In unsere Umwelt werden zahlreiche künstliche Substanzen eingebracht, deren Wirkung auf Ökosysteme unterschiedlich gut bekannt ist - bisweilen auch überhaupt nicht. Mit der Schadwirkung von Chemikalien auf Organismen und Ökosysteme befasst sich die Ökotoxikologie, die aus den Wissenschaften Umweltchemie, Toxikologie und Ökologie hervorgegangen ist.
Das nun in dritter Auflage vorliegende Lehrbuch gibt zunächst eine Einführung in die wesentlichen Anliegen der Ökotoxikologie und definiert diesen Zweig der Umweltwissenschaften. Im zweiten Kapitel erhält der Studierende einen Überblick über die heute bedeutenden Einträge von Schadstoffen in die Umwelt, sowohl, was Ursachen und Wege der Verschmutzung angeht, als auch bezüglich der Identität der verbreiteten umweltschädlichen Chemikalien. Daran schließt sich ein Kapitel über Toxizität allgemein und in Bezug auf Organismen und Ökosysteme an.
Die Bioverfügbarkeit von Schadstoffen, also deren Fähigkeit, von der Umwelt - Wasser, Böden, Luft und so weiter - aufgenommen zu werden, steht im Zentrum eines weiteren Kapitels. Diesem folgt ein Abschnitt über Untersuchungsmethoden und Tests hinsichtlich der Ökotoxizität für verschiedene Gruppen von Lebewesen und unterschiedliche Ökosysteme.
Wie Umweltchemikalien sich im Körper von Organismen verhalten, wird unter verschiedenen Gesichtspunkten in vier Kapiteln dargestellt; es geht schwerpunktmäßig um Aufnahme und Verteilung solcher Stoffe, um die Anreicherung in Lebewesen, darum, wie verschiedene Schadchemikalien in einzelnen Zellen und Strukturen wirken, und wie sich diese Wirkungen schließlich bezüglich des Gesamtorganismus äußern. Auswirkungen von Umweltgiften auf ganze Lebensgemeinschaften und Ökosysteme sind Thema des vorletzten Kapitels, das letzte befasst sich mit der Risikoabschätzung seitens der Ökotoxikologie und mit rechtlichen Grundlagen in der EU und in der Schweiz.
Das Buch bietet zudem ein sehr nützliches Glossar und ein umfangreiches Sachverzeichnis. An alle Kapitel schließt sich ein umfangreiches Literaturverzeichnis an.
Wer im Studium oder im Beruf über Umweltschutz Bescheid wissen will oder muss, sollte mit den Wirkungsmechanismen von Schadstoffen vertraut sein. Sowohl die verschiedenen Gruppen von schädlichen Chemikalien als auch die Art und Weise, wie sie ab einer jeweils bestimmten, vom Autor genannten Konzentration (sofern bekannt) auf diverse Organismen wirken, werden ausführlich beschrieben. Der Leser erhält zudem einen Überblick über die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Lebensgemeinschaften und natürlichen Zyklen sowie über die Störungen, die Schadchemikalien bewirken.
In allen Kapiteln findet man reichlich Grafiken mit präzisen Legenden, anhand derer die im jeweiligen Kapitel vorgestellten Sachverhalte veranschaulicht werden. Die Aufmachung ist relativ nüchtern, ohne auffallend bunte und das Auge fesselnde, effekthascherische Abbildungen. Wichtige Stichwörter sind durch Fettdruck hervorgehoben, wesentliche Aussagen wurden farblich gekennzeichnet. Infokästen, so genannte Boxen, bieten in kompakter Form weiterführende, bisweilen auch grundsätzliche Informationen zum Thema.
Dem Autor ist der schwierige Spagat gelungen, einerseits umfassend und mit angemessenem Tiefgang die Grundlagen der Ökotoxikologie darzustellen - der Biochemiker muss sich natürlich bei komplexeren Reaktionen die molekularchemischen Details selbst zusammenreimen -, andererseits jedoch nicht zu viel Basiswissen, speziell aus dem chemischen und biochemischen Bereich, vorauszusetzen. Kenntnisse dieser Fächer sowie der Biologie, die über den Gymnasialstoff hinausgehen, sind nicht vonnöten.
Was manchem fehlen mag, sind detaillierte Ausführungen darüber, wie die heute gültigen Grenzwerte für viele Gruppen von Umweltchemikalien festgelegt oder in der Praxis ermittelt wurden, denn dies würde den verantwortungsbewussten Umgang mit solchen Werten erleichtern. Auch stammen viele Daten aus dem bekanntlich in Umweltfragen recht lässigen Nordamerika, und vorgestellte Statistiken reichen oft nur bis knapp vor der Jahrtausendwende - seither dürfte sich zumindest in Europa allerlei getan haben, in welche Richtung auch immer. Ebenfalls etwas irritierend ist der relativ starke, nicht gerade angenehme Lösemittelgeruch des Buchs selbst.
Insgesamt aber enthält dieses Buch vorzüglich aufbereitetes Wissen über die Zusammenhänge zwischen Umweltchemie beziehungsweise Ökologie und Toxikologie, sowohl, was die Theorie angeht, als auch bezüglich der Praxis, etwa Testverfahren und Risikoabschätzungen.