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Nach "Das unendliche Licht" setzte der deutsche Autor Thomas Finn sein Debüt im Bereich der Jugendliteratur im März 2007 mit dem Roman "Der eisige Schatten" fort und legte damit den zweiten Teil der Trilogie "Die Chroniken der Nebelkriege" vor. Einen Monat später nur veröffentlichte der Verlag Jumbo Neue Medien nun eine gekürzte Hörbuchversion der Geschichte, die erneut von Sprecher Gisbert-Peter Terhorst eingelesen wurde.
Während der kleine Zauberer Magister Eulertin in einem Däumlingsdorf weilt, versucht sich dessen Lehrling Kai heimlich an einem magischen Experiment. Er möchte der jungen Elfe Fi, für die Kais Herz im Stillen schlägt, ein magisches Geschenk machen. Da erscheint ihm die Feenkönigin Berchtis und kündigt eine Versammlung all jener an, die ihr im Kampf gegen die dunkle Nebelkönigin Morgoya zur Seite stehen wollen. Kai spielt eine ganz besondere Rolle in diesem Kampf, ist er doch die Letzte Flamme, der letzte verbliebene Feuermagier, der Morgoya nicht zum Opfer gefallen ist. Kai beschließt, Magister Eulertin im Däumlingsdorf aufzusuchen und ihm die Mitteilung BerchtisÂ’ zukommen zu lassen, doch bevor es dazu kommt, bergen Fi, Kai und der alte Seekobold Koggs ein seltsames, vereistes Schiff, dessen Besatzung sie tot auffinden. Einzig der Elf Gilraen hat den Angriff von Morgoyas Schergen, dem das Schiff augenscheinlich ausgesetzt war, überlebt - doch wieso sollte Morgoya diesen Elfen verschonen? Kai misstraut Gilraen vom ersten Augenblick an. Könnte es sein, dass er ein Spion der Nebelkönigin ist? Ausgeschickt, um die Pläne auszukundschaften, die die freien Völker gegen sie schmieden? Oder rührt Kais Misstrauen lediglich daher, dass Gilraen und Fi sich seit ihrer Kindheit kennen und Fi ihn als ihren Lichtverschworenen bezeichnet? Kai muss sich wohl oder übel damit abfinden, in der Begleitung Gilraens zu Magister Eulertin aufzubrechen, um ihm von der Erscheinung BerchtisÂ’ zu berichten. Dieser erkennt den Ernst der Lage und entscheidet, dass man keine Zeit mehr verlieren und sofort ins Reich der Feenkönigin aufbrechen müsse. Doch die Reise dorthin erweist sich als schwer und gefahrvoll ...
Erneut führt Thomas Finn seinen Leser in die magische Welt des Unendlichen Lichts, die unübersehbar an die unsere angelehnt ist. Doch gerade diese Parallelität macht einen faszinierenden Aspekt der "Chroniken der Nebelkriege" aus, findet man während der Lektüre doch immer wieder Ähnlichkeiten, Gemeinsamkeiten oder Unterschiede mit oder zu unserer Welt, die Thomas Finns Beschreibungen umso greifbarer machen. Mit großem Einfalls- und Ideenreichtum gelingt es dem Autor, die Geschichte, die er mit "Das unendliche Licht" so wunderbar begonnen hat, noch fantastischer fortzuführen und seinen tiefgründig und glaubwürdig beschriebenen Protagonisten Kai spannende Abenteuer erleben zu lassen, die ihn ruhelos von einem stimmungsvollen Schauplatz zum nächsten märchenhaften Ort führen.
Gisbert-Peter Terhorsts Lesestil ist dem Hörer der vorliegenden Hörbuchfassung von "Der eisige Schatten" bereits aus der vorangegangenen Produktion vertraut, und so findet man sich dieses Mal auch sehr viel schneller mit seiner Art zu lesen zurecht - all die mitten im Satz gesetzten Pausen sowie die zunächst gewöhnungsbedürftige Intonation des Sprechers wirken nicht mehr befremdlich, sondern passen in ihrer Beschaffenheit wunderbar zum Inhalt. Hinzu kommt, dass Terhorst seine Stimme hervorragend dazu einzusetzen weiß, den verschiedenen Figuren, Personen und Kreaturen durch akustische Abstufungen einen jeweils eigenen stimmlichen Charakter zu verleihen, wodurch die Lesung auch als Hörbuch zu einem abwechslungsreichen Abenteuer wird.
Rund sechzig Seiten länger ist die Buchvorlage von "Der eisige Schatten" im Vergleich zu "Das unendliche Licht" - und doch umfassen die beiden Hörbücher ungefähr dieselbe Laufzeit. Schon während des ersten Teils sind die Kürzungen aufgefallen und haben den Gesamtzusammenhalt der Geschichte gestört, doch war dort der Umfang der Streichungen gerade noch zu vertreten. Bei "Der eisige Schatten" ist das nun gänzlich anders. Die Erzählung wirkt unangenehm zerstückelt und sprunghaft und verliert dadurch nicht nur an Charme, sondern auch an Kontinuität und stellenweise auch an logischem Zusammenhang.
Fazit:
Schade, dass "Der eisige Schatten" für die vorliegende Hörbuchfassung so stark gekürzt wurde, dass der Handlungsbogen nur noch als locker zusammenhängende Aneinanderreihung abenteuerlicher Ereignisse erscheint, denn sowohl die Buchvorlage von Thomas Finn als auch Sprecher Gisbert-Peter Terhorst hätten zweifellos das Potenzial für eine wunderbare Lesung gehabt. So bleibt "Der eisige Schatten" eigentlich nur noch eine willkommene Ergänzung für Fans des Romans.