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Megumi Sakamato ist verschwunden. Das vierzehnjährige Mädchen ist schon seit zwei Tagen nicht nach Hause gekommen, was für sie extrem untypisch ist. Ihre Mutter macht sich große Sorgen um sie und da sie nicht weiß, an wen sie sich sonst wenden könnte, ruft sie den besten Freund ihres bereits vor elf Jahren verstorbenen Mannes an. Takeshi Shiga lebt in den Bergen und teilt mit Sakamato die Leidenschaft für das Bezwingen von hohen Gipfeln. Als er nun hört, was passiert ist, ist er sofort bereit, sein Territorium zu verlassen, und macht sich auf die Reise nach Tokio. Die große Stadt ist ungewohnt für ihn, aber seine Sorge um Megumi lässt ihn alles andere vergessen.
Erste Nachforschungen führen ihn an die Schule von Megumi. Dort trifft er ein Mädchen, mit dem sie befreundet war. Maki Ohara ist allerdings nicht sehr gesprächig und will ihm keine Auskunft geben. Das ändert sich jedoch, als er Dinge über sie erfährt, von denen Maki lieber gewollt hätte, dass sie geheim bleiben. Shiga gerät immer tiefer in die Fänge der Stadt und ihrer seltsamen Machenschaften, die ihm so fremd sind. Doch er lernt schnell und gibt nicht auf, denn Megumi liegt ihm sehr am Herzen. Wird es ihm gelingen, sie zu finden?
Jiro Taniguchis Geschichte ist eindringlich und spannend. Er wagt sich an Themen heran, die nicht alltäglich sind, und beschreibt sie sehr gefühlvoll. "Die Stadt und das Mädchen" handelt von Kindesmissbrauch, vom in Japan viel zu alltäglichen Kinder-Strich, von einer verlorenen Liebe, der Bergsteigerei, Gewalt und Macht.
Auch wenn der Titel etwas anderes vermuten lässt, ist nicht "das Mädchen" die Protagonistin in diesem Manga, sondern Takeshi Shiga nimmt die Hauptrolle ein. Er ist ein eher ruhiger Typ und wirkt stellenweise sogar hart, aber er hat ein gutes Herz und sorgt sich lediglich um die, die ihm am Herzen liegen. Um Megumi zu helfen, geht er Risiken ein, die weit über das übliche Maß hinaus gehen. Die lebensgefährliche Besteigung eines Hochhauses ist dabei sicherlich das Highlight. Der Autor hat damit zusätzlich das Element des Bergsteigens meisterlich in die Geschichte eingebaut. Die Tatsache, dass kein normaler Berg, sondern eine glatte Hauswand erklommen wird, sorgt für zusätzliche Dramatik.
Das Drama um Megumi löst sich erst nach und nach auf. Sehr lange tappt der Leser gemeinsam mit Shiga im Dunkeln, doch nach und nach enthüllen sich immer mehr Einzelheiten, die sich zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Dabei geht Jiro Taniguchi nicht zimperlich mit seinen Lesern um, wenn er das Thema der Kindesentführung auch mit viel Zartgefühl angeht. Was Megumi zugestoßen ist, ist traumatisch für alle Beteiligten.
Auch wie Shiga zu Megumi und ihrer Mutter steht, wird erst im Laufe der Handlung enthüllt. Man versteht ihn so immer besser. Jede der Personen trägt schwer an ihrem Schicksal und hat viel durchgemacht, sie wirken dabei aber alle absolut authentisch.
"Die Stadt und das Mädchen" ist ein außergewöhnlicher Manga, der seine Leser berührt und ihnen eine tragische Geschichte erzählt.