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 Das Tucholsky-Lesebuch

Autoren: Kurt Tucholsky
Verlag: Diogenes

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis


Kurt Tucholsky, das ist einer der Meister der Satire. Dutzende Bücher gibt es von seinen Werken. Braucht man da wirklich noch ein weiteres? Nichtsdestotrotz hat der Diogenes Verlag ein "Tucholsky-Lesebuch" herausgebracht.

Auf fast eintausend Seiten findet man Glossen, Aufsätze und Gedichte, eingeteilt in verschiedene Themengebiete. Den Anfang macht "Mit 5 PS" mit Werken, die den Autor etwas näher bringen. Es folgt "Lieb Vaterland". Tucholsky versucht, seine Mitmenschen wachzurütteln, um die Katastrophe, die im Annahen ist, aufzuhalten - und versagt. Obwohl diese Aufsätze über achtzig Jahre alt sind, haben sie von ihrer Eindringlichkeit nichts verloren.
In "Bühne und Weltbühne" geht es zumeist um die Zeitung "Weltbühne" (vordem: "Schaubühne"), für die Tucholsky viele Jahre lang gearbeitet hat.
"Reisebilder" beschäftigt sich mit Reiseberichten, während sich in "Auf dem Nachttisch" alles um Bücher dreht.
In "Wo kommen die Löcher im Käse her?" finden sich Aufsätze zu allen möglichen Themen. Mal geht es um "Vorsätze", mal um "Die Familie" und auch eben darum, wo die Löcher im Käse herkommen.
Statt eines Nachwortes gibt es das etwas längere Stück "Nachher", das besser, als jedes Nachwort es gekonnt hätte, das Buch abschließt. Zusätzlich findet der Leser noch eine Kurzbiographie Kurt Tucholskys.

Jedem Tucholsky-Fan wird warm ums Herz bei diesem Band. Denn der Diogenes Verlag hat ein wunderbares Buch herausgebracht. Die berühmten Aufsätze wie etwa "Was darf Satire?" fehlen natürlich nicht, aber außerdem gibt es noch eine Fülle unbekannterer Geschichten. Tucholsky hat Zeit seines Lebens geschrieben und da gibt es einen reichhaltigen Fundus an Geschichtchen und Aufsätzen und Gedichten.
Das Buch hält die Balance zwischen den lustigen Stücken und den ernsthaften, die zum Nachdenken anregen.

Obwohl alle Stücke mehr als siebzig Jahre alt sind, die meisten von ihnen über achtzig, haben sie von ihrem Witz und Charme kaum etwas verloren. Natürlich fehlt dem Leser bei dem ein oder anderen Stück mal die aktuelle Perspektive, wer wann wo Bürgermeister war oder eine aufsehenerregende Affäre hatte - doch zum allergrößten Teil tut das dem Stück keinen Abbruch. Dies allein ist ein Verdienst, den man Tucholsky zugute halten muss - er hat für die Ewigkeit geschrieben. Denn seine Geschichten sind Stellvertreter - für "knorke" kann man genauso gut "phat", "strange", "total konkret" oder ein x-beliebiges anderes Modewort einsetzen, an der Grundaussage ändert sich nichts. Und genau das fasziniert und berührt den Leser.

Dies ist kein Buch für Schnell-Leser, dies ist ein Buch für Genießer, für den Nachttisch, ein Buch, in dem man immer wieder schmökern will.

Sabine Hunsicker



Taschenbuch | Erschienen: 01. November 2007 | ISBN: 9783257235197 | Preis: 12,90 Euro | 971 Seiten | Sprache: Deutsch

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