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"Auch ich vergesse die Zeit ... Ich sitze unter euch, ein Dampferpassagier, der zu einer schönen Insel unterwegs ist. Kommt mit zu dieser Insel und lasst euch die Geschichten des vierundsiebzigsten bis zum achtzigsten Tag erzählen. Fragt ihr mich aber doch nach Ort und Zeit, dann ist es Sommer im Adriatischen Meer, und ihr lest: Die Glücklichen Inseln hinter dem Winde."
Gut zwei Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkrieges fährt Kapitän Daworin "Dado" Mirankowitsch mit seinem Fracht-Passagier-Schiff, einem Zweitausendtonner namens "Zikade II", die jugoslawische Küste hinunter. An Bord sind als Passagiere außerdem Tante Julie, die Maus Philine, vier befreundete Möwen, Miss Gloria Brown, der junge Matrose Petar, der Koch Wu, Schiffsarzt Doktor Pietsch und der Stewart Bob.
Das Schiff erreicht jedoch sein ursprüngliches Ziel nie, denn als in der Ferne eine seltsame Inselgruppe auftaucht, spielen sämtliche Instrumente verrückt und das Schiff ist nicht mehr zu steuern. Gezwungenermaßen läuft es auf den Inseln auf. Die Besatzung, zuerst verängstigt und misstrauisch, kann ihr Glück kaum fassen, als sie sanft in der Flamingobucht anlegen und tatsächlich die sagenhaften Glücklichen Inseln erreichen - dorthin kann nur, wer am Glücklichen Tag Geburtstag hat (und das ist erstaunlicherweise gleich bei drei Passagieren der Fall).
Zunächst erstaunt von den Bewohnern der Insel - die Dampferpassagiere werden an einem sogenannten M-Tag von einem Marder, einem Meerschweinchen und einem Murmeltier begrüßt -, lernen Kapitän Dado und seine Mannschaft schnell, was es bedeutet, glücklich zu sein. Als Gäste der Glücklichen Inseln besucht der bunte Trupp mitsamt Maus und vier Möwen die wichtigsten Orte und Sehenswürdigkeiten der Inselgruppe, die auf keiner Seekarte zu finden ist. Die Ausflüge führen unter anderem auf die Insel Publa Cumba, wo sich die halbe Inselbevölkerung in einem gigantischen Napfkuchen vergnügt, auf das schwarz-weiß gemusterte Eiland Pintiretto, auf dem Bilder zur Realität werden, ins leckere Dorf, in dem man Geschichten gegen Süßigkeiten eintauschen kann, und auf die Spielinsel Jou-Jou.
"Die Glücklichen Inseln hinter dem Winde" ist ein wunderbares Kinderbuch voller schöner und erstaunlicher Einfälle und voll Weisheit über das Glück. Die kuriosen und fantasievollen Episoden sind ein ausgesprochenes Lesevergnügen, und James Krüss geizt nicht mit verrückten Einfällen, die teilweise ins kindlich Anarchistische abgleiten. Am Ende ist man als Leser traurig, wenn die Besucher die Glücklichen Inseln wieder verlassen müssen, weil die meisten von ihnen eben doch nur Gäste des Glücks geblieben sind.
Ein Blick in dieses Buch, das erstmals 1958 erschien, lohnt sich in jedem Fall für Kinder und jung gebliebene Erwachsene, und wer sowieso die Geschichten von James Krüss mag, wird dieses Buch ohne Zweifel lieben! In den Geschichten der Glücklichen Inseln kann man tatsächlich versinken. Der großartige James Krüss schildert eine kindgerechte Utopie, den alten Traum vom Paradies, in dem Menschen und Tiere friedlich miteinander leben und die Menschen ihre Macht völlig abgegeben haben - ein Utopia der Neuzeit, in dem es Unglaubliches zu entdecken gibt.
"Die Glücklichen Inseln hinter dem Winde" gehört zur Serie "Die Geschichten der 101 Tage", in der auch viele weitere Bücher von James Krüss erschienen sind. Die hier rezensierte Ausgabe aus dem Carlsen-Verlag ist anscheinend leider vergriffen, es bleibt also nur auf eine Neuauflage oder ein gebrauchtes Exemplar zu hoffen.