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 Hamburgum

Autoren: Mac Gerdts
Illustratoren: Matthias Catrein
Verlag: Eggertspiele

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie


Im 17. Jahrhundert war Hamburg eine der wohlhabendsten Städte Deutschlands und ein bedeutendes Handelszentrum. Wer hier geschickt handelte, konnte schnell massig Geld anhäufen. Doch Reichtum allein ist in einer Stadt, der es daran nicht mangelt, noch nichts Besonderes. Wer wirklich etwas auf sich hält, der spendet den vielen Kirchen der Stadt, um sich einen Namen zu machen - dem Seelenheil wird’s wohl auch nicht schaden. Und genau darum geht es in Mac Gerdts neuem Brettspiel "Hamburgum", das von Eggertspiele und dem PD-Verlag jetzt neu rausgebracht wurde.

Das Prinzip, um an Siegpunkte ranzukommen, ist recht linear. Man produziert drei Waren - Bier, Stoff und Zucker -, verkauft diese über den Seeweg für viel Geld, gibt das Geld aus, um sich Baumaterialien für die sechs Kirchen zu kaufen und spendet diese Baumaterialien an die Gotteshäuser, um Siegpunkte zu erhalten. Der Trick ist es, wie immer bei komplexen Strategiespielen, diesen Ablauf so flüssig und effektiv wie möglich zu gestalten, um an einen maximalen Ausschuss an Punkten zu gelangen.
Wie in Gerdts letzten beiden Spielen, "Imperial" und "Antike", wird als Steuerungsmechanismus wieder das Rondell verwendet, acht kreisförmig angeordnete Felder, auf denen die Figuren der Spieler immer um eins bis drei Felder vorwärts ziehen und verschiedene Aktionen auslösen. So können sie auf drei Feldern des Rondells die drei verschiedenen Waren Bier, Zucker und Stoff produzieren. Dann gibt es zwei Kontor-Felder, auf denen sie diese Rohstoffe über den Seeweg gegen Geld handeln können. Auf den selben Feldern können sie sich außerdem die wichtigen Baustoffe Holz, Ziegel und Kirchenglocken gegen Geld kaufen. Auf einem weiteren Feld können sie diese Baustoffe dann als Spende an eine der sechs großen Hamburger Kirchen vermachen und sie dadurch weiterbauen, was sich in Spendenplättchen rentiert, die nach verschiedenen Kriterien Siegpunkte bringen. Außerdem gibt es auf dem Rondell noch ein Werft-Feld, auf dem man sich Schiffe bauen kann - denn ohne Schiffe kein Seehandel. Zuletzt kann man auf dem Feld "Rathaus" noch Gebäude bauen, die etwa die Produktion der Waren erhöhen oder sich sofort in Form von Geld rentieren.
Für jede Kirche kann genau fünfmal gespendet werden, wobei jede Spende teurer ist als die letzte. Nach der fünften Spende ist eine Kirche fertiggestellt. Sobald alle sechs Kirchen gebaut wurden, endet das Spiel und der Spieler mit den meisten Siegpunkten gewinnt.

Mehr als sonst in Strategiespielen kommt es bei "Hamburgum" auf das richtige Timing an. Wenn man auf das Kontor-Feld geht, muss man möglichst viele Waren für viel Geld verkaufen oder umgekehrt für viel Geld viele Baustoffe kaufen können. Wenn man einer Kirche spendet, muss man genau die richtigen Materialien und genügend Geld haben, um auch mehrere Spenden finanzieren zu können. Außerdem muss man sich die wichtigsten Spendenplättchen holen, bevor einer der Gegner sie bekommt. Beim Rondellmechanismus ist das nicht immer ganz einfach, nicht selten ist man von genau dem Feld, das man jetzt bräuchte, zu weit entfernt. Fies ist auch, dass man beim Kontor nicht gleichzeitig Waren verkaufen und Baustoffe kaufen darf, sondern nur eins von beiden. So ist man stets bestrebt, die eigenen Züge so vorauszuplanen, dass ein Maximum an Profit dabei herauskommt. Die Gegner darf man dabei aber keinesfalls vernachlässigen. So kann einem ein gewiefter Mitspieler etwa das begehrte Spendenplättchen, das man gerade haben wollte, vor der Nase wegschnappen oder durch das Bauen neuer Schiffe, die die alten verdrängen, die eigenen Handelskapazitäten auf einmal schmerzhaft einschränken. In "Hamburgum" spielt niemand nur für sich.
Entscheidend für die Strategie, die man verfolgt, sind die Gebäude, die man bauen kann. Hier wird jeder Spieler versuchen, sich in eine bestimmte Richtung, etwa die der Bierbrauer, zu spezialisieren und genau die passenden Spendenplättchen zu erhalten, die den Löwenanteil der letztendlichen Siegpunkte ausmachen. Schafft es jemand, mehrere der Spendenplättchen zu erhalten, auf die er sich spezialisiert hat, wird er das Spiel gewinnen.

Sehr erfreulich an "Hamburgum" für ein Strategiespiel, das kein Zufallselement besitzt, ist die blitzartige Geschwindigkeit, mit der gezogen wird. Das geht die erste Hälfte der Partie über Schlag auf Schlag, selbst, wenn das Spiel allen noch neu ist. Schließlich macht man bei einer Aktion niemals viel und hat sich meistens schon vorher genau überlegt, was man auf dem entsprechenden Feld anstellen will. In der zweiten Hälfte einer Partie wird dann mehr gegrübelt, da die Aktionen besser überlegt sein wollen - rauchende Köpfe wie bei "Caylus" oder "Puerto Rico" entstehen jedoch kaum, die angegebene Spieldauer mit 75 bis 90 Minuten ist deswegen ziemlich korrekt angegeben.
Dennoch wirkt "Hamburgum" insgesamt recht trocken. Die verschiedenen Elemente des Spiels - Waren, Kirchen, Baustoffe, Gebäude, Bürger - wollen nicht so wirklich organisch ineinander übergreifen, die Mechanismen sind als solche zu sehr offen erkennbar. Warum beispielsweise legt man Bürger auf Gebäude des Spielplans, um diese zu bauen? Damit diese Bürger später als eigene Siegpunktvariable abgerechnet werden können. Das funktioniert zwar alles ganz gut und scheint auch ausbalanciert zu sein, aber Begeisterung ob des Themas lässt es nicht aufkommen.

Dabei hat sich Mac Gerdts doch erneut Mühe gegeben, auch die Hintergrundinformationen seines Szenarios zu recherchieren. So findet sich in der Schachtel ein kleiner Almanach, der die sechs Kirchen Hamburgs, an denen man baut, noch einmal genauer vorstellt. Überhaupt verdient die Ausstattung dieses Spiels besonderes Augenmerk. Viele kleine Holzwürfel, -chips und -schiffe ist man ja bereits gewohnt. Super jedoch die Idee, echte kleine Steine aus Ton und winzige goldene Glöckchen als Ressourcen beizulegen anstatt irgendwelcher Chips als Repräsentationen. Da möchte man fast noch einen Schritt weitergehen und fragen, warum die Waren nicht noch als kleine Stofffetzen und Zucker- oder Bierfässer umgesetzt wurden statt als Holzwürfel. Doch die Miniaturbaumaterialien sind wirklich zu goldig und rechtfertigen zusammen mit dem großen Spielplan, der noch in einer englischen Variante namens "Londinium" daherkommt, den Preis voll und ganz.

"Hamburgum" zielt zwar ganz klar auf das Segment der Profispieler ab, ist aber einfacher zu erlernen als vergleichbare Strategiespiele. Eine einzelne Partie dauert außerdem nicht ganz so lange, weswegen sich das Spiel auch für Familien mit älteren Kindern eignet, die schon mal ein "Puerto Rico" oder "El Grande" in der Hand hatten. Vorausgesetzt jedenfalls, man lässt sich von dem eher trockenen Szenario nicht abschrecken.

Julius Kündiger



Brettspiel | Erschienen: 01. Oktober 2007 | FSK: 12 | Preis: 35 Euro

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