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 Erdsee, Band 3: Das ferne Ufer

Serie: Erdsee, Band 3
Autoren: Ursula K. Le Guin
Verlag: Carlsen

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Arren, Prinz von Enlad, kommt als Bittsteller nach Rok, der Insel der Zauberer. In seiner Heimat beginnen die Magier, ihre Macht zu verlieren. Sie vergessen die "Wahre Sprache" und vegetieren dahin. Drogenkonsum, Hoffnungslosigkeit, auf den Feldern verfaulende Ernten, missgestaltete Säuglinge, Brandschatzungen und der allgemeine Verlust der Ordnung machen dem Prinzen Sorgen. Doch Erzmagier Ged kann ihm nicht helfen. Auch er hat diese Nachrichten vernommen und weiß nicht, warum das Gleichgewicht der Macht nicht mehr besteht.
Ged bricht gemeinsam mit Arren auf, um die Ursache für all die schrecklichen Veränderungen herauszufinden. Ged ahnt, dass ein Mensch, ein Magier hinter den Veränderungen steckt. Denn wenn ein Zauberer, der die wahre Sprache beherrscht, diese zu missbrauchen versucht und nach Unsterblichkeit trachtet, gefährdet er das Überleben aller.
Geds Ziel ist Selidor, die Insel der Drachen. Hier ist der Zugang zum Reich der Toten und hier hofft Ged auch herauszufinden, wer die Mauer, die die beiden Reiche voneinander trennt, einzureißen versucht. Doch Ged will nicht wahrhaben, dass ihm und Arren nur eine Möglichkeit bleibt, den Untergang der Welt aufzuhalten: Sie müssen das Reich der Toten betreten.

Nach "Der Magier der Erdsee" und "Die Gräber von Atuan" beendete der 1972 erschienene Roman "Das ferne Ufer" die Trilogie rund um "Erdsee", die Fantasy-Welt, die Ursula K. Le Guin geschaffen hat.
Ohne die Ereignisse der einleitenden Bände ist der dritte Roman zwar lesbar, doch die Grundlagen der Geschichte, die Mechanismen, nach der "Erdsee" funktioniert, werden erst verständlich, wenn man sie gelesen hat. Die in sich abgeschlossene Geschichte "The Farthest Shore" nimmt den Grundgedanken von Erdsee auf und hinterfragt, was geschieht, wenn das Gleichgewicht der Macht nicht mehr gegeben ist. Diese unverkennbare Allegorie auf aktuelle Ereignisse in den USA wie den Vietnam-Krieg und das Engagement von Ursula K. Le Guin für die Friedensbewegung macht aber aus "Das ferne Ufer" keinen politischen Roman. Ganz im Gegenteil - die Autorin versucht, die psychologische Situation von Menschen zu beleuchten, denen Macht und Verantwortung gegeben ist. Ein Großteil des Buches ist denn auch ein Monologisieren über die Frage des Machtmissbrauchs und ein Dialog über den richtigen Umgang mit ihr.
Wie Le Guin es dennoch schafft, daraus eine spannende, teils dramatische Geschichte zu machen, ist grandios. Ihr sachlicher, klarer Stil, ihre wundervoll detailreiche Ausarbeitung einer Welt und zahlloser Charaktere ist äußerst lesenswert.

Zweifellos ist "Das ferne Ufer" der beste der drei Erdsee-Romane. Er ist krönender Abschluss und Ausblick zugleich. Was im Jahre 1972 noch wie ein Schlussakkord klang, wurde achtzehn Jahre später mit "Tehanu: The Last Book of Earthsea" (deutsch: "Tehanu") überraschend doch noch fortgesetzt. 2001 folgte "The Other Wind" (deutsch: "Rückkehr nach Erdsee"), der fünfte Band.

Die Erdsee-Trilogie gilt heute als Klassiker der Fantasy-Literatur. Und immer noch ist diese psychologisch fundierte, atemberaubend schöne Welt einen Besuch wert. Beklagenswert an der vorliegenden Ausgabe ist nur das seltsam unpassende Titelbild. Hier hatte der Heyne-Verlag mit seinen traumhaft schönen Ansichten von Erdsee Maßstäbe gesetzt - leider aber sind diese Bücher vergriffen und werden nicht neu aufgelegt.
Einzig der Sammelband, der die ersten vier Romane enthält, ist zu empfehlen, zumal er günstiger ist, als die gebundene Ausgabe von "Das ferne Ufer" (ISBN-13: 978-3492285230).

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 01. März 2003 | ISBN: 9783551580917 | Originaltitel: The Farthest Shore | Preis: 9,47 Euro | 319 Seiten | Sprache: Deutsch

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