im Jahr 2005 durch Referenden in den Niederlanden und in Frankreich abgelehnt wurde.
Zwischen diesen beiden Punkten gilt es aber auch die Alltagspolitik des vereinten Europas zu meistern.
Das Buch teilt sich in neun Teile. Es beginnt mit "Die Bilanz". Die beiden Herausgeber des Buches beschäftigen sich hier mit der europäischen Integration und der Europapolitik in der wissenschaftlichen Debatte, zudem analysiert Heinrich Schneider die Römischen Verträge.
Die nächsten Teile folgen dann einer sehr systematischen Einteilung. Zunächst werden "Die Institutionen der Europäischen Union" vom Europäischen Rat über die Kommission bis hin zur Zentralbank vorgestellt.
Im dritten Teil geht es um "Die Innenpolitik der Europäischen Union". Hier werden Agrar- und Asyl-Politik ebenso angesprochen wie die immer wichtiger werdende Energie- und Umweltpolitikpolitik. Wirtschaft, Sicherheit und Bildung dürfen natürlich auch nicht fehlen.
Der vierte Teil beginnt mit drei thematischen Kapiteln zur Außenwirtschaft, der Außen- und Sicherheitspolitik sowie der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Danach folgt die Analyse der verschiedenen Themenfelder, sei es Entwicklungshilfe, die Beziehungen zu Ländern auf anderen Kontinenten, wie Afrika und Asien, oder zu unseren Nachbarn, wie Russland.
Recht kurz ist der fünfte Teil, "Die politische Infrastruktur", geraten. Hier erfährt man mehr über Parteien, Lobbying und die öffentliche Meinung in Europa.
Der umfangreichste Teil des Buches ist der sechste, über "Die Europapolitik in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union". Alphabetisch geordnet werden hier die einzelnen Mitgliedsländer abgearbeitet und unter dem Aspekt ihrer Europapolitik betrachtet.
Kompakter kommt dann der siebte Teil, "Die Erweiterung der Europäischen Union", daher. Nach einem Einführungskapitel zur Erweiterungspolitik werden die künftigen und inzwischen schon beigetretenen Kandidatenländer ebenfalls alphabetisch vorgestellt.
Einen kurzen Abschluss findet man im achten Teil, "Die Europapolitik in anderen Organisationen". Hier wird über den Europarat, die NATO und die Vereinten Nationen im Zusammenhang mit der EU berichtet.
Abgeschlossen wird das Buch mit einem Anhang im neunten Teil. Begonnen wird mit einer Chronologie vom Juli 2005 bis Juli 2006. Es schließt sich eine Liste mit Links zum Thema Europa im Internet an, gefolgt von klassischen Teilen wie einer ausführlichen Bibliographie, einer Liste mit Kurzbiographien der Autoren sowie einem Abkürzungsverzeichnis und einem Sachregister.
Zunächst sollte hervorgehoben werden, dass es dem Buch gelingt, ein sehr übersichtliches und hilfreiches Inhaltsverzeichnis zu liefern, was bei der Fülle an Kapiteln keine Selbstverständlichkeit ist. Sollte man nach der Arbeit bestimmter Autoren suchen, kann man deren Texte schon im Inhaltsverzeichnis erkennen. Ebenso hilfreich bei der Suche nach bestimmten Themen dürfte daneben das Sachregister sein.
Jedes der Kapitel verfügt sowohl über Fußnoten als auch über eine zum Teil sehr umfangreiche Literaturliste, was das Arbeiten mit einzelnen, ausgewählten Texten extrem erleichtern sollte.
Die Texte selbst lassen sich flüssig lesen und sind nicht zu lang - was bei der Fülle der Themen auch nicht zu erwarten war. Überschriften trennen wichtige Absätze und dürften die Arbeit noch etwas übersichtlicher gestalten, denn trotz einer verständlichen Sprache ist dies ein Fachbuch mit der entsprechenden Menge an anspruchsvollen Informationen.
Wer ein aktuelles Werk über den Stand der europäischen Integration sucht oder einfach nur aus beinahe erster Hand erfahren will, wie vernetzt das heutige Europa ist - und wo es auf der anderen Seite noch Differenzen gibt -, der sollte zu diesem Werk greifen.
Eine übersichtliche Struktur und gut lesbare Texte machen das Arbeiten mit diesem Buch sehr angenehm.