Geht es nicht uns allen so? Am Liebsten würden wir doch manchmal einer anderen Person lauter "verbale Nettigkeiten" an den Kopf werfen, nur weil wir auf diese Person momentan sauer sind, sie überhaupt nicht mögen oder weil wir diese Person vor allen anderen blamieren wollen.

Hans G. Raeth hat sich in seinem Buch "Die Kunst der Beleidigung" ausführlich mit den verschiedenen Richtungen der Beleidigungen beschäftigt.

Unterteilt in die 8 Kategorien

Kanaillen, Kaiser, Könige
Ratten, Richter, Rechtsverdreher
Medienmenschen und andere Maulhuren
Arschloch, akademisch gesehen
Nachbarn und andere Neidhammel
Schwester, Schwager, Schweinebacke
Dichter, Denker, Dösbaddeln
Idioten Spezial

beschäftigt er sich mit allen möglichen Facetten der Beleidigung, begonnen von der Geschichte (denn wer sagt, dass Beleidigungen eine Erfindung unserer Zeit ist, der hat sich gewaltig geirrt) über die Rechtslage in Deutschland (denn so manchmal kann ein falscher Ausdruck auch erhebliche finanzielle Folgen nach sich ziehen) über alle Bereiche des täglichen Lebens bis hin zur Selbstironie.

Wer jetzt aber meint auf mehr als 200 Seiten eine sinnlose Aneinanderreihung von Schimpfwörtern zu erhalten, hat sich getäuscht. Sicherlich enthält das Buch auch zahlreiche Schimpfwörter, aber der Autor beschäftigt sich auf wissenschaftliche Art mit diesem Thema. Dabei kommt jedoch auch der Humor nicht zu kurz. Hans G. Raeth versteht es auf brillante Art und Weise dem Leser zu zeigen, dass man weder in öffentlichen Medien noch in der Politik noch in der eigenen Familie vor Beleidigungen sicher ist. Und wohl dem, der in der Lage ist, darauf sofort in der Weise zu reagieren, dass aus dem Beleidigenden ein Beleidigter wird.

Auch die Frage, ob tatsächlich eine Beleidigung ausgesprochen wurde oder ob sich der angeblich Beleidigte nur darin übt, beleidigt zu sein, wird an verschiedenen Stellen durchaus unter wissenschaftlichen Aspekten gepaart mit manch kräftigem Augenzwinkern eingehend erörtert.

Der Autor selbst zieht sogar im letzten Kapitel des Buches unter der Überschrift "Die Kunst der Beleidigung" noch ein Fazit seiner Ausführungen, indem er "Regeln für einen produktiven Umgang mit Dummschwätzern und Arschlöchern" nochmals ausführlich zu Papier bringt.

Diesem Untertitel des letzten Abschnitts des Buchs ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Fazit ist: Jeder muss für sich den richtigen Umgang mit Beleidigungen finden - sei es wenn man selbst jemand beleidigen will oder wenn man selbst beleidigt wird. Der Autor macht deutlich, dass es auf jeden Fall ratsam ist, vorher das Gehirn zu betätigen, um sich nicht der Gefahr auszusetzen, dass man mit seiner Beleidigung eine ernsthafte und zudem noch teure Krise hervorruft.