Dieser Quellenband mit 120 Seiten Umfang wurde von Karl Wu geschrieben, was laut Impressum im besonderen die wissenschaftlichen Texte betrifft, und von Tom Dowd entwickelt. Ins Deutsche übersetzt wurde das Buch von Manfred Sanders.
Das Coverbild stammt von David Dorman und gehört zu den Titelbildern, die man am ehesten mit dem Genre des Cyberpunk an sich, als im speziellen mit Shadowrun verbinden würde. Gerade im Hinblick auf das Thema des Buches ist der abgebildete stark vercyberte Mann, in dessen Hintergrund so etwas wie wissenschaftliche beziehungsweise technische Aufzeichnungen zu sehen sind, sehr gut gewählt.
Doch was ist eigentlich Thema des Buches?
Shadowtech befasst sich mit den Aspekten Bioware, Cyberware, Gentechnologie und Chemikalien.

Das erste Kapitel ist der Bionetik. Nach einer Einführung in das Thema und seiner groben Erklärung erfolgen Informationen über Implantationsvorgang und Heilung, anschließend wird genauer auf die (meta)menschliche Infrastruktur eingegangen, indem nacheinander Kreislaufsystem, endokrines System, lymphatisches System, Nervensystem, Atmungssystem, Haut, tragende Systeme, Nieren und Leber und ihre Aufgaben näher erläutert werden. Es folgen einige Informationen über "Organe aus zweiter Hand", die auch Informationen zur Grundwachstumszeit von geklonten Organen, Verträglichkeitswahrscheinlichkeiten, Preise und Versagensrisiken unter Stress tabellarisch darstellen.
Es folgen jeweils eine Seite umfassende Bioware-Beispiele, bei denen jeweils das Produkt beschrieben wird und die Grundwerte zum Spiel darunter gelistet sind. Natürlich fehlt auch nicht der übliche Shadowtalk, der sich jeweils im unteren Abschnitt befindet.
Bei Bioware finden sich bekannte Vertreter auch der aktuellen Edition wie etwa Nierensiebe, Muskelverstärkung oder Symbionten. Insgesamt werden zweiundzwanzig Produkte vorgestellt.

Das nächste Kapitel, Cybertechnologie, befasst sich mit eben dieser. Nach einigen Erläuterungen zu Vorteilen der Mechanik werden die einzelnen Cybersubsysteme Bodyware, Headware, Senseware und Matrixware näher erläutert, dann wird genauer auf den Implantationsvorgang und mögliche Cyberschäden eingegangen.
Auch hier schließen sich wieder Cyberwareprodukte mit jeweils einer Seite an, auch hier finden sich unter den ebenfalls zweiundzwanzig Produkten die altbekannten Kompositknochen, Enzephalon oder Geruchsbooster.

Eugenik/Genetik erläutert dem Leser die Grundlagen dieses Themas und geht dann näher auf die Gentechnologie und ihre Möglichkeiten ein. Hierbei ist auch die Genom-Initiative und das Metagen ein Thema.
Unter Gentech vorgestellte Produkte sind beispielsweise Immunisierung und Gentherapie, aber auch Leonisation, also die Verjüngung eines Menschen, die Shadowrun zwar auch in späteren Publikationen erhalten blieb, dort aber anders benannt wurde. Auch Erreger fallen in die Gentech-Kategorie, beispielsweise Doom oder Gamma-Anthrax.

Das Kapitel über die Chemie beginnt mit Informationen über optische Chips und Supraleiter, wechselt dann aber recht rasch zu Pharmazeutika, von denen Stimulanzien, Tranquilizer und Halluzinogene näher erläutert werden. Natürlich fehlen auch Hinweise zum Gebrauch und auch Missbrauch von Drogen nicht.
Benannte Chemikalien reichen von der Adrenalinaktivierung durch das Hormon ACTH bis hin zu den bekannten Rutheniumpolymeren, beinhalten aber ebenso einsetzbare Gifte wie Hyper oder Cyanid.

Das letzte Kapitel widmet sich schließlich Technologie und Gesetz. Hier finden sich Hinweise zu Verfügbarkeiten von Produkten, aber vor allem auch zur Legalität und zur Gerichtsbarkeit. An dieser Stelle finden nicht nur Bestrafungen und Verurteilungen ihren Niederschlag, sondern auch mögliche Strafmilderungen sowie Tabellen zu Geld- und Haftstrafen innerhalb Seattles, bundesgesetzliche (UCAS) und schließlich auch eine Tabelle, die von Anstiftung bis hin zu Mord die Art einer kriminellen Handlung und die dadurch zu erwartende Strafe listet.

Endgültiges Schlusslicht bilden die bekannten Ausrüstungslisten, die noch einmal sortiert alle aufgeführten Produkte mit sämtlichen Spielwerten auflisten.

Im Hinblick auf die Aktualität der Informationen oder auch die Nützlichkeit für Spieler der dritten oder, langsam in greifbare Nähe rückende, vierten Edition ist zu sagen, dass der Erwerb dieses Buches keinerlei Nährwert bietet.
Trotzdem lohnt der Kauf dieses nicht mehr publizierten Buches, sofern man es erstehen kann, und das gleich aus mehreren Gründen.
Zum einen sind die Informationen der dritten Edition sehr viel gestraffter. Zwar finden sich dort auch alle Informationen und sogar mehr (denn der Markt ist natürlich gewachsen zwischen den fünfziger und sechziger Jahren im Shadowrun-Universum), aber die Angaben in Shadowtech sind als leichter verdaulich zu bezeichnen. Dadurch, dass Informationen zum Produkt, Shadowtalk und sämtliche Spielwerte absolut deutlich getrennt sind, fällt es leichter, sich auf eine bestimmte Sache zu konzentrieren, außerdem kommt dem Lesen zu Gute, dass jedes Produkt eine eigene Seite für sich beansprucht.

Hinzu kommt die ausgesprochen liebevolle Gestaltung des Buches. Hier ist zum einen der Text zu erwähnen, der nicht nur die puren Fakten listet, sondern Hintergrundinformationen interessant und ausführlich aufbereitet, zum anderen das Layout, bei dem nicht nur jedes Produkt so dargestellt wurde, als würde man soeben einen Katalog zu diesen Produkten betrachten, sondern auch zu jedem Produkt eine Zeichnung existiert. Selbst bei Chemikalien sind entsprechende Moleküle abgebildet.

Während die gesamten Zeichnungen im Buch schwarz-weiß abgebildet sind, bietet dieser Band jedoch noch ein zusätzliches Bonbon, nämlich acht Farbtafeln in der Mitte des Buches, die als "Bodyline 2052-Catalog" bezeichnet werden und praktisch einen Werbekatalog des Konzerns BioTechnics darstellen. Dem ohnehin durch den liebevoll zusammengestellten Text sehr lebendigen Buch kommen diese Farbtafeln noch einmal zu Gute, denn hier können Werbeslogans der Zukunft auf den Leser wirken bis hin zu Cyberlocken: Kein Spliss, kein Fett - lebenslang!
Mal ehrlich: Wer würde da nicht zugreifen wollen?
Und das sollte man mit diesem Quellenbuch der zweiten Edition ebenso halten.

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