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Die Freundinnen Marie und Laura finden auf dem Heimweg von der Schule ein Kindertäs chchen mit einem Kassenbon und vierzig Euro. Das ist viel Geld für die beiden! Sie überlegen, was sie mit dem Fund machen sollen, und suggerieren sich, das Geld gehöre einem reichen Mädchen, das einen solchen Betrag gar nicht vermisst. Marie würde sich so gern ein Meerschweinchen kaufen, und Laura möchte mal wieder in den Zoo gehen.
Schließlich steckt Marie das Täschchen samt Inhalt in ihren Ranzen. Die beiden Mädchen malen sich am Nachmittag noch einmal aus, was man mit so viel Geld machen kann: Glitzerstifte kaufen oder fünf Kilo Weingummi und hundert Meter Lakritz!
Nach einer durchwachten Nacht erzählt Marie ihrer Mutter von dem Fund. Die Mutter untersucht den Kassenbon und findet heraus, dass er von einem Lebensmittelgeschäft in der Nähe stammt. Zusammen mit Laura gehen Mutter und Tochter hin und die Verkäuferin stellt den Kontakt zu dem Mädchen her, das die Tasche verloren hat, denn es handelt sich um eine ihr bekannte Kundin.
Das Mädchen ruft bald darauf an und die drei Kinder treffen sich. Es zeigt sich, dass das Mädchen gar nicht reich ist, sondern für seine Mutter einkaufen sollte. Zu ihrer Freude erhalten Marie und Laura je fünf Euro Belohnung. Was sie sich wohl davon kaufen werden?
Abgesehen davon, dass natürlich auch reiche Mädchen ein gewisses moralisches Recht auf ehrliche Finder haben, schildert diese Geschichte ganz hervorragend und auf spannende Weise ein Dilemma, in das Kinder leicht geraten können. Man findet etwas, das man sehr gut brauchen könnte, und fühlt sich nach einer Phase des Hin- und Hergerissenseins doch verpflichtet, den Eigentümer ausfindig zu machen und ihm sein Gut zurückzugeben. Gut, dass sich Marie an ihre Mutter wenden kann und dass diese weiß, was zu tun ist.
Lauras und Maries Überlegungen, was sie selbst mit dem Geld kaufen könnten, bieten den Lesern Denkanstöße: Worauf hätte ich Lust, wenn ich so viel Geld hätte? Zugleich zeigt die Autorin auch, dass Gewissensbisse nicht gerade angenehm sind. So richtig wohl fühlen sich weder Marie noch Laura vor der Aussprache mit Maries Mutter, auch wenn sie sich einreden, die Eigentümerin sei ein reiches Mädchen, das den Verlust bestimmt nicht bemerkt hat.
Die "Lesedetektive"-Reihe aus dem Duden-Verlag möchte die Lesekompetenz und das Textverständnis von Grundschülern fördern. Daher gilt es für den Leser, drei "Fälle", sprich: Aufgaben, zu lösen, die sich auf den Text beziehen. Dank dem beiliegenden, am Lesebändchen zu befestigenden Lesezeichen mit entsprechenden Symbolen ist eine Selbstkontrolle möglich. Und wer Lust hat, kann durch die Beantwortung einer am Buchende gestellten Frage an einer Verlosung teilnehmen.
Die meisten Kinder dürften gegen Ende des ersten Schuljahres in der Lage sein, die Geschichte selbst zu lesen. Der Wortschatz bemisst sich an der Zielgruppe, mit komplizierten, zusammengesetzten Wörtern wird sparsam umgegangen, das schwierigste dürfte "Umhängetasche" sein oder "Glitzerstifte". Da die Texte in der von der Schule her vertrauten serifenlosen und recht großen Fibelschrift gehalten sind, ist keine Umgewöhnung an ein anderes Schriftbild nötig. Zeilenumbrüchen erfolgen so, dass sinngemäß zusammengehörende Satzeinheiten nicht getrennt werden. Daher können sich die Kinder auf das Lesen konzentrieren und werden weniger durch Schwierigkeiten mit dem Erfassen der Syntax von Sätzen aufgehalten.
Die liebevoll gezeichneten Illustrationen, zwei kleinere oder eine große pro Doppelseite, begleiten den Text optimal und sorgen dafür, dass die Leser nicht vor zu viel Text zurückscheuen.
Das Buch empfiehlt sich somit sehr für Leseanfänger, und nicht unbedingt nur für Mädchen, auch wenn es sich eher an diese wendet: eine spannende, gehaltvolle und schön illustrierte Geschichte, die auf die Bedürfnisse von Erstlesern abgestimmt ist. Dank dem robusten Einband und dem festen Papier sind die Bücher der Reihe erfreulicherweise der Beanspruchung im Kinderzimmer gut gewachsen.