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Spricht man über Kriminalliteratur, so dauert es meist nicht lange, bis auch der Name Pater Brown fällt. Das Hörspiel-Label Maritim vertont die berühmten Kurzgeschichten des englischen Schriftstellers Gilbert Keith Chesterton schon seit einiger Zeit; nun erschien im November 2007 die neunte Folge dieser "Pater Brown"-Reihe: "Der Mann im Gang".
Zwei Verehrer, ein eifersüchtiger Schauspielkollege, ein Bediensteter und der Geistliche Pater Brown - das ist viel Männerbesuch, den die Schauspielerin Aurora Rome nach einer gelungenen Aufführung von Shakespeares "Sommernachtstraum" in ihrer Garderobe empfängt. Doch die offen gezeigte Zuneigung für die hübsche Schauspielerin kommt diese teuer zu stehen: Kaum hat sich die Gruppe getrennt, als man den Schrei Aurora Romes hört; kurz darauf wird sie erstochen aufgefunden. Wenig später entdeckt man außerdem die Leiche von Mr. Parkinson, Miss Romes Bedienstetem, der allem Anschein nach Selbstmord begangen hat. Der Verdacht des Mordes fällt sofort auf Aurora Romes Kollegen Isidore Bruno, war dieser zuvor doch außer sich vor Eifersucht auf die beiden Verehrer, denen Miss Rome nicht abgeneigt war. Sowohl die beiden Verehrer, Sir Wilson Seymour und Captain Cutler, als auch Pater Brown konnten den vermeintlichen Mörder in der Dunkelheit hinter der Theaterbühne vom Tatort davonhuschen sehen - doch jeder der drei Zeugen beschreibt die Gestalt anders. Einzig Pater Brown hat zu diesem Phänomen eine Erklärung ...
"Der Mann im Gang" gehört zu jenen Kurzgeschichten, die in veränderter Form die Grundlage für die erfolgreiche "Pater Brown"-Verfilmung "Das schwarze Schaf" mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle darstellte. Was in Kombination mit anderen Erzählungen Chestertons und mit abgewandeltem Handlungsverlauf im Film hervorragend funktioniert hat, erscheint in dem der Original-Vorlage folgendem Hörspiel "Der Mann im Gang" eher mager. Wie leider viel zu oft hat Pater Brown selbst auch hier wieder nur einen kurzen Auftritt zu Beginn des Kriminalfalls, um die Schaubühne dann erst gegen Ende der Produktion wieder zu betreten und das Verbrechen aufzuklären. Die Zeit dazwischen fungiert der Geistliche als stiller Beobachter, wodurch Witz, Intelligenz und Kombinationsvermögen des Paters leider deutlich zu kurz kommen. Zudem kommt man als Hörer schnell selbst hinter das Geheimnis der unterschiedlichen Gestalten, und dass weder Sir Wilson Seymour noch Captain Cutler dieselben Schlüsse ziehen konnten, ist für die Glaubwürdigkeit von "Der Mann im Gang" nicht gerade förderlich. Durch Szenen wie das Zusammentreffen aller Beteiligten in der Garderobe Miss Romes oder den Gerichtsverhandlungen zum Schluss des Hörspiels zieht sich die Handlung darüber hinaus unnötig in die Länge, was zur Folge hat, dass streckenweise kaum Spannung aufkommt. An den professionellen Sprechern liegt das allerdings ebenso wenig wie an der gelungenen Musik- und Geräuschkulisse der Produktion.
Fazit:
"Der Mann im Gang" ist bei weitem nicht der intelligenteste oder gar packendste Fall des Geistlichen Pater Brown - stattdessen erscheint die Handlung des ansonsten gut gemachten Hörspiels durchsichtig und wenig glaubwürdig und lässt darüber hinaus den Pater selbst viel zu sehr in den Hintergrund treten.