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 Die Erben der Samurai

Japanische Jahre

Autoren: Angela Terzani
Verlag: Econ

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Japan, 1985, das Jahr des Büffels geht zu Ende. Angela Terzani, die Frau des bekannten Spiegel-Korrespondenten und Autoren Tiziano Terzani, und ihre Familie ziehen nach Tokyo, um dort die nächsten fünf Jahre zu leben und zu arbeiten.

Angela Terzani setzt ihre Leidenschaft, Tagebuch zu schreiben, fort, weil sie nicht möchte, dass alles Neue, Interessante und Ungewöhnliche, das um sie herum geschieht, sich verflüchtigt, und gibt uns hier einen Einblick in das Innere der japanischen Gesellschaft.

Von 1985 bis 1990 hatte die Autorin Gelegenheit, Kultur und Persönlichkeiten des Landes zu treffen und zu beobachten, westliche und asiatische Diplomaten, Intellektuelle, so den bekannten Schriftsteller Murakami Haruki, Journalisten und Wissenschaftler, wie Steven Plazer. Wenn "modern" nur bedeutet, die letzten Erfindungen anderer Völker zu kopieren, dann ist das Neue nicht mehr anziehend, sondern bestenfalls kurios, stellt sich bald heraus.

Sie zeichnet ein hartes Bild von Japan, einem Land jenseits der hier so beliebten Sushi-Kultur und Zen-Romantik. Beziehungen sind nur innerhalb der gleichen Standesgruppe möglich, also mit Menschen, mit denen man zur Schule oder Universität ging, mit Verwandten, und Personen, die auf der gleichen betrieblichen hierarchischen Ebene arbeiten oder beruflich nützlich sein könnten.

Während die Männer von 7.30 bis Mitternacht arbeiten, am Wochenende mit dem Chef Golf spielen und zuweilen vor Stress und Erschöpfung am Schreibtisch zusammenbrechen, "Karoshi" ist der Begriff, der dieses Phänomen beschreibt, kümmern sich die Frauen um Haushalt, Kinder und Finanzen. Es ist eine Gesellschaft, in der schon Schulkinder ungewöhnlich häufig Selbstmord begehen, weil sie den Anforderungen nicht zu genügen scheinen, und schon der Tag der Schüler ist von 7 Uhr bis nachts um 10 Uhr mit Aktivitäten angefüllt. Der Mensch als Sklave der Gesellschaft, gefordert ist die absolute Selbstverleugnung, Individualität ist verpönt und bedeutet den sozialen Tod.

Warum all dies? "Japan number one." Japan möchte als Wirtschaftsmacht weltweit die Nummer 1 sein. Laut Angela Terzani sehen sich die Japaner als auserwähltes Volk, als elaborierte Rasse, deren Söhne direkt von der Sonne abstammen und deren angestammtes Recht es ist, die übrige Welt zu dominieren. Japaner kennen keine Moral, kein gut und Böse, behauptet Terzani, ihr Gott ist das Land Japan, ist die Wirtschaft. Dies begründet sie etwa damit, dass Japan die zweitgrößte Währungsreserve der Welt besitzt und damit gleich hinter China steht. Es führt 50 Prozent des Goldes ein und zwei Drittel aller Rohstoffe weltweit und einen Großteil der Tropenhölzer. Sollte Japan sich von heute auf morgen aus den USA zurückziehen, würde dort die Wirtschaft zusammenbrechen, also hat Japan den Krieg gegen die USA letztendlich doch gewonnen?

Die gebundene Ausgabe, erschienen im Verlag Hoffmann und Campe, enthält zwei Bildteile mit Schwarzweißfotos Tiziano Terzanis von Kultur, Städten und Landschaften sowie Porträts von Personen, mit denen sich die Autorin traf.

Das Buch ist in Tagebuchform flüssig und interessant geschrieben und, auch wenn man sich normalerweise nicht für Politik interessiert, zu empfehlen, da der Text immer wieder aufgelockert wird durch persönliche Begegnungen und Schilderungen aus dem Alltag der Autorin. Es ist eine gut verständliche und leicht lesbare Einführung in Politik und Wirtschaft Japans und deren Hintergründe, ohne dass es langweilig wird. Jedoch, der Inhalt macht betroffen. Gut gelingt es Angela Terzani, die Veränderungen aufzuzeigen, denen Kultur und Gesellschaft Japans unterworfen sind.

Sabine Seip



Taschenbuch | Erschienen: 1. Januar 1994 | ISBN: 9783612260758 | Preis: 18,99 Euro | 351 Seiten | Sprache: Deutsch

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