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Das Mittelalter war eine Zeit ständiger Veränderungen. Neue Entdeckungen, Kriege, Politik und Krankheiten haben beständig das Gesicht dieses Zeitalters verändert. Und dennoch gibt es eine Zeit, in der sich ein größerer, tiefer greifender Wandel vollzogen hat. Am Ende des 12. Jahrhunderts gibt es in vielen Bereichen Veränderungen, die nicht nur die Gesellschaft verändern. Dieser Vielzahl an einzelnen Beweggründen und ihren Ursachen geht der Autor Wolfdieter Haas in dem Sachbuch "Welt im Wandel" nach.
Acht große Kapitel sind es, die im Buch jeweils unterschiedliche Lebensbereiche und Veränderungen beleuchten. Der erste Abschnitt befasst sich mit dem Bevölkerungswachstum, das durch positive Ernteerträge eingesetzt hat. Dadurch mussten mehr Gebiete erschlossen, Felder gerodet und Sumpfgebiete trocken gelegt werden, um die Bevölkerung auch weiterhin versorgen zu können. Dies veränderte vor allen Dingen die Umwelt in hohem Maße.
Aber auch die mehr geistigen Veränderungen brachten eine Welle ins Rollen. Durch die Reichtümer der Kirche kamen Gegenbewegungen auf, die Armut und Demut forderten. Die Waldenser, Katharer und andere Laiengemeinschaften forderten so die Kirche heraus. Dem gleichen Ziel eiferten auch Dominikus und Franziskus nach, doch besaßen diese immerhin den Segen der Kirche und wurden nicht wie andere Gemeinschaften als Ketzer verfolgt.
Nicht nur kirchliches, sondern auch politisches Interesse war im Spiel, wenn es um die Kreuzzüge ging. Nach den ersten Erfolgen mussten die eroberten Gebiete gesichert werden und man hatte zahlreiche Niederlagen einzustecken. Gleichzeitig veränderte sich durch die Besiedlung im Heiligen Land die Einstellung gegenüber den Eingeborenen, da man sich von den ursprünglichen Vorurteilen abwandte.
Die weltliche Macht hatte aber auch weitaus größere Probleme. Das Kaisertum musste gefestigt und die Präsenz im Reich erreicht werden. Hierbei entstand eine neue Form des Königshofes, die gleichsam einherging mit der Verarmung des niederen Adels und der Entwicklung der Städte. Politik und Geldnöte bestimmten Ende des zwölften Jahrhunderts darum nicht nur die Urteile der französischen und englischen Regenten.
Entgegen den Annahmen, dass es im Mittelalter kaum Technik gegeben habe, setzt der Autor den höchst anspruchsvollen Bau einer Vielzahl von Kathedralen. Durch neue Maschinen und Handwerkstechniken konnte man so den geistlichen Anspruch auf ein bestimmtes Gebiet sichtbar werden lassen. Doch nicht die die geistliche, sondern auch die geistige Ebene wurde gefördert. Langsames Wachstum der Bildung und die Gründung vieler Universitäten führte zu einem neuen Bildungsstand, der für das Beamtentum am Königshof nötig geworden war.
"Welt im Wandel" zeigt dem Leser auf, in wie vielen Bereichen es im Hochmittelalter neue Bewegungen und Veränderungen gab, die ein neues Lebensbild der Menschen schufen und auch die Landesgrenzen radikal änderten. Durch diese kleinen und gut gewählten Schlaglichter bekommt man ein detailliertes, in die Tiefe gehendes Bild der ausgewählten Bereiche. Und hier liegt auch der Mangel des Buches. Denn wegen dieser Detailtiefe, dieser Vielfalt wäre es gerade interessant, wie die einzelnen Fäden miteinander verknüpft sind, aufeinander eingewirkt und sich gegenseitig beeinflusst haben. Doch leider fehlt dem Buch eine solche Zusammenfassung, weswegen der Leser zwar mit einer Vielzahl an Informationen bedacht wird, diese jedoch in keinen größeren Zusammenhang bringen kann. Dadurch wird das Potential des erfassten Fachwissens verschenkt und der Leser bleibt mit interessanten, aber zusammenhanglosen Wissensfäden zurück.