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Die neue Rechtschreibung hat nicht unbedingt dazu geführt, dass Schüler leichter fehlerfreies Schreiben lernen. Manche Regeln werden inkonsequent gehandhabt, teils aus Rücksicht auf Traditionen, teils nur scheinbar, weil die betroffenen Begriffe auf mittelhochdeutsche Wörter zurückgehen, auf die sich die Regeln beziehen. Doch nicht nur Linguisten wollen und müssen die Rechtschreibung verstehen und richtig anwenden!
In einunddreißig Kapiteln erläutert der Autor die Neuerungen und nimmt sie zugleich kritisch unter die Lupe. So kann sich der Leser darüber informieren, dass er, anders als von den Reformern behauptet, im Vergleich zu früher keineswegs eher so schreiben darf, wie er spricht. Inkonsequent wurde beispielsweise mit den Umlauten umgegangen. Einige diesbezügliche Änderungen berücksichtigen tatsächliche Wortverwandtschaften, zum Beispiel Stängel/Stange, andere beziehen sich auf sogenannte Volksetymologien, das heißt, im allgemeinen Gebrauch als verwandt angesehene Wörter. So hat etwa der Tollpatsch auch in der neuen Schreibung nichts mit dem Adjektiv "toll" zu tun, sondern entstammt dem ungarischen Necknamen "talpas" für als plump angesehene Fußsoldaten.
Besonders chaotisch geht es bei den Fremdwörtern zu, deren Schreibung manchmal eingedeutscht ist, manchmal nicht, ohne dass sich immer eine Logik erkennen lässt. Besser kommen die neuen Regeln bezüglich ss/ß weg.
Zusammen- und Getrenntschreibung sorgen vermutlich für die meisten Irritationen bei allen, die sich an die neuen Regeln gewöhnen müssen; ihnen sind mehrere Kapitel gewidmet. Aber auch die Groß- und Kleinschreibung führen zu viel Grübelei und bei Perfektionisten zu häufiger Konsultation des Dudens. Dessen Empfehlungen werden übrigens auch nicht konsequent ausgesprochen, und die enthaltenen Amtlichen Rechtschreibregeln widersprechen gar nicht so selten Angaben und Empfehlungen im eigentlichen Wörterbuch.
Eine Reihe von Kapiteln befasst sich mit der Zeichensetzung, deren Neuregelung ebenfalls häufig zu Unsicherheit führt. Zum Abschluss lernt der Leser, nicht nur formal richtig, sondern auch vorausschauend zu trennen, damit es nicht zu "Urin-stinkt" und "Anal-phabeten" kommt.
Die vorgestellten Aspekte der neuen Rechtschreibung geben nur einen Teil der zahlreichen Themen dieses Buchs wieder, das den Leser auf ebenso informative wie kurzweilige Weise mit den neuen Regeln vertraut macht und zugleich begründet, worauf die alten und die neuen Regeln basieren. Originelle und treffende Beispiele zeigen die Schwächen der alten, häufiger freilich der neuen Schreibung auf. Denn wenn das Hauptanliegen des Autors auch die Vermittlung der neuen Schreibweisen samt Ausnahmen ist, so lässt er es sich doch nicht nehmen, neue und alte Regeln gegeneinander abzuwägen. Wo die Reform tatsächlich eine Vereinfachung bewirkt hat, wird dies hervorgehoben, ebenfalls freilich das Durcheinander, das aus unklaren Regeln resultiert und solchen, die mehrere Schreibungen zulassen.
Besonderen Wert legt der Autor, eigentlich auch im Sinne der Reformer, auf die gute Lesbarkeit aufgrund sinnvoller Schreibungen und Zeichensetzung, die mittels der neuen Regeln nicht immer gegeben sind - was natürlich vor der Reform ebenfalls nicht in allen Fällen zutraf.
Das Buch wendet sich an alle, die aus beruflichen oder privaten Gründen die neue Rechtschreibung möglichst sicher beherrschen möchten oder müssen. Es ist übersichtlich und bei aller Schlichtheit ansprechend gestaltet und liest sich angenehm. Man kann es auch vorzüglich als Nachschlagewerk verwenden, sofern man sich mit den wichtigsten grammatikalischen Grundbegriffen auskennt. Daher eignet es sich auch für den Gebrauch in Schulen, zumindest in der Mittel- und Oberstufe.