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Mit "Wirre Waldläufer" geht das Kultkartenspiel Munchkin in eine neue Runde. Es handelt sich damit bereits um die fünfte Erweiterung des Spiels, das 2001 von Steve Jackson ersonnen und herausgegeben wurde und seit 2003 in einer recht gelungenen Übersetzung, die es schafft, den größten Teil des speziellen Munchkinhumors zu übermitteln, bei Pegasus Spiele erscheint.
Wie der Titel bereits verrät, wird hier eine neue Klasse eingeführt - die Waldläufer. Der Begriff "Waldläufer" dürfte dabei nicht nur eingefleischten Rollenspielern bekannt sein: Es handelt sich um jene düsteren, abgehärteten Gesellen, die einsam durch die Wälder diverser Fantasywelten streifen, mit Tieren sprechen, hin und wieder recht wirksame Naturzauber ausüben können, an flackernden Lagerfeuern Lieder aus längst untergegangenen Kulturen zum Besten geben und so weiter. Bekanntester Vertreter dieser speziellen Klasse ist natürlich Aragorn, den schon Altmeister Tolkien durch die Wälder Mittelerdes streunen ließ.
Mit diesem Bild im Hinterkopf wendet man sich nun der soeben erschienen fünften Munchkinerweiterung zu und muss mit mehr oder weniger Überraschung feststellen, was Steve Jackson und Zeichner John Kovalic aus diesen düsteren Gesellen gemacht haben: die wohlbekannte Munchkinfigur grinst gewohnt fies vom Cover herab, angetan mit einer Art Pfadfinderoutfit, in der einen Hand einen Schwertfisch, in der anderen ein silbernes Sandwich, an den Füßen je ein winziges Pferd, die wiederum auf einem fliegenden Teppich stehen.
Tatsächlich hat die neue Klasse auch einiges zu bieten: Als Waldläufer kann man nämlich beliebige Monster zähmen und zu Rössern (Reittieren) machen, anstatt sie auf die gewohnte Weise zu bekämpfen und sich ihren Schatz zu schnappen. Der Kampfbonus, der dem Waldläufer durch dieses Ross verliehen wird, ist dann gleich der Anzahl von Schätzen, die auf der Karte notiert ist. Wer sich nun an alte Bekannte aus Teil eins wie König Tut, möglicherweise auch noch uralt und wütend, den unglaublichen, unaussprechlichen Schrecken oder den Versicherungsvertreter erinnert, dem sollten nun einerseits die Augen leuchten und andererseits sollte ihm ein sehr merkwürdiges Bild vor Augen stehen.
Damit steht eben auch fest, dass einer der Hauptschwerpunkte dieser Erweiterung auf dem Kartentyp "Rösser" liegt, der bereits in "Munchkin 4: Rasende Rösser" eingeführt wurde - denn schließlich will jeder Munchkin eins haben, ob Waldläufer, Halblingkrieger oder Elfenpriester. So sind im Set auch verschiedene Rösser enthalten, beispielsweise das Spinnenross oder das halbverrückte Wildschweinross. Auf ein Ross kann man dann wiederum bestimmte andere Spezialkarten anwenden, es zum Beispiel mit Ralleystreifen oder dem Wunschkennzeichen versehen.
Der andere Schwerpunkt liegt auf den Mietlingen - aus anderen Munchkinspielen auch als Mooks, Lakaien und so weiter bekannt. Diese hilfreichen Handlanger tauchen hier vermehrt im Türenkartenstapel auf, beispielsweise der Helvetia- oder der Fackelträger-Mietling.
Alle Regeln zu Rössern und Mietlingen sind in einem beigefügten Regelblatt noch mal genau erklärt.
Zudem kommen in der fünften Munchkinerweiterung natürlich einige weitere geniale Items und Monster hinzu. In Sachen Waffen ist hier als Highlight besonders der Dreihänder hervorzuheben, der dem Munchkin einen +10-Bonus gibt, allerdings nur mit drei Händen zu handhaben ist. Doch wie der erfahrene Spieler weiß, ist eine dritte Hand in diesem Kartenspiel zwar nicht leicht zu erlangen, aber auch kein Ding der Unmöglichkeit. Waldläufer dürfen sich zudem über den Bogen des extrem unausgewogenen Kampfes freuen, Kleintierfreunde über den Exorzistenhamster. Dazu die neuen Stufenkarten: Würg die Konversation ab!
Doch auch im Türenkartenstapel lauern neue Gefahren: Vom Salatgolem bis zum Mork mit den zwei Geboten.
Ein wenig nervig sind Anspielungen auf Cons und Turniere: So taucht das Monster "Hörnchen" auf, wobei auf den Europameister im Munchkin 2006, Christian Horn, angespielt wird. Zum Glück hält sich das in Grenzen.
Insgesamt stellt "Wirre Waldläufer" eine durchaus lohnenswerte Erweiterung für Munchkin dar, die mit vielen witzigen neuen Karten aufwartet, alle natürlich mit den gewohnt genialen Zeichnungen von John Kovalic. Durch die neue Klasse der Waldläufer ist dabei auch für einige unterhaltsame neue Aspekte gesorgt, insbesondere natürlich die Rösser betreffend. Die neuen Mietlinge sind dabei jedoch kaum eine tatsächliche Bereicherung, da sie im Endeffekt der Sache nichts wirklich Neues hinzufügen. Übrigens ist es nicht zwingend notwendig - wenn auch möglicherweise sinnvoll -, die vorangegangenen Munchkinerweiterungen zu besitzen, das Basisspiel "Munchkin" sollte man jedoch bereits sein eigen nennen, da "Wirre Waldläufer" nur eine Erweiterung dazu darstellt.
Munchkin 5 sei jedem beigeisterten Munchkinspieler ans Herz gelegt; wer jedoch wirklich neue Aspekte - abgesehen von der neuen Klasse der Waldläufer - im Spiel sucht, sollte möglicherweise auf eines der anderen Basisspiele wie Munchkin Fu zurückgreifen, da diese dann doch den Facettenreichtum maßgeblich erweitern.
Im Set enthalten sind 120 Spielkarten, inklusive drei Blankokarten sowie die erwähnte Zusatzanleitung Mietlinge und Rösser betreffend.