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Das Leben mit Kindern ist anstrengend und kostet Nerven. Außerdem werden Eltern von der "Außenwelt" in Klischees gedrängt, obwohl sie keineswegs in einer Bärchenmuster- und Quietschentchenwelt leben. Das macht das "Unternehmen Familie" nicht gerade einfacher.
Die Autorin von "Family Business" möchte Eltern und somit auch Kindern etwas von dem Stress nehmen, dem sie sich aussetzen, und sie aus der pastelligen Bärchenwelt befreien, damit sie sich als Familien entspannt in der realen Welt positionieren können. Denn so exotisch ist eine Familie ja nun auch wieder nicht.
Zu Beginn erläutert die Autorin, wie sie auf ihre Buchidee kam und was das Buch bewirken soll. Anschließend stellen sich mehrere Familien vor, darunter auch eine Alleinerziehende mit Sohn; hier kann sich der Leser ein Bild davon machen, in welchen Bereichen sich die meisten der ansonsten sehr unterschiedlichen Familien letztlich gleichen.
Im Kapitel "Guten Morgen" geht es um den typischen Ärger am Morgen: Aufstehen, Frühstück, Zähneputzen, Anziehen, Aufbruch und einiges mehr. Das nächste Kapitel trägt den viel sagenden Titel "Guten Hunger": Wie lassen sich Kinder zu einigermaßen diszipliniertem Essen bewegen? Aber im "Family Business" ist mittags noch einiges mehr los. Eine Dreijährige sieht Gespenster, die gängigsten unter den nervtötenden Sprüchen von Kindern und Eltern werden aufgeführt, und Eltern lernen, dass es kein Zufall ist, wenn ihre Kinder ständig beim Memory gewinnen.
"Guten Abend" präsentiert einige Rituale, die garantiert zu einem so unterhaltsamen wie entspannten Abendessen führen, Vorschläge fürs Beten (wenn es denn gewünscht wird), eine Geschichte vom Fürchten und von Beschützermonstern sowie eine originelle Gute-Nacht-Geschichte für Erwachsene, in der es um das Sexualverhalten ebendieser Zielgruppe geht.
Mehrere der Beiträge aus dem Buch stammen ursprünglich aus Presse-Kolumnen, und auch bei den Familienvorstellungen hat man zunächst den Eindruck, eine Elternzeitschrift vor sich zu haben. So richtig neu scheint das alles auf den ersten Blick nicht zu sein.
Dieser Eindruck täuscht jedoch, denn bald schon stößt man auf Beiträge, die nicht nur unterhalten und das Gefühl vermitteln wollen, man sei nicht allein auf dieser Welt mit seinen Elternproblemen, sondern die konkrete und wertvolle, praxisnahe Anregungen für die "Entstressung" des Familienalltags geben. Ob es darum geht, das morgendliche Hickhack vom Aufstehen bis zum Verlassen des Hauses in für Kinder wie Eltern amüsante und reibungslose Abläufe zu verwandeln - das Buch enthält sogar Tipps, wie man ein ganz alltägliches Pausenbrot durch eine originelle Verpackung attraktiver machen kann -, ob das Essen im Familienkreis zu einem angenehmen Zusammensein statt nervtötendem Nölen, Herumkaspern und Schimpfen werden soll, oder ob man sich mit Tricks befasst, die zur Erledigung unbeliebter Tätigkeiten führen: Hier findet der Leser so amüsante wie leicht durchführbare Lösungen. Darüber hinaus regen die Vorschläge der Autorin zur Entwicklung eigener Ideen an.
Wie Kinder sich selbst gern sehen möchten, lernt man im Beitrag "Karlchen Lagerfeld & Dönerteller Versace", in dem sich Kinder in selbst zusammengestellten Verkleidungen präsentieren. Und dass es nicht ungewöhnlich ist, wenn eine Dreijährige, um es salopp zu sagen, voll auf Rosa und Glitzer abfährt, vermittelt ein anfänglich sehr irritierter Vater in einem Kolumnenbeitrag. Ebenso wenig, weiß dieser Vater, zeugt es von Schizophrenie, dass seine kleine Tochter sich eine Freundin erfunden hat.
Das Buch enthält also eine originelle Mischung aus Ratgeberanteilen und witziger, aber durchaus auf ernstzunehmenden Themen basierender Unterhaltung. Darüber hinaus ist es üppig und sehr ansprechend illustriert. Es sei angemerkt, dass Bärchen dabei außen vor geblieben sind.