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Dies ist die Geschichte des geheimnisvollen Graf Mieszko Skarbek. Wir schreiben das Jahr 1843, als er mit dem Schiff in Saint-Malo ankommt und gleich darauf mit seiner farbigen Dienerin nach Paris reist. Dort angekommen, dauert es nicht lange, bis er erste Kontakte zur Kunstszene geknüpft hat. Besonders interessiert er sich für den Kunsthändler Daniel Northbrook. Dieser besitzt die Exklusivrechte an den Zeichnungen des Malers Louis Paulus. Paulus verschwand vor etwas über zehn Jahren spurlos und seine Bilder sind von hohem Wert. Doch nicht nur daran ist Skarbek interessiert: Auf einer Ausstellung sieht er ein Bild von Paulus, auf dem seine Muse Magdalena zu sehen ist und ist hingerissen von dem Anblick. Tatsächlich gelingt es ihm sogar, die Frau zu finden - sie ist inzwischen zu einer Prostituierten geworden. Für Geld lässt sie sich dazu überreden, auch Graf Skarbek Model zu sitzen. Doch nachdem Skarbek sein Bild vollendet hat, offenbart er ihr ein erstaunliches Geheimnis: Es handelt sich bei ihm um niemand anderen als Louis Paulus selbst, jedoch ist sein Gesicht grauenhaft entstellt und auch seine Stimme klingt nicht mehr wie früher, darum erkennt ihn niemand. Auch Magdalena kann ihm nur glauben, weil sie seinen Malstil erkennt.
Was Skarbek mit seinem Auftauchen bezweckt, wird nur allzu schnell klar. Er will Rache nehmen an dem Menschen, der ihm einst das Leben zur Hölle machte. Dieser Feind ist niemand anderes als Daniel Northbrook. Geschickt webt Skarbek ein Netz, in dem sich der Händler verfangen soll. Es beginnt eine spektakuläre Gerichtsverhandlung, bei der ihm Skarbek nicht nur Betrug, sondern auch Mord und Vergewaltigung vorwirft.
Yves Sente und Grzegorz Rosonski sind in Deutschland eher unbekannte Künstler. Umso lobenswerter ist es, dass der Verlag schreiber & leser sich diesem Kunst-Comic angenommen und ihn hier veröffentlicht hat.
Skarbek ist ein Maler. Und genau wie seine Werke, so sind auch die Bilder des Comics stilvolle Aquarelle. Schon das unterscheidet den Band von vielen anderen aus dem Genre. Hier hält man eher ein kleines Kunstwerk in der Hand als eine Spaß-Lektüre. Das Spiel mit Licht und Schatten ist wunderbar gelungen und die Charaktere sind durch markante Merkmale immer leicht wieder zu erkennen.
Auch die Handlung selbst ist keine leichte Kost. Graf Skarbek erzählt vor Gericht seine tragische Geschichte, die wir als Leser Stück für Stück in Bildern miterleben dürfen. Man fühlt sich selbst wie einer der Zuschauer im Gerichtssaal. Der Leser bleibt seltsam unbeteiligt, auch die tragischsten Geschehnisse wirken eigentümlich entrückt. Trotzdem kann man sich kaum von den Seiten lösen. An einigen Stellen werden die Geschehnisse in Form von kurzen Zeitungsausschnitten zusammengefasst. Die natürlich sehr reißerisch formulierten Texte stacheln die Neugier zusätzlich an.
Immer hat man im Hinterkopf, dass auch das, was uns Skarbek erzählt, nur seine Sicht der Dinge ist, und man fragt sich, was noch alles hinter dem Offensichtlichen versteckt ist. Leidenschaft und Leid haben in diesem Comic gleichermaßen einen Platz gefunden und existieren fast schon schmerzvoll parallel zueinander.
Aber Vorsicht: Wer die komplette Geschichte lesen möchte, sollte sich unbedingt auch den zweiten Teil zulegen, denn die Handlung bricht abrupt ab. Ein Band ohne den anderen zu lesen wird nur enttäuschen, beide zusammen ergeben jedoch ein absolut lesenswertes kleines Comic-Kunst-Meisterwerk.