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Im Überseemuseum in Bremen gibt es eine Ausstellung, die sich mit der dunklen Seite der Menschheit auseinandersetzt, mit dem Bösen. Hiermit sind jedoch keine Gräueltaten und Grausamkeiten gemeint, sondern es handelt sich eher um einen Versuch, das metaphysische Böse, seinen Ursprung und seine Eigenschaften in jeder Kultur festzuhalten und zu präsentieren. Dazu begleitend wird das Buch "All about evil - Das Böse" angeboten.
Viele kleine Beiträge versuchen in diesem Sachbuch einen Überblick davon zu geben, was man als Böses kennt, und welche Dinge tiefer betrachtet keineswegs bösartige Eigenschaften besitzen. Den Anfang machen zwei Artikel über die überlieferten Ursprünge des Bösen in den Schriften der Religionen. Weiter beim Thema Glauben bleibt auch der Text über die schrecklichen und grausamen, aber dennoch keineswegs bösen hinduistischen Gottheiten, deren scheinbare Widersprüchlichkeit im Gegensatz zum überlieferten Kampf "Gut" gegen "Böse" in unserer Kultur steht. Das Bild des Teufels wird im Zusammenhang mit den Tätigkeiten der Missionare beschrieben, die teilweise die Ursache für die Vermischung der alten Religion mit dem Teufelsglauben waren.
Was das Böse nun aber ist, möchten die nachfolgenden Berichte darlegen. Ausgehend von Dantes Inferno versucht man das Böse mit seinen vielen Gesichtern zu fassen. Es zeigt sich, dass beispielsweise viele Tierarten durch ihre Benennung verteufelt werden, da festgestellt wurde, dass ihre Bezeichnungen sie gleichzeitig zu "bösen" Tieren abgestempelt haben. Ein bekannter Mitarbeiter des Bösen ist Mephistopheles, der eine lange kulturelle Wandlung hinter sich hat. Und auch die Hexen oder Teufel in Lateinamerika haben im Laufe der Zeit ihr Gesicht verändert. Sogar Pflanzen können Handlanger des Bösen sein, wenn sie giftig sind oder man sie als Hexenkraut brandmarkt. Und selbst das Fernsehen beeinflusst unsere Sicht des Bösen in unserer Vorstellung. Der letzte Artikel dieses Bereichs beschreibt die Sicht der Kinder auf das Böse und dessen Veränderung mit der Zeit aufgrund von Erfahrung und Erziehung.
Sobald erkannt ist, dass auch das Böse existiert, wird in jeder Kultur unterschiedlich darauf reagiert. Eine Hilfe sind hierbei verschiedene Amulette und Zauberstöcke. Da in Papua-Neuguinea der Glaube an Zauberei noch weit verbreitet ist, behilft man sich damit zum Schutz für sich selbst oder zum Schaden für andere. Natürlich flirten auch moderne aufgeklärte Menschen mit dem Bösen, wie die Gothic-Szene, die das Thema Tod und Vergänglichkeit in den Mittelpunkt stellt, provokant beweist. Aber das Böse kann auch zu Geld gemacht werden, wenn man es geschickt und clever in die Werbung einbezieht.
"All about evil - Das Böse" ist ein Sachbuch, das versucht, alle Bereiche und Themen zum Bösen abzudecken. Dass dies nicht vollständig möglich ist, dürfte klar sein. Durch die vielen verschiedenen Beiträge schließt es aber sehr viele Themen und Kulturbereiche ein und ist somit sehr informativ und bereichernd für den Leser. Zusätzlich werden die gut beschriebenenen und informativen Texte durch eine Vielzahl von Bildern und Fotografien bereichert. Der letzte Teil des Buches ist ein kleiner Flirt mit dem Bösen und, obwohl ausgesprochen schwarz, auch sehr amüsant für denjenigen, der es nicht zu ernst nimmt.
Auch ohne die Ausstellung besucht zu haben, bekommt der Leser mit diesem interessant gestalteten Buch einen vielschichtigen Einblick in die Welt des Bösen und dessen unzähligen Gesichter.