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Kohlhammer bringt seit Jahren in seiner Reihe "Pflege Kompakt" Bücher heraus, welche inhaltlich und fachlich immer von sehr hoher Qualität sind.
Hier kann sich das Pflegepersonal speziell oder auch allgemein über bestimmte Aspekte seiner Arbeit umfassend informieren.
"Fixierungen in der Pflege" von Friedhelm Henke beschäftigt sich mit einem sehr kontrovers diskutierten Thema, welches Pflegende immer wieder vor Gewissenskonflikte stellt und auch rechtlich nicht unbedenklich ist.
Die Fixierung eines Menschen, also die mechanische Bewegungseinschränkung, sollte zwar immer das absolut letzte Mittel der Wahl sein, kann allerdings auch unumgänglich werden, wenn der Patient sich oder andere gefährdet oder eine notwendige Therapie sonst nicht durchgeführt werden kann.
Das Buch stellt auf seinen gerade einmal 163 Seiten wirklich kompakt die wichtigsten Fakten vor, die das Pflegepersonal zu diesem Thema wissen sollte.
Insgesamt sechs Kapitel vermitteln ein fundiertes Grundwissen und beleuchten neben der Theorie auch die praktische Anwendung von Fixiersystemen.
Das erste Kapitel behandelt sehr ausführlich die rechtlichen Aspekte der Fixierung und legt hierbei auch Wert auf "Rechtfertigungsgründe" und "Sicherheitsverpflichtung".
Darüber hinaus werden die entsprechenden Paragrafen des Bürgerlichen Gesetzbuches und des Strafgesetzbuches zitiert. Dieser Abschnitt ist dementsprechend trocken, schwer zu lesen und zum schnellen Nachschlagen eher geeignet als zum Durchlesen.
Ein ausführliches Inhaltsverzeichnis erleichtert hierbei das schnelle Finden bestimmter Rechtsgrundlagen.
Im zweiten Kapitel "Fixierung versus Pflegeverständnis" geht der Autor schließlich auf den moralischen und ethischen Gesichtspunkt einer freiheitsberaubenden Maßnahme ein. Für das Pflegepersonal ist hierbei besonders die Auswirkung einer Fixierung auf die Pflege interessant und der Text wird mit einem ansprechenden Zitat aus "Der kleine Prinz" aufgelockert und anschaulicher gestaltet. Der wichtige Faktor Beobachtung und Betreuung wird ebenso zur Sprache gebracht wie die Indikationen und Kontraindikationen.
Anschließend versteift sich der Verfasser ein wenig zu sehr auf das nicht gerade kleine Feld der Sturzprophylaxe, die hier als Hauptgrund zur Fixierung angesehen wird. Dabei richtet sich der Autor eindeutig an Altenpflege-Einrichtungen und weniger an psychiatrische Krankenhäuser.
Schließlich wird im nächsten Kapitel der praktische Umgang mit Fixierungen erläutert. Dabei werden einige schon sehr veraltete Methoden erwähnt, die zumindest in der modernen Psychiatrie nicht nur keine Verwendung mehr finden, sondern sogar verboten sind. Hierzu gehören der separat eingesetzte Bauchgurt sowie die sogenannte Ein- oder Zweipunktfixierung, mittels derer der Patient an einer Extremität oder an zweien fixiert wird.
Sehr gut herausgearbeitet wurden dagegen die grundsätzlichen Regeln zur Anwendung von Fixiergurten. Speziell die 10 Regeln zum Anbringen sollte jeder Pflegende, der Fixierungen durchführt, verinnerlicht haben.
Außerdem wird nicht nur das Anbringen und Fixieren eines Patienten anhand von Bildmaterial veranschaulicht, auch die verschiedenen Schlosssysteme werden kurz, aber prägnant vorgestellt.
Der vierte Abschnitt behandelt den nicht unwichtigen Punkt der Dokumentation, der gerade bei einer rechtlich derart schwierigen Aktion wie Freiheitsberaubung nicht zu vernachlässigen ist und im Zweifelsfall unangenehme Regressansprüche verhindert.
Das vorletzte Kapitel stellt dem Leser Übungsfragen, mit deren Hilfe er testen kann, ob er die Thematik verinnerlicht hat, und der sechste und letzte Abschnitt ist das Literaturverzeichnis, in dem der Interessierte weiterführende Buchhinweise findet.
Die Aufmachung der Pflege-Kompakt-Bücher ist so einfach wie effizient, was den Wiedererkennungswert betrifft. Da es sich um reine Fachliteratur handelt, muss auch nicht unbedingt auf ein ansprechendes Äußeres geachtet werden, was bei einer so heiklen Thematik ohnehin schwierig ist. Das Format ist genau richtig, damit das Buch auch mal locker in der Kitteltasche verstaut werden kann.
Fazit:
Für den geringen Umfang erhält man hier kurz und bündig die wichtigsten Informationen bezüglich rechtlicher Aspekte und des praktischen Umgangs mit Fixiersystemen. Leider ist der Text, bedingt durch juristische Formulierungen, häufig sehr dröge und trocken zu lesen und der Preis für ein derart dünnes Büchlein mit 15.00 Euro alles andere als gering. Wer sich allerdings mit der Thematik ernsthaft auseinandersetzen möchte, sollte das Geld schon investieren. Der Inhalt wurde sehr gut gegliedert und der Autor beweist, dass er ein fundiertes Wissen über diese Thematik besitzt.