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Wenn es ans Eingemachte geht, ist unser Körper zu erstaunlichen Höchstleistungen fähig. Von der Geburt bis zum Tod kämpft der menschliche Organismus gegen Krankheiten und Verletzungen. Manchmal mag er dabei schwächlich und unterlegen scheinen, häufig zeigt er sich jedoch äußerst widerstandsfähig. Der Überlebenswille des Körpers kann heutzutage zusammen mit der modernen Medizin einige wahre Wunderwerke bringen und selbst härteste Belastungsproben überstehen. Die BBC-Dokumentation "Kampf ums Leben" zeigt in sechs Episoden, die verschiedene Stadien des Lebens von der Geburt bis zum hohen Alter repräsentieren, Menschen mit schweren Verletzungen und üblen Krankheiten, denen mittels moderner Chirurgie das Leben gerettet wird.
Da ist ein Baby mit verteerter Lunge, das lange Zeit künstlich beatmet werden muss, bevor es den ersten eigenen Atemzug tun kann. Da wird eine Herztransplantation an einem Kind durchgeführt, ein Tumor entfernt, ein drohender Schlaganfall verhindert oder eine kurz vor dem Platzen stehende Arterie entschärft. Während das Kamerateam der BBC den Ärzten dabei über die Schulter schaut, werden gleichzeitig mit Computeranimationen die Vorgänge im Inneren des Körpers beleuchtet, der auf seine Weise mit den Problemen umspringt, dem Rettungsversuch der Ärzte hilft oder ihn behindert. So wird ein effektives Zusammenspiel zwischen der Biologie des Körpers und den Möglichkeiten der modernen Medizin dargestellt, bei dem man nicht selten anders kann, als verblüfft zu sein. Wenn etwa die Speiseröhre eines Patienten entfernt werden muss und stattdessen der Magen langgezogen wird, um als neuer Esophagus zu dienen, fragt man sich ungläubig: So was geht wirklich? Und wer hat sich nicht schon immer gefragt, wie so eine Herztransplantation eigentlich funktionieren soll? "Kampf ums Leben" zeigt es am offenen Beispiel, denn die Operationen werden größtenteils live und in Farbe präsentiert - wer kein Blut sehen kann, macht bitte den größtmöglichen Bogen um diese Dokumentation.
Das ist alles gut und schön und interessant und wurde von der BBC wie immer unterhaltsam, mit einem Sinn für das Erstaunliche in Szene gesetzt. Und wie immer bei der BBC gerät die Dokumentation dabei reißerisch und überdramatisierend. Normalerweise ist diese Masche auszuhalten, diesmal geht sie jedoch entschieden zu weit! Die Augen drohen aus dem Kopf zu kullern, so oft muss man sie ob der nervig-menschelnden Art, der kitschigen Musik und der pseudo-spannenden Kommentare ("Wenn James zu viel Blut verliert, WIRD er sterben!") verdrehen. Im Sekundentakt wird man darauf hingewiesen, dass hier das Leben eines Menschen auf dem Spiel steht, dass dieses und jenes schiefgehen könnte, dass die Uhr tickt et cetera. Wenn man nur einen Funken Grips hat, weiß man natürlich, dass hier keine Operationen gezeigt werden, bei denen die Patienten ums Leben kommen. Wenigstens so weit geht die BBC noch nicht.
Die ach-so-tollen "modernsten" Computeranimationen hätte man auch deutlich zurückfahren dürfen, zeigen sie doch größtenteils nur Peinlichkeiten wie etwa den Hergang des Unfalls in Röntgen-Zeitlupe oder eine Schlacht zwischen einem Pilz auf der Lunge und den Abwehrkräften des Körpers. Am häufigsten sieht man jedoch Bilder von arbeitenden Organen, die einem in ihrer Frequenz bereits in der ersten Folge schon gehörig auf den Keks gehen. Allein die Anzahl der Einstellungen eines digitalen Herzens ist so hoch ... sagen wir mal, man könnte ein sehr heftiges Trinkspiel daraus machen.
Man muss entweder ziemlich leidgeprüft sein oder sich aus diesem schamlosen Sensationalismus nichts machen, dann kann man auch Interesse für die faszinierenden Operationen und Eingriffe, die einem diese Serie zeigt, aufbringen. Eigentlich handelt es sich hier um wirklich faszinierenden Stoff, aber hinter so viel Tamtam versteckt verliert er leider fast alle Anziehungskraft.
Die DVD kommt im schönen Pappschuber daher, ist aber eher mäßig ausgestattet. Die Tonspuren sind in stereo und liegen sowohl in Englisch als auch in Deutsch vor. Ansonsten gibt es nur ein knapp dreiminütiges Extra, das in aller Kürze die Herstellung der Computeranimationen der Serie zeigt. Dafür ist der Preis mit 20 Euro für eine ganze Serie äußerst fair.