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Zeitreisen sind ein spannendes Thema. Damit könnte man über die festgelegten Grenzen der Gegenwart hinweg reisen, die eigene Macht mehren und seinen Besitz festigen. Ein unerfüllbarer Traum? In der Realität vielleicht, doch in dem Spiel "Khronos" kann man wenigstens im Wettstreit gegen andere Spieler beweisen, ob man wirklich ein tapferer und strategisch denkender Zeitreisender ist.
Öffnet man die Spielschachtel, fällt einem sofort die viergeteilte Box auf. Deren einzelne Fächer sind farblich unterschieden, so dass man, schon um sich das Spiel ein wenig zu erleichtern, die farblich passenden Gebäudeteile gleich hinein sortieren kann. Das vierte, grau gehaltene Fach, kann dann die anderen Spielutensilien wie Münzen, Zivilisationskarten, Spielfiguren und Holzwürfel aufbewahren. Klappt der Spieler dann das Spielbrett auf, sieht er dreimal die gleiche Landschaft mit kleinen Weilern, einem Fluss und Wäldern vor sich. Dies ist stets die gleiche Gegend, allerdings zu unterschiedlichen Zeiten und damit kommt man auch schon zu den Spielregeln.
Jedem Spieler unterstehen zwei Zeitreisende. Diese können natürlich nur, wenn sie vor Ort und in der richtigen Zeitspanne sind, ihre Arbeit erledigen. Um von einem Zeitpunkt zum anderen zu gelangen, muss der Spieler lediglich einen Taler zahlen. Damit kann er seine Zeitreisenden dorthin bringen, wo er sie haben möchte. Die Wahl hat er dabei zwischen dem Zeitalter der Macht, dem Zeitalter des Glaubens und dem Zeitalter der Vernunft.
Ein wichtiges Arbeitsgerät sind ebenso die Zivilisationskarten, die ein Spieler bekommt. Denn er kann lediglich Gebäude bauen, deren Farbe er auf der Hand hat. Unterschieden wird hier zwischen militärischen Gebäuden wie einem Wachturm, kirchlichen Gebäuden wie einem Kloster und bürgerlichen Gebäuden wie einem Weiler. Die einzelnen Gebäude tragen Werte, diese geben die Anzahl der Handkarten, die für ihren Bau verwendet werden müssen, an. Für den Bau von größeren Gebäuden bekommt der Spieler sofort Geld ausgezahlt. Schließlich geht es ja darum, wer am Ende das größte Vermögen besitzt.
Ebenso wichtig ist der Bau von Gebäuden bei der Bildung von Domänen, das sind zusammenhängende Gruppen von Gebäuden. Bei deren Verknüpfung müssen gewisse Bedingungen beachtet werden. Allerdings sind sie für den Spieler, der den größten Einfluss auf sie besitzt, eine gute Einnahmequelle in der vierten und siebten Spielrunde, wenn Steuern eingetrieben werden können. Die siebte Runde ist auch die letzte, nach deren Ausführung dann der Sieger bestimmt wird.
Bis jetzt klingt es einfach, doch durch den Aspekt der Zeitreise wird das Spiel um ein ganzes Stück vertrackter und interessanter. Denn Gebäude, die in der Vergangenheit gebaut werden, werfen einen Schatten in die Zukunft und können selbst Jahrhunderte überdauern. Dabei kann es passieren, dass der Bau eines Gebäudes in einer früheren Zeit ein wesentlich jüngeres Gebäude zerstört. Ebenso können auch die verschiedenen Bauten vergrößert oder verkleinert werden, im einen Fall, weil dies ein Spieler mit seinen Karten finanziert, im anderen Fall, weil ein gebautes Gebäude die Machtverhältnisse ändert. Bei solchen Spielveränderungen müssen aber ebenso die Dubletten in den zukünftigen zwei Zeitaltern geändert werden, was so manche vorherige Spielplanung durcheinander bringen kann.
"Khronos" ist ein Brettspiel, das seinem Namen gerecht wird, denn es spielt mit den Schwierigkeiten und Ärgernissen des Zeitflusses. Hierbei müssen die Spieler nicht nur auf das korrekte Ablegen der Gebäudeplättchen achten, sondern gleichzeitig drei verschiedene Spielbretter in unterschiedlichen Zeitaltern im Auge behalten, die Konsequenzen ihrer Taten bedenken und auch ihre Auswirkungen in der Zukunft beachten. Und bei alledem immer noch darauf aus sein, das meiste Geld zu erlangen.
Einfach ist das bei diesem Spiel wirklich nicht, aber für erfahrene Strategen, die sich gerne den Kopf zerbrechen, ist es genau das Richtige. Wer sich vorher die Spielanleitung intensiv durchgelesen hat, muss auch nur noch selten bei Problemfällen nachschlagen. Viel schwieriger ist es jedoch, Auswirkungen von Bauplänen und Strategien vorher im Kopf durchzudenken. Da ist es kein Wunder, dass die Spielpartie bei der Höchstzahl von fünf Spielern locker über eine Stunde und noch länger dauern kann, besonders wenn Grübler mit am Tisch sitzen. Doch auch wenn man selbst lediglich sieben Mal zum Zuge kommt, langweilt man sich keine Minute, da jeder Spielzug der Gegenseiten auch Auswirkungen auf die eigenen Pläne und Strategien besitzt und man so oftmals kurz bevor man an der Reihe ist noch einmal komplett umdenken muss.
Anfänger verzweifeln hier sicherlich, doch erfahrene Spieler blühen bei dieser Herausforderung geradezu auf. An der Spielanleitung und an dem genial erdachten Spielsystem gibt es wirklich nichts zu meckern. Einziger Kritikpunkt ist der Spielplan, der schon beim ersten Auspacken droht, an den Knickkanten auseinander zu gehen. Diese könnten sich bei oftmaligem Gebrauch sicher lösen. Denn dass das Spiel oft ausgepackt und durchgespielt wird, dürfte wohl klar sein, denn keine Partie ist wie die andere und das Spiel macht süchtig.
Ein wirklich geniales strategisches Bauspiel, das durch seine Zeitkomponente dem Ganzen einen besonderen Kick verleiht.